In A Coruña begann der Prozess um die Ölpest vor der Küste Galiciens


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Ein Gutachten beziffert den Schaden auf 4,12 Milliarden Euro

In dem Prozess, der in der vergangenen Woche in A Coruña begonnen hat, soll festgestellt werden, wer die Verantwortlichen für die schreckliche Ölpest vor der Küste von Galicien sind, die durch den Unfall des Tankers Prestige vor nunmehr zehn Jahren verursacht wurde.

A Coruña – Für den Mammutprozess, für den sieben Monate angesetzt worden sind, ist die Messehalle von A Coruña hergerichtet worden.

Apostolos Mangouras, der Kapitän des Tankers, inzwischen zehn Jahre älter geworden, wird von der Staatsanwaltschaft als Hauptverantwortlicher für das Desaster angesehen. José Luis López-Sors, der ehemalige Generaldirektor der Handelsmarine, inzwischen im Ruhestand, wurde von der Bürgerinitiative „Nunca Máis“ (Nie wieder) und der Vereinigten Linken angeklagt, durch falsche Entscheidungen die Katastrophe noch erheblich verschlimmert zu haben. Er hatte damals entschieden, es sei das Beste, den schwer beschädigten Tanker, aus dem bereits das Öl auslief,  auf das Meer hinauszuschleppen, statt ihn wegen des schweren Unwetters, das zu diesem Zeitpunkt herrschte, in einen schützenden Hafen zu bringen. Eine dritte Person auf der Anklagebank ist ein weiterer Pensionär, der Grieche Nikolaos Argyropoulos, der Chef-Maschinist und die rechte Hand von Mangouras auf der Prestige war.

Nunca Máis hat inzwischen beantragt, den wichtigsten Beweis, welcher die damalige Regierung von der Verantwortung befreit, für null und nichtig zu erklären.

An Mangouras scheinen die zehn Jahre fast spurlos vorübergegangen zu sein. Der heute 77-Jährige hat standhaft den frenetischen Foto- und Blitzlichtsturm über sich ergehen lassen, als er den Gerichtssaal betrat und hörte gefasst die Klageschrift an, in der noch einmal die Umstände und die enormen Schäden geschildert wurden, die der von ihm kommandierte Tanker verursacht hatte. 77.000 Tonnen eines giftigen, zähflüssigen Typs von Rohöl befanden sich an Bord, als das Schiff auseinanderbrach.

Am ersten Prozesstag beantragte die Anklage 12 Jahre Gefängnis für Kapitän Mangouras und Nunca Máis forderte fünf Jahre für López-Sors. Das Gericht musste sich zunächst mit einer großen Zahl von Rechtsanwälten beschäftigen, welche für die Verteidigung verpflichtet worden waren, und das Gericht muss darüber entscheiden, ob zahlreiche Beweise und neue Zeugen zugelassen werden.

Der Ankläger hat ein vorläufiges Gutachten über die wirtschaftlichen Schäden anfertigen lassen, das auch die Schadenersatz-Ansprüche von 1.500 Personen umfasst sowie die Rettungskosten, die Reinigung der Strände und Küsten und die äußerst komplizierte Bewertung der entstandenen Natur- und Landschaftsschäden, die sich nur schwer in Zahlen ausdrücken lassen. Die Staatsanwaltschaft nannte einen Betrag von 4,121 Milliarden Euro an finanziellen Kosten, entstanden durch die Havarie des Öltankers Prestige am 13. November 2002 vor der Küste Galiciens.

Pedro Trepat, der Anwalt von Nunca Máis, hat beantragt, eines der wichtigsten Beweisstücke, welche die spanische Regierung gegen den Kapitän Mangouras vorgelegt hat, für nichtig zu erklären. Es handelt sich um ein Gutachten des Schiffsingenieurs Santiago Martín Criado, auf das sich die Untersuchungsrichterin gestützt hatte, um die Anklage gegen López-Sors, den Ex-Generaldirektor der Handelsmarine, niederzuschlagen, was später allerdings vom Provinzgericht von A Coruña abgelehnt worden war.

Martín Criado gehörte zu der Expertengruppe des zuständigen Ministeriums, welche dazu geraten hatte, den Tanker auf das offene Meer zu schleppen. Später gehörte  dieser Experte zu den Unterzeichnern eines Manifestes, in dem diese Maßnahme der Regierung Aznar als einzig richtige Entscheidung gefeiert wurde. Für Nunca Máis ein eindeutiger Beweis, dass diesem Gutachter die erforderliche Neutralität fehlt.

Einer der Anwälte beantragte die teilweise Annullierung der Untersuchungsergebnisse, weil die damalige Regierung Aznar wichtige Daten verheimlicht hatte, die vor einigen Tagen aufgetaucht sind. Es handelt sich um den Zustand des Tankers. Diese Fakten wurden von Technikern bei Unterwasser-Expeditionen zu dem untergegangenen Schiff zusammengetragen.

Das Gerichtsverfahren wurde auf den 13. November vertagt. Dann sollen die Angeklagten aussagen.

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