„In Puerto wird kein Abwasser ins Meer geleitet“


© Ayto. P/C

Wochenblatt-Interview mit Marcos Brito Gutiérrez, Bürgermeister des Touristenortes Puerto de la Cruz

Wiederholt wurde unsere Redaktion in den letzten Monaten auf Missstände an den Stränden von Puerto de la Cruz aufmerksam gemacht. In zahlreichen Leserzuschriften und Anrufen wurden über üble Gerüche bis Gestank am Strand Playa Jardín sowie am Martiánez-Strand geklagt. Zwar beharrten die Gemeindeverantwortlichen, den Anschuldigungen der Opposition zum Trotz, auf der Qualität des Badewassers um Puerto de la Cruz. Tatsache ist und bleibt jedoch, dass es an Playa Jardín immer wieder – je nach Wind- und Wetterlage – unangenehm riecht.

Diese und andere Fragen rund um den Urlauberort Puerto de la Cruz beantwortete Bürgermeister Marcos Brito Gutiérrez am 20. Juni im persönlichen Gespräch mit der Wochenblatt-Redaktion.

Wochenblatt: Herr Brito, seit einiger Zeit erhält unsere Redaktion Beschwerdebriefe von Urlaubern und Residenten über unangnehme Gerüche in der Nähe des Strandes Playa Jardín. Einige behaupten sogar, dass ein „verdächtiger Schaum“ auf dem Wasser schwimmt. Wie erklären Sie sich das?

Brito: Zu allererst muss das Gerücht dieser „Sahne“ widerrufen werden, das von Personen verbreitet wird, die an der Fehlinformation interessiert sind. Seit das Unterwasser-Abwasserrohr hinter dem Castillo San Felipe stillgelegt und die Kläranlage in Betrieb genommen wurde, wird hier kein Abwasser mehr ins Meer geleitet.

Bezüglich der unangenehmen Gerüche ist zu sagen, dass diese in der Pumpstation „D“ entstehen, von der aus das Abwasser zur Kläranlage geleitet wird. Die Gemeinde hat wiederholt das zuständige Unternehmen aufgefordert, diese schlechten Gerüche auszumerzen. Die Gemeinde kümmert sich um diese Angelegenheit und es wurden verschiedene Elemente erneuert und beseitigt, um den Gerüchen entgegenzuwirken. Ich selbst habe das Gebiet verschiedentlich besucht, zum letzten Mal vergangenen Sonntag, und es hat nicht gestunken. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass der Bürgermeister kam… Klar ist, dass sich die Stadt um dieses Problem kümmern muss, denn die Beseitigung der Gerüche ist eine Forderung der Bürger. Dies ist Sache des zuständigen Unternehmens, das weiter aufgefordert werden wird, diese Lage zu korrigieren.

Wochenblatt: Ist der unangenehme Geruch in Strandnähe auf die Entleerung von Abwasser ins Meer zurückzuführen?

Brito: Nein, dies ist nicht der Fall. Seit die Kläranlage vor drei Jahren in Betrieb genommen wurde, wird das Abwasser von Puerto de la Cruz nicht mehr über das Abwasserrohr geleitet. Wir führen periodische Kontrollen durch, um eventuelle verbotene Abwasserentleerungen festzustellen, was bislang nicht bewiesen werden konnte, wenngleich es verschiedene Hinweise in diese Richtung gegeben hat. Ich habe vor in Kürze mit einem Taucherteam hinauszufahren, um an der Küste festzustellen, ob es  illegale Abwasserentleerungen gibt.

Es muss gesagt werden, dass dieses (die Abwasserkanalisation und -klärung) ein umfangreiches und komplexes Unternehmen ist, und der Prozess, um das Problem zu lösen lange und kompliziert ist. Wir haben als erstes die Kläranlage angeschlossen, um das ganze Abwasser, das direkt ins Meer geleitet wurde, dorthin zu leiten. Danach wurde ein Sanierungsplan erarbeitet, um die Sammelstationen zu bestimmen. Wir haben soeben die Sammelstation bei Martiánez fertiggestellt, in die das Abwasser des Gebiets Semiramis und La Paz fließt. Dieses ganze Abwasser kann nun direkt zur Kläranlage geleitet werden. Nun müssen die Hotels sich an das neue System anschließen, wozu sie von der Gemeinde aufgefordert werden.

Es ist ein langer Prozess, doch wir haben in den letzten drei Jahren mehr Fortschritte gemacht als in der ganzen Geschichte von Puerto de la Cruz. Es ist ein kompliziertes und delikates Thema, und ich verwende gerne den Spruch: „Abwasser kann nie nach Cologne duften“, doch es muss alles unternommen werden, damit es nicht riecht. Im 21. Jahrhundert gibt es hierzu die notwendigen Lösungen, und dies fordern wir von dem zuständigen Unternehmen.

Wochenblatt: Wo fließt das Abwasser hin, das bislang noch nicht über die Kläranlage geleitet wird?

Brito: Dieses Abwasser fließt dahin wo es immer hingeflossen ist, in die Pozos negros (Sickergruben. Anm. d.Red.) Und dies wollen wir in Zukunft vermeiden, denn hierdurch wird zwar nicht das Meer direkt kontaminiert, aber der Untergrund. Dies ist ein Thema dieses Jahres und im ersten Semester des kommenden Jahres wird das Problem, vor allem im Gebiet von Martiánez, gelöst sein. Die Stadt hat ihren Beitrag geleistet. Nun liegt es an den Hotels, ihren Beitrag zu leisten, denn der Anschluss an die Kläranlage liegt im Verantwortungsbereich der Hotels, und auch alle Wohnhäuser im Umkreis von 100 m werden ebenfalls zum Anschluss aufgefordert.

Wochenblatt: Wann schätzen Sie, dass die Kläranlage in der Lage sein wird, das gesamte Abwasser von Puerto de la Cruz zu klären?

Brito: Die Kläranlage ist derzeit in der Lage das gesamte Abwasser zu klären. Und es ist wünschenswert, dass so viel Abwasser wie möglich über die Anlage läuft, deren Kapazität längst nicht ausgelastet ist. Die Kläranlage ist für die Aufbereitung einer bestimmten Kubikmetermenge konzipiert und je näher wir dieser Menge kommen, desto besser wird die Anlage funktionieren. Solange dieses geklärte Wasser allerdings nicht wiederverwertet wird, muss es ins Meer geleitet werden, und das hierfür notwendige Abwasserrohr wird  im September/Oktober fertiggestellt sein.

Wochenblatt: Auch im Gebiet von Martiánez riecht es des öfteren unangenehm. Warum?

Brito: Im Gebiet von Martiánez riecht es unangenehm, weil die Hotels keine korrekte Abwasserklärung betreiben. Besonders schlecht riecht es vor dem Tunnel, doch dies ist nicht Produkt der Kanalisation oder der Sammelstation der Kläranlage, sondern der Hotels, deren Abwasserklärung nicht korrekt erfolgt. Dieses Problem wird bald gelöst sein, denn die Stadt hat zusammen mit dem Cabildo die Möglichkeit geschaffen, diese Hotels an die Kläranlage anzuschließen.

Wochenblatt: Ist der Martiánez-Strand ein öffentlicher Strand von Puerto de la Cruz? Warum wird er nicht von Steinen gesäubert und die Zugänge instandgesetzt?

Brito: Ja, wie alle Strände der Gemeinde. Allerdings liegen die Kompetenzen bei der Abteilung für Küstenverwaltung des Umweltministeriums. Wir hoffen, dass bis 7. Juli – an diesem Tag wird die sanierte Martiánez-Badeanlage eröffnet – oder bis sagen wir Mitte Juli der Strand von Steinen befreit und die Zugänge repariert werden können. Das Unternehmen, das die Sanierung des Lago Martiánez vornimmt, ist mit diesem Auftrag betraut. Außerdem ist ein Projekt zwischen dem Tunnelausgang und den Cafeterías geplant, das demnächst umgesetzt werden wird, leider aber nicht so rasch voranschreitet, wie ich mir es wünschen würde. Wir werden jedoch umgehend Maßnahmen ergreifen, um den Strand zu säubern. Die Steine dürfen wir nicht entsorgen, weil es das Umweltministerium verbietet, also müssen wir sie zur Seite räumen. Als langfristige Lösung haben wir das Umweltministerium um Genehmigung eines weiteren Wellenbrechers ersucht, um zu verhindern, dass das Meer den Sand wegspült. Bis dieses Projekt Fortschritte macht, bleibt uns nichts anderes übrig, als den Strand immer wieder von Steinen zu befreien.

Innerhalb des geplanten Projektes werden verschiedene Pfosten eleminiert und durch andersartige Geländer ersetzt werden. Die Mauer, die die Sicht zum Meer versperrt, soll  „durchsichtig“ werden und die Sicht auf das Meer frei geben. Außerdem werden die beschädigten Holzelemente erneuert und die Beleuchtung verbessert werden. Ich will damit nicht sagen, dass Puerto de la Cruz bei Nacht gefährlich ist. Trotzdem müssen besonders Orte, an denen sich viele Jugendliche – auch aus anderen Gemeinden – am Wochenende treffen, besser beleuchtet werden. Wir können nicht durch Straßensperren verhindern, dass diese Jugendlichen zu uns kommen… Bezüglich der Holzelemente und der Promenade aus Holzlatten muss gesagt werden, dass ihre Dauerhaftigkeit nicht überzeugt und das damalige Projekt nicht die Erwartungen erfüllt hat. Ich war damals Bürgermeister und nie ganz davon überzeugt. Wir haben verschiedene Orte besucht, an denen ähnliche Projekte umgesetzt worden waren, die mich nicht überzeugten. Die Architekten und andere Stellen vertraten jedoch das Projekt, das schließlich umgesetzt wurde, denn es war nicht nur ein Gemeindeprojekt. Wir werden nun diese Elemente vorläufig ausbessern, langfristig wird dieses Gebiet aber umgestaltet werden.

Wochenblatt: Warum gibt es am Martiánez-Strand keinen Rettungsschwimmer?

Brito: Der Martiánez-Strand hat einen Rettungsschwimmer. Alle Strände in Puerto de la Cruz haben Rettungsschwimmer, und im Sommer wird natürlich die Strandwacht verstärkt.

Wochenblatt: Wann wird endlich das Projekt zur Erweiterung des Botanischen Gartens in La Paz wieder aufgenommen?

Brito: Dies ist eine gute Frage. Die Gemeindeverwaltung hat in dieser Angelegenheit das unternommen was nötig war, d.h. das Projekt gefördert, dessen Umsetzung Sache der Landwirtschaftsbehörde ist. Die letzten Neuigkeiten nach einem Gespräch mit dem Verantwortlichen, Herrn Fernández Galván, sind, dass es vorgesehen ist, verschiedene Jahresbeträge bereitzustellen, um dieses Projekt umzusetzen. Ich muss als Bürgermeister allerdings zugeben, dass dies eine noch offene Angelegenheit ist, die wir mit Priorität angehen werden. Wir sind der Meinung, dass dieses Projekt nicht nur aus touristischer Sicht, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht von großer Bedeutung ist. Nach der Umsetzung werden wir uns darum bemühen, den Botanischen Garten stärker zu fördern.

Wochenblatt: Herr Brito, vielen Dank für das Gespräch.

Brito: Bitte. In einem halben Jahr stehe ich Ihnen gerne zu einem zweiten Interview zur Verfügung, um über die bis dahin erzielten Fortschritte in den besprochenen Angelegenheiten zu berichten.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.