Illegale Feuerwerksfabrik explodiert


Um die Explosionsstelle bietet sich ein Bild der Verwüstung. Foto: EFE

Die Gemeindeverwaltung von Tui hatte nicht die gerichtliche Anweisung zum Abriss des Lagers befolgt

Santiago del Compostela – Am 23. Mai kam es in Tui zu einer gewaltiger Explosion, die bis in die südlichen Gemeinden der Provinz Pontevedra und im Norden Portugals zu spüren war. Die Druckwelle zerstörte 20 Häuser und beschädigte über 100 zum Teil schwer. Zwei Menschen kamen in den Trümmern ums Leben, 37 wurden teilweise schwer verletzt. Ein riesiger Krater umgibt die Explosionsstelle; den Experten bietet sich ein Bild der Verwüstung katastrophalen Ausmaßes. Eine illegale Feuerwerksfabrik, „Pirotecnia La Gallega“, war explodiert.

Francisco Gómez, ein Einwohner von Tui, hatte bereits im März 2005 den Kampf für eine Schließung der gefährlichen Fabrik aufgenommen, als es zu einem Unfall gekommen war. Demnach war damals eine der Hütten, in der explosives Material gelagert wurde, explodiert. Es gab zwei Verletzte und Schäden an den umliegenden Häusern. Gómez, der 300 m von der Fabrik entfernt wohnt, zeigte „Pirotecnia La Gallega“ an, weil das Unternehmen nicht über die erforderlichen Genehmigungen verfügte. Er beauftragte eine Anwaltskanzlei und gewann vor Gericht. Zum Zeitpunkt des Gerichtsurteils war die Fabrik bereits wieder aufgebaut worden. Doch im Jahr 2013 erteilte die Gemeinde unter dem damaligen Bürgermeister die Genehmigung zum Betrieb einer Feuerwerksfabrik sowie eine Baugenehmigung zum erforderlichen Umbau und die Anpassung an die gesetzlichen Vorgaben. Gómez zog erneut vor Gericht, dieses Mal gegen die Fabrik und die Gemeinde, mit dem Argument, die Fabrik sei zu nahe an Wohnhäusern gelegen. Das Gericht von Pontevedra entschied 2014, dass das Gebäude zu nah an die Grundstücksgrenze gebaut worden sei, und die Genehmigungen wurden entzogen. Das Oberste Gericht Galiciens hatte die Entscheidung Mitte 2015 bestätigt. Die Fabrik müsse schließen und die illegal neu erbauten Gebäude wieder abgerissen werden, hieß es dort. Doch in der Fabrik wurde heimlich weitergearbeitet, und die Gemeinde unternahm nichts. Gómez ging erneut vor Gericht, das Mitte 2017 die Gemeinde unter Androhung einer Strafe aufforderte, die Fabrik zu schließen und abreißen zu lassen. Doch Bürgermeister Enrique Cabaleiro González und auch sein Nachfolger ignorierten die Anweisungen. Beide gaben jeweils an, sie hätten sehr wohl den Auftrag zur Schließung gegeben, den Gemeindearchitekten einen Abrissplan erstellen und die Gemeindepolizei die Einstellung der Geschäftstätigkeit überprüfen lassen. Im Herbst erhielt die Fabrik eine Geldbuße von 2.000 Euro wegen nicht erlaubter Geschäftstätigkeit. Das widerlegt, dass die Gemeindeverwaltung von der Einstellung der Tätigkeit ausgegangen sei. Und die Arbeit lief ganz normal weiter; jeden Tag wurde heimlich in der Fabrik, in der explosive Materialien unkontrolliert und unvorschriftsmäßig gelagert wurden, gearbeitet. Die Anwälte von Gómez hatten gefordert, die Strom- und Wasserversorgung der Fabrik zu kappen und die Sprengstoffexperten der Guardia Civil kontrollieren zu lassen, doch alles war vergeblich.

Am 23. Mai kam es zu der schweren Explosion. Ein marokkanisches Ehepaar kam in den Trümmern seines anliegenden Wohnhauses ums Leben und hinterlässt zwei minderjährige Kinder im Alter von 8 und 14 Jahren.

Der Eigentümer der Fabrik, Francisco González Lameiro, wurde umgehend festgenommen und kam nach vierstündigem Verhör unter der Auflage wieder auf freien Fuß, sich regelmäßig zu melden. Ihm wird vorgeworfen, ein „Katastrophenrisiko“ geschaffen zu haben, sowie fahrlässige Tötung in zwei Fällen, die auf die Lagerung von mehr als 1.000 kg Sprengstoff in einem nicht genehmigten Lager und ohne Beachtung der gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen zurückzuführen sind. Ebenso die fahrlässig verursachten Sach- und Gesundheitsschäden.

Experten prüfen nun, ob es sich um eine spontane Deflagration handelt oder um Brandstiftung. Die Fahrlässigkeit bei der Lagerung wird jedoch auf jeden Fall dem Eigentümer zugeschrieben.

Wenige Tage später wurde González Lameiro erneut festgenommen, nachdem die Polizei zwei weitere illegale Lager mit explosivem Material in Tui gefunden hatte.

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