Im Untergrund von Santa Cruz de Tenerife


© Moisés Pérez

Höhlensysteme durchziehen die Hauptstadt

Schon seit Jahrhunderten gibt es in der Hauptstadt Gerüchte über vulkanische Höhlensysteme, die den Untergrund bis hin zum Meer durchziehen sollen. Die Zeitung „El Día“ ging diesen Gerüchten nach und versuchte, im Gespräch mit verschiedenen Experten zum Thema herauszufinden, was tatsächlich darüber bekannt ist. Fündig wurden die Reporter aber weniger bei den Vulkanologen wie dem bekannten Nemesio Pérez, der nur meinte, es habe „keinerlei Wichtigkeit die Vulkanhöhlen zu kennen, weil sie ganz normal im Untergrund unserer Insel sind“.

Der Geologieprofessor der Universität La Laguna José Antonio Rodríguez Losada ist zwar der Meinung, dass unter Santa Cruz „ein Netz vulkanischer Höhlen aller Größen existiert“, gab aber zu, dass es, obwohl das Thema sehr interessant sei, in seiner Fakultät keine Forschungsarbeiten dazu gibt.

Am meisten wissen noch die Praktiker wie etwa Luis Hernández Gutiérrez, der Chef der geotechnischen Abteilung vom Amt für öffentliche Arbeiten der kanarischen Regierung. Er konnte bestätigen, dass einige Höhlen bekannt seien, weil sie bei Bauarbeiten entdeckt wurden. In einem solchen Fall werden die Arbeiten sofort gestoppt, besonders in den Fällen, wo archäologische Funde aus der Guanchenzeit gemacht werden. Aber auch ohne Funde ist eine Höhle immer problematisch, weil die Fundamente dann neu berechnet und meist vergrößert werden müssen, was einen erheblichen Kostenfaktor darstellt und zu Verzögerungen führt, wie etwa vor einiger Zeit beim Neubau der Kunst-Fakultät auf dem Campus von Guajara.

Leider verfügt Teneriffa nicht über ein eigenes Bodenradargerät, welches sehr teuer ist. Bei Problemfällen läßt man aber ein Georadar aus Madrid einfliegen, um bei kritischen Bauvorhaben zu sondieren. Eine Karte aller bekannten Höhlen unter Santa Cruz gibt es daher nicht, aber die vielen Stellen, an denen man punktuell auf Höhlen gestoßen ist, lassen anhand des ausgehobenen Materials Rückschlüsse darauf zu, welche Systeme in Verbindung stehen und welche nicht. Verschiedene Lava-Typen, wie etwa das häufig bei Vulkanröhren vorkommende „Pahoe-Hooe“ zeigen den Experten, in welcher Phase der Vulkanausbrüche die Höhlen jeweils entstanden sind.

Aus der „Serie 3“, der letzten Ausbruchsphase im Gebiet von Santa Cruz, stammt der größte bisher bekannte Lavatunnel der Gegend. Er beginnt bei der Universität, fällt dann unter La Cuesta ab bis zur Dorada-Brauerei, untertunnelt den Stadtpark La Granja und verläuft unter der Calle Benito Pérez Armas, der Avenida Tres de Mayo und Álvaro Rodríguez López bis zum Meer. Allerdings ist er heute nicht mehr durchgängig, da er von den Fundamenten vieler Gebäude des Stadtgebietes unterbrochen wurde. Ein anderes großes Höhlensystem wurde beim Bau von „Carrefour“ entdeckt. Auch dort machte es neue Fundamente notwendig.

Obwohl ein Gesamtplan nicht existiert, so geben doch die Experten ihr Wissen weiter. Die Abteilung von Hernández hat in Zusammenarbeit mit den besten spanischen Ingenieuren des Polytechnikums von Madrid speziell für Tiefbaufirmen einen Führer herausgegeben, in dem die Vorgehensweise bei der Gefahr, auf Höhlen zu stoßen, detailliert erklärt wird. Es soll schließlich schon vorgekommen sein, dass ganze Tunnelbaumaschinen plötzlich eingebrochen und abgestürzt sind. Bestätigen wollte dieses Gerücht allerdings niemand.

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