In eigener Sache


Sicher werden Sie, lieber Leser, sich nur noch schwach daran erinnern, wie wir uns vor beinahe sechs Jahren von unserem früheren Partner, dem Diario de Avisos, getrennt haben. Damals, im Oktober 2005, brachten wir unsere Zeitung mit dem neuen Titel Wochenblatt heraus, denn der Titel Wochenspiegel, unter dem die Zeitung 25 Jahre lang erschien, war auf den Namen unseres Partners registriert.

Unsere Leser und Inserenten nahmen die Änderung damals ohne Vorbehalte an, denn außer dem Namen hatte sich ja nichts geändert.

Nach fünf Jahren, acht Monaten und 14 Tagen verschwand nun der letzte dunkle Schatten, der aus dieser Trennung noch zurückgeblieben war. Die Gerichte haben auch in dritter Instanz eine Klage abgeschmettert, mit der unser Ex-Partner eine siebenstellige  Schadenersatzsumme verlangt hatte.

Am 30. Juni wurde das Urteil rechtskräftig, mit dem das Gericht entschieden hatte, dass die Wochenblatt SL – damals Wochenspiegel SL – und Herausgeberin des Wochenblatts, sich absolut korrekt verhalten hatte, als sie auf eine Verlängerung des am 30. September 2005 ausgelaufenen Vertrages verzichtete und mit einer Zeitung unter einem eigenen Titel herauskam, und dass der ehemalige Partner Diario de Avisos daraus keinerlei Ansprüche herleiten kann.

Ein kurzer Rückblick: 1981 waren Teresa von Levetzow und Hannelore Lindner mit ihrem Projekt an die Geschäftsleitung des Diario de Avisos herangetreten, eine Zeitung in deutscher Sprache herauszugeben. Sie hatten sich den Namen Wochenspiegel ausgedacht und auch schon ein Design für den „Kopf“ anfertigen lassen und sie hatten bereits einige Anzeigenaufträge. Damals galten noch zahlreiche Gesetze aus der Ära Franco, so auch die Vorschrift, dass eine Zeitung nicht in ausländischer Hand sein konnte, sondern einen spanischen Journalisten als Direktor haben musste. Die Leute vom Diario de Avisos waren von dem Zeitungsprojekt zwar nicht sonderlich begeistert, doch schließlich stimmten sie zu, einen Versuch zu starten. Die Bedingungen erschienen annehmbar und der Abrechnungsmodus einfach: Alle Einnahmen kamen in einen Topf, Unkosten wie Druck und Verteilung etc. wurden abgezogen und der Gewinn dann geteilt.

Die Zeitung war ein absoluter Senkrechtstarter und ein richtig gutes Geschäft. Die Herausgeberinnen arbeiteten fast rund um die Uhr, denn sie mussten sich neben der redaktionelle Arbeit auch um Anzeigenkunden, die Rechnungen und natürlich um das Layout kümmern. Die Direktion des Diario de Avisos erkannte bald, dass die deutsche Zeitung für sie eine Goldgrube war, wo sie mit wenig Aufwand gutes Geld verdienen konnte, und ließ den Titel Wochenspiegel beim Patentamt in Madrid schützen.

Einige Jahre später gründeten Teresa von Levetzow und Hannelore Lindner eine SL (GmbH) mit den Namen der Zeitung – Wochenspiegel SL. Da war der Modus der Gewinnverteilung schon längst in eine Schieflage geraten, denn das Hauptgewicht der Leistungen und Aufwendungen lag längst bei der Wochenspiegel SL, die zu diesem Zeitpunkt die Zeitung komplett vorbereitete und  für sämtliche Verwaltungsarbeiten verantwortlich war, während der spanische Partner nur noch den Druck und die fototechnischen Vorbereitung sowie Verteilung zu übernehmen hatte.

Nach langen und zähen Verhandlungen kam schließlich ein Vertrag zustande, der diesen Fakten zumindest teilweise Rechnung trug und auf ausdrücklichen Wunsch des Diario de Avisos auf fünf Jahre abgeschlossen wurde. Schon ein Jahr vor Ablauf hatten Teresa von Levetzow und Hannelore Lindner darauf hingewiesen, dass sie den „Knebelvertrag“ in dieser Form nicht erneuern würden. Vorsorglich hatten sie den Titel Wochenblatt schützen lassen. Der spanische Partner ließ sich auf keinerlei Verbesserung der Konditionen ein, denn mit dem seit 25 Jahren eingeführten Titel Wochenspiegel fühlte er sich auf der sicheren Seite.

Am 22. September 2005 erschien dann der letzte Wochenspiegel aus der Redaktion in Puerto de la  Cruz und am 13. Oktober lag das erste Wochenblatt am Kiosk.

Die Freude über den Neubeginn währte jedoch nur kurz, denn unser langjähriger Partner hatte sich entschlossen, zum Angriff zu blasen. Per einstweilige Verfügung versuchte er zunächst, den Druck zu verhindern bzw. die Zeitungen einziehen zu lassen, kam aber damit bei Gericht nicht durch. In aller Eile war eine Zeitung mit dem Titel Wochenspiegel „zusammengebastelt“ worden, die überall dort verteilt wurde, wo auch das neue Wochenblatt auslag. Damit sollten die Käufer der Zeitung verunsichert werden. Das gelang jedoch nur kurzfristig, denn die Stammleser hatten aufgrund von Inhalt und Ausführung schnell erkannt, welche die Richtige war.

Auch in den folgenden fünf Jahren gelang es dem Diario de Avisos nicht, die Justiz davon zu überzeugen, dass der Wochenspiegel in seiner Gesamtheit sein Eigentum war und nicht nur der registrierte Titel.

Jetzt ist endlich das letzte Wort bzw. die endgültige Entscheidung gefallen: Diario de Avisos hat keinerlei Ansprüche zu stellen. Leider ist unsere Mitherausgeberin und Kollegin Teresa von Levetzow im vergangenen Jahr verstorben und konnte sich nicht mehr über den so hart erkämpften Sieg freuen.

Unseren Lesern, Kunden und Freunden ein ganz herzliches Dankeschön, dass sie uns auch in den schwierigen Jahren die Treue gehalten haben.

Und auch die Gerüchteküche kann endlich zur Ruhe kommen: Wochenblatt wird nicht eingestellt und auch nicht übernommen, sondern erfreut sich bester Gesundheit und möchte seine Leser noch viele Jahre mit seriöser Berichterstattung bedienen.

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