„In schwierigen Zeiten auf Spanien vertrauen“


Traditionelle Fernsehansprache von König Felipe VI. an Heiligabend

Madrid – In seiner traditionellen Rede, in der sich König Felipe am Heiligen Abend an die Bürger seines Landes richtete, lautete der Tenor „festes Vertrauen in Spanien und die Stärke der Gesellschaft“. Die lebe in einer Zeit der Unsicherheit wegen globaler Probleme wie dem Klimawandel, aber auch einer ganzen Reihe interner Sorgen. Das wäre vor allem der wachsende Vertrauensverlust in die öffentlichen Institutionen und die politische Unsicherheit in Katalonien.
Während der Verhandlungen über eine Regierungsbildung, mit der er erneut Pedro Sánchez beauftragt hatte, versuchte der Monarch, die Rolle eines absolut neutralen Schieds­richters einzunehmen, so wie es ihm die Konstitution vorschreibt. Das Wort habe jetzt das Parlament, erklärte er. „Nach den Wahlen vom 10. November befinden wir uns nun in der vom Grundgesetz vorgeschriebenen Phase, in der die Abgeordneten dem Kandidaten, der sich um das Amt des Regierungschefs bewirbt, das Vertrauen schenken oder es ihm verweigern“.
Obwohl nicht erwartet wurde, dass der Monarch besonders auf das Katalonien-Thema eingehen werde, erwähnte er dieses im Zusam­-
menhang mit den tiefgreifenden kurzfristigen Änderungen, die in der Gesellschaft Besorgnis ausgelöst haben, wie auch die Migration oder die Zukunft Europas. Aber auch weitere ernsthafte interne Probleme, wie beispielsweise der Mangel an sicheren Arbeitsplätzen und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Familien.

Arbeitslosigkeit bleibt größte Sorge der Bürger

Der König bezog sich dabei auf die Daten der letzten Umfrage des Zentrums für soziologische Forschungen CIS aus November über die größten Sorgen der Bürger. Da stand die Arbeitslosigkeit mit 60,3% an der ersten Stelle, gefolgt von der Politik bzw. den Politikern (45,5%), wirtschaftlichen Problemen (30,4%). Erst weit dahinter rangierten die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens (19%), die Korruption und soziale Probleme. Die illegale Immigration beunruhige nach Angaben von König Felipe nur 11% der befragten Personen.
„Diese Gesellschaft hat eine beispiellose Veränderung in ihrer Geschichte erfahren. Sie empfindet europäisch und iberoamerikanisch, ist nicht mehr isoliert, sondern weltoffen. Wir haben in der Vergangenheit mit bewundernswerter Einigkeit und Ruhe schwierige Situationen überstanden“, fügte er hinzu.
Die Spanier lebten heute in einem sozialen und demokratischen Rechtsstaat, versicherte er an anderer Stelle. Das Zusammenleben in Freiheit habe Spanien zu einem modernen Land mit Sozialleistungen und öffentlichen Einrichtungen wie Erziehungswesen und Gesundheitsdiensten gemacht. Das alles, so unterstrich er, sei jedoch nicht spontan entstanden, sondern sei das Ergebnis davon, dass Millionen von Spaniern dank der Konstitution eine ganze Reihe von Werten geteilt haben, welche die Grundlage des friedlichen Zusammenlebens seien: Der Wunsch nach Stärke, welcher die Mauer der Intoleranz, der Ressentiments und des Unverständnisses eingerissen habe, mit dem Willen zum Verständnis und der Verteidigung der Solidarität, Gleichheit und der Freiheit, denn diese seien das Rückgrat der Gesellschaft. Das treffe, so ließ der König sinngemäß durchblicken, auch auf den Dialog mit der Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien zu.
Bevor er seine Weihnachtsgrüße auch in baskisch, katalanisch und galicisch aussprach, erinnerte König Felipe noch einmal daran, „dass wir als Land ein großes Potenzial haben. Wir denken gemeinsam daran, große Fortschritte zu machen. Wir wissen, wie es geht, und wir kennen den Weg“.

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