Individuelle und kollektive Verantwortung, um die neue Welle zu bremsen

König Felipe VI. bei seiner Weihnachtsansprache, die traditionell an Heiligabend im spanischen Fernsehen TVE übertragen wird. Foto: casa de s.m. el rey

König Felipe VI. bei seiner Weihnachtsansprache, die traditionell an Heiligabend im spanischen Fernsehen TVE übertragen wird. Foto: casa de s.m. el rey

König Felipe appellierte in seiner Weihnachtsansprache an das Verantwortungsbewusstsein

Madrid – König Felipe VI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft die Spanier aufgefordert, Vorsicht walten zu lassen und mit größter Verantwortung – sowohl privat als auch gemeinsam – gegenüber der sechsten Welle von Covid-19 vorzugehen, die einen beispiellosen Anstieg der Infektionen in Spanien und im gesamten europäischen Raum ausgelöst hat. Glücklicherweise konnte der Kollaps bislang in den Krankenhäusern verhindert werden, wie er zu Beginn der Pandemie verzeichnet wurde. Gegenüber denjenigen, welche die gesamte Schuld den Bürgern anlasten wollen, unterstrich der König, es müsse nach Möglichkeit verhindert werden, dass es zu Rückschritten in der Bewältigung dieser Gesundheitskrise komme, die so großes Leiden hervorgerufen habe.

Er gedachte der vielen Menschen, die an den Folgen der Krankheit gestorben sind und sprach seinen großen Dank an das Gesundheitspersonal aus, dem er seine Hilfe und Unterstützung in diesem schwierigen Moment übermittelte.
In seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft, die achte während seiner Regierungszeit und die zweite, seit sein Vater Juan Carlos I. in Abu Dhabi lebt, hat König Felipe die Situation seines Vaters nicht thematisiert, über dessen Rückkehr nach Spanien in den letzten Wochen spekuliert wird. Allerdings unterstrich er in seiner Rede, dass auch die führenden Mitglieder staatlicher Institutionen nicht nur die Gesetze respektieren und befolgen müssen, sondern ein Beispiel von öffentlicher Integrität und Moral sein müssen. Im vergangenen Jahr, als es nur wenige Monate her war, dass der emeritierte König Juan Carlos I. Spanien verlassen hatte, ging Felipe VI. wesentlich ausführlicher auf dieses Thema ein und hatte erklärt, moralische und ethische Prinzipien stünden über jeglichen persönlichen oder familiären Verbindungen.

Der König begann seine Weihnachtsansprache, indem er an die Bewohner der Insel La Palma erinnerte, die seit dem 19. September unter den Folgen der Eruption des Vulkans Cumbre Vieja zu leiden hätten. „Heute sind wir mit unseren Herzen und unseren Gedanken bei Euch“, wandte er sich direkt an die Palmeros. „Wir fühlen uns Euch sehr nahe, und Ihr sollt wissen, dass Ihr auf unsere Solidarität zählen könnt. Aber auch auf die Arbeit und die Verpflichtung der öffentlichen Verwaltung, damit Ihr so bald wie möglich Euer Leben, Eure ­Wirtschaft wieder aufnehmen und Eure Projekte realisieren könnt“, erklärte er, um diejenigen zu trösten, die ihr Heim und ihre Existenz verloren haben.

Der größte Teil seiner Ansprache von zwölfeinhalb Minuten galt dem Thema der Pandemie des Coronavirus, die jetzt seit zwei Jahren die Welt beherrscht. Felipe VI. erwähnte mit der gegebenen Vorsicht die Fortschritte im Kampf gegen die Krankheit, dank der großen Zahl der Spanier, die geimpft seien. Für ihn sei das ein Grund, stolz zu sein. Allerdings dürfe die Vorsicht nicht außer Acht gelassen werden. Das Virus könne noch immer großen Schaden anrichten, denn es ­verbreite sich sehr schnell, und das Risiko existiere nach wie vor.

Nicht weniger schwerwiegend seien die wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Folgen, welche die Pandemie hinterlasse, erklärte der König, der sich vorsichtig zwischen dem Triumphgebaren der Regierung und der Katastrophenwarnung der Opposition bewegte und ein verhaltenes Bild der Wirtschaft schilderte. Die Wirtschaft wachse wieder, und es konnte ein großer Teil der Arbeitnehmer, die sich vorübergehend in Kurzarbeit befanden, ihren Arbeitsplatz wieder einnehmen. Er bedauerte, dass sich die Armut unter den Bürgern vergrößert habe, hervorgerufen auch durch steigende Mieten und Lebenshaltungskosten sowie die ständig steigende Zahl der jungen Menschen, die keinen sicheren Arbeitsplatz finden.

Der König erinnerte daran, dass der Schlüssel des Erfolgs während des Übergangs und der Demokratisierung Spaniens, die Abkommen zwischen den politischen Kräften waren, Früchte der Großzügigkeit, des Verantwortungsbewusstseins und der Weitsicht der damaligen Politiker. Die Verfassung fordere Einigkeit anstelle von Trennung, Respekt gegenüber Ressentiments und Integration statt Ausschluss. Als tragende Säule habe sie das demokratische Zusammenleben während vierzig Jahren garantiert. Mit diesem Hinweis auf die Bedeutung der Verfassung beendete er seine Ansprache.

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