„Intelligentes Hotel“ soll Urlauberwünsche von den Augen ablesen


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Zukunftsvision wird Wirklichkeit

„Thofu“ – nein, hierbei handelt es sich nicht um einen Fleischersatz aus Pflanzen, sondern um das spanische Pilotprojekt eines intelligenten Hotels.

Auf den Kanarischen Inseln soll die moderne Zukunftsvision eines touristischen Hauses umgesetzt werden, das automatisch seine Gäste erkennt, im selben Moment deren Vorlieben parat hat und automatisch deren Wünsche erfüllt.

Das spanische Ministerium für Wissenschaft und Innovation hat „Thofu“ ins Leben gerufen und allein dieses Jahr mit 11 Millionen Euro ausgestattet. Mit der Umsetzung ist ein Konsortium von Firmen aus Aragonien, Asturien, Katalonien, Madrid, Baskenland, Valencia und den Kanaren betraut. Bei dem kanarischen Beteiligten handelt es sich um die Firma Inerza, deren geschäftsführendes Vorstandsmitglied Germán Suárez Anfang März der Nachrichtenagentur EFE in einem Interview Frage und Antwort zum intelligenten Hotel stand. Suárez erklärte, Inerza arbeite mit dem Institut für technologische Entwicklung und innovative Kommunikation der Universität von Las Palmas de Gran Canaria (Idetic) zusammen; außerdem werde das Projekt vom touristischen Arbeitgeberverband und der Handelskammer von Gran Canaria, dem Technologischen Institut der Kanaren (ITC), der Hotelkette Lopesan sowie zwei Appartementhotels unterstützt. Laut Suárez sollten die Kanaren, „führendes Urlaubsziel in Spanien“, auch als Erste mit einem intelligenten Hotel den innovativen Tourismus anführen.

Service nach Maß

Geplant ist ein Hotel, das in allen seinen Räumen den Gast am Gesicht erkennt und in der Datenbank nach Informationen über genau diesen Urlauber sucht. Anhand der von vorigen Aufenthalten gesammelten Daten oder der im Internet gelegten „Spuren“ könnte dem Urlauber genau der Service geboten werden, der ihm entspricht.

Das Idetic arbeitet bereits an der Ausarbeitung eines Systems, das Daten über LED-Strahlenbündel überträgt. Das „Visual Light Comunication“ wird sogar eine Internetverbindung herstellen können. Ist der Gast einmal erkannt, ermöglicht die Datenbank z.B. dem Personal an der Rezeption, den treuen Neuankömmling über die Verfügbarkeit seiner liebsten Dienstleistungen zu informieren oder ihn mit anderen Urlaubern in Verbindung zu bringen, die dieselben Vorlieben teilen. Auch die Farben der Zimmer könnten sich je nach „gusto“ des Gastes verändern; vom Urlauber bevorzugte Aromen könnten in den Privaträumen versprüht werden – alles automatisch. Wie von Geisterhand bzw. Feenhand könnte das Badewannenwasser zum üblichen Badezeitpunkt genau die gewünschte Temperatur angenommen haben. Vieles wäre möglich…

Ins Auge gefasst wurde auch die Idee spezieller Räume, die einen medizinischen Expresscheck des Gastes durchführen und die erlangten Daten an dessen Arzt zu Hause versenden könnten. Dieser würde anhand der Informationen die Diagnose stellen und die Behandlung bestimmen.

Heute Zukunftsmusik, morgen Wirklichkeit

Suárez erläuterte, das Projekt habe vor drei Monaten begonnen. Noch befinde man sich in der ersten Phase, in der die Modelle eines intelligenten Hotels festgelegt und definiert, deren Durchführbarkeit geprüft und Prototypen ausgearbeitet würden. Die zweite Phase werde bereits den konkreten Vorführprojekten gewidmet, hier werde die Hotelkette Lopesan ins Spiel kommen. Er betonte, am Anfang werde der Schwerpunkt in der Exklusivität liegen, doch spätestens 2020 werde – was heute noch nach Science Fiction klinge – zur ganz normalen Wirklichkeit gehören.

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