Im Visier von Amnesty International


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Internationale Generalsekretärin besuchte Teneriffa und begutachtete Heime für minderjährige Immigranten

Dass die kanarische Regierung, auch wenn ihre Mittel begrenzt sind, für das Wohlergehen der minderjährigen Bootsflüchtlinge aus Afrika zu sorgen hat, daran erinnerte Irene Khan den kanarischen Regierungs­chef während ihrer Unterredung im Regierungssitz in Santa Cruz.

Ohne Umschweife stellte die internationale Generalsekretärin von Amnesty International, die gemeinsam mit dem spanischen AI-Direktor Esteban Beltrán die Kanaren besuchte, klar, dass die Regionalregierung das Sorgerecht und damit auch die Verantwortung für die Minderjährigen übernimmt.

Zwar rechtfertigte sich Kanaren-Chef Paulino Rivero mit der Richtigstellung, dass es bislang in keinem kanarischen Heim für minderjährige Flüchtlinge zu Misshandlungen gekommen sei, wie die Organisation „Human Rights Watch“ behauptet hatte, musste jedoch zugeben, dass die für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen zur Verfügung stehenden Mittel längst aufgebraucht sind. Dass diese Problematik in den letzten Jahren alle Erwartungen übertroffen und damit auch die Möglichkeiten erschöpft hat, ist ein offenes Geheimnis. Über 5000 Minderjährige kamen in den letzten Jahren in Flüchtlingsbooten auf den Kanaren an, etwa 1200 davon sind derzeit in Heimen auf den Inseln untergebracht.

Der spanische Direktor von Amnesty International stellte am Ende der Tagesreise kritisch fest, dass der Besuch zwar nur kurz gewesen sei, jedoch ausgereicht habe um festzustellen, dass die kanarische Regierung und die Regierung in Madrid nicht zusammenarbeiten, um das Problem der minderjährigen Bootsflüchtlinge zu lösen. Nach dem Besuch eines Heims für Flüchtlingskinder in La Esperanza erklärte Beltrán, dass die dort gewonnenen Eindrücke und gesammelten Daten verglichen und ausgewertet werden müssen. Auf alle Fälle aber werde Amnesty International in nächster Zeit die Heime für Minderjährige auf den Kanaren im Auge behalten.

Die Vertreter von Amnesty International gedachten wäh­rend ihres Kanarenbesuchs auch der Bootsflüchtlinge, die im Atlantik umgekommen sind. Auf dem Friedhof Santa Las­tenia in Santa Cruz legte Irene Khan einen Kranz am anony-men Grab eines Immigranten nieder.

Fast wie um an die Alltäglichkeit der Problematik zu erinnern trafen am gleichen Tag, an dem die AI-Vertreter Teneriffa besuchten in verschiedenen Booten 138 afrikanische Immigranten auf den Kanaren ein. Die Boote erreichten Teneriffa und La Gomera. Unter den Insassen sollen bis zu 21 Minderjährige gewesen sein.

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