In Barcelona wird der Papst die Basilika der Sagrada Familia weihen


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Papst Benedikt XVI schließt sich den Jakobsweg-Pilgern an

Papst Benedikt XVI wird Spanien im November einen Besuch abstatten. Anlässlich des Jakobsjahres (Jakobsjahre werden immer dann gefeiert, wenn der 25. Juli – St. Jakobus – auf einen Sonntag fällt) wird der Papst am 6. November nach Santiago de Compostela reisen und von dort am 7. November nach Barcelona, wo er die weltberühmte Gaudí-Basilika Sagrada Familia weihen und die erste Messe im Hauptschiff zelebrieren wird.

Barcelona – Lluis Martínez Sistach, Erzbischof von Barcelona, hatte dem Heiligen Vater die Bitte um die offizielle Weihung der Basilika vorgetragen. Bislang haben nur sehr vereinzelt Messen in dieser Kirche stattgefunden – beispielsweise der feierliche Festgottesdienst zur Jahrtausendwende – und noch keine einzige im Hauptschiff.

Dies wird der zweite Spanien-Besuch von Papst Benedikt XVI sein, der bereits 2006 anlässlich des Weltfamilientages in Valencia war. Und bereits 2011 wird der Papst erneut nach Spanien reisen: zum Weltjugendtag in Madrid. Damit wird Spanien zu dem Land, das Papst Ratzinger in seiner Eigenschaft als Papst am häufigsten besucht hat. Denn obwohl er seit seiner Wahl im April 2005 dreimal in Deutschland war, handelte es sich bei einer dieser Reisen um einen reinen Privatbesuch seiner bayrischen Heimat.

Kirche und Politik

Im November 2010 stehen Regionalwahlen in Katalonien an, und die dortige Dreiparteien-Regierung – PSC, ERC und ICV-EUiA – dementiert heftig jede Absicht, mit dem Papstbesuch das Wahlergebnis in irgend einer Weise beeinflussen zu wollen. Vor vier Jahren, so heißt es, haben die Wahlen am 1. November stattgefunden, und die Zeitnähe des Papstbesuches sei rein zufällig. „Der Termin für den Papstbesuch steht fest, der Wahltermin noch nicht“, heißt es mit dem Hinweis darauf, dass die Legislaturperiode sogar bis in den Dezember ausgedehnt werden kann.

Von den Wahlen einmal abgesehen, sehen politische Beobachter jedoch durchaus Zeichen der Besorgnis des Vatikans um die Moral und die zunehmende Distanzierung des spanischen Volkes von der Kirche in diesen so kurz aufeinander folgenden Besuchen des Papstes. Dieser Eindruck wird durch Äußerungen des Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz, Antonio María Rouco, bestätigt, der unumwunden erklärte, dass die Weihung der Sagrada Familia sehr wohl den Kampf der Bischofskonferenz gegen die sozialistische Regierung unterstützen soll, die er beschuldigt, die Grundlagen der christlichen Familie zu unterminieren, nicht zuletzt durch das neue Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch.

Gleichzeitig solle mit dem Papstbesuch in Barcelona der Seligsprechungsprozess für Antoni Gaudí vorangetrieben werden.

Im Hinblick auf den Besuch in Santiago de Compostela heißt es dagegen, dass dieser im Kontext der intellektuellen und europäischen Gesinnung des Papstes gesehen werden muss, der mit dem Goethe-Zitat „Europa wurde durch die Wallfahrten nach Santiago de Compostela geboren“ begründet, dass er sich dieses Jakobsjahr auf keinen Fall entgehen lassen will, da das nächste erst in elf Jahren sein wird. Papst Benedikt: „Ich möchte als Pilger des Glaubens und als Zeuge des auferstandenen Christus Teil der unzähligen Pilger sein, die in diesem Jahr nach Santiago kommen.“

Seligsprechung für Antoni Gaudí

Der Katalane Antoni Gaudí (1852-1926) ging bei den Piaristenpatres in Reus zur Schule und besuchte später die Architekturschule in Barcelona, wo er durch seine kreativen Zeichnungen Aufsehen erregte. Zahlreiche Bauten in Barcelona und Katalonien weisen seinen unverwechselbaren Stil auf. 1883 übernahm er die Bauleitung der Sagrada Familia, der er sich bis zu seinem Tod widmete. Er starb durch einen Straßenbahnunfall direkt vor dem gigantischen Bauwerk, wo Gaudí mit Einwilligung des Papstes in der Krypta beigesetzt wurde. Im Jahr 2000 wurde das Seligsprechungsverfahren für ihn eingeleitet, dem zahlreiche Berichte aus der ganzen Welt über Gnadenbeweise zugrunde liegen, die Gaudí zugeschrieben werden.

Das noch immer unvollendete Bauwerk ist zum Wahrzeichen von Barcelona geworden und Weltkulturerbe der UNES­CO. Seit Gaudís Tod mussten die Bauarbeiten immer wieder unterbrochen werden. Im spanischen Bürgerkrieg gingen die Originalbaupläne verloren; das Modell wurde schwer beschädigt. Seit etwa 1950 sind die Arbeiten wieder relativ konstant im Gange, und man ist bemüht, sich möglichst genau an Gaudís auch mündlich überlieferte Ideen zu halten.

Durch moderne Computertechnik wurde festgestellt, dass es inzwischen statisch unmöglich geworden ist, weiter vorfabrizierte Bausteine zu verwenden. Praktisch jeder Stein muss speziell angepasst werden. So schreitet der Bau langsam und unter enormen Kosten voran. Dennoch ist es das Ziel, die Basilika im Jahr 2026, dem 100. Todesjahr von Gaudí, fertigzustellen. Damit hätte der Bau 144 Jahre gedauert. Gaudí selbst hat 43 Jahre an der Sagrada Familia gearbeitet. Als er auf die Unmöglichkeit einer baldigen Fertigstellung angesprochen wurde, soll er geantwortet haben: „Mein Kunde hat keine Eile.“

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