Jetzt kann es beim Castillo del Mar endlich weitergehen


© Thomas Müller

Oberster Kanarischer Gerichtshof fällt Urteil zugunsten des Besitzers

„Hoffnung für Castillo del Mar auf La Gomera“ berichtete das Wochenblatt im Februar 2012. Zu diesem Zeitpunkt wurde beim Obersten Gerichtshof der Kanaren in Santa Cruz über eine Verwaltungsklage im Zusammenhang mit dem Castillo del Mar auf La Gomera verhandelt.

Zehn Jahre lang hatte Thomas Müller, der Besitzer, vergeblich um die Konzession für das Kulturzentrum gekämpft, die ihm, nach seiner Ansicht aus reiner Behördenwillkür, immer wieder von der Küstenverwaltung verweigert worden war. Als es dank des Einsatzes eines Fachanwaltes sowie verschiedener Gutachter vom spanischen Festland endlich zu dem besagten Gerichtstermin kam, war Thomas Müller voller Erwartung, endlich zu seinem Recht zu kommen. Doch weitere 16 Monate mussten ins Land gehen, bis jetzt das hoffentlich endgültige Urteil ergangen ist. Darin weist die leitende Richterin die Küstenverwaltung, die dem Umweltministerium untersteht, an, die Anträge für die Erteilung der Konzession umgehend zu bearbeiten. Die Behörde hatte sich jahrelang hinter dem umstrittenen Küstengesetz verschanzt, um die Genehmigung zu verweigern. Das, so hat das Gericht nun festgestellt, sei im vorliegenden Fall nicht anwendbar.

Von der Bananenverladestelle zum Kulturzentrum

Thomas Müller ist einer der ersten Deutschen, die sich in den Siebzigern auf La Gomera etablierten. Er interessierte sich jedoch weniger für die Hippie-Kommune, die seinerzeit im Valle Gran Rey Furore machte, sondern er wollte dort geschäftlich Fuß fassen. Schon nach kurzer Zeit war er als „El Fotógrafo“ auf der Insel eine bekannte Person. Sein Geschäft gleichen Namens gegenüber dem Strand vom Valle Gran Rey war ein beliebter Treffpunkt für die ersten Gomera-Touristen und die kleine deutsche Kolonie. Dort gab es Fotomaterial, Zeitungen und Zeitschriften und die wunderschönen Ansichtskarten aus der „eigenen Produktion“. Schon damals versuchte Müller, das brachliegende kulturelle Leben im „Valle“ zu beleben. In seiner „Galería“ organisierte er Lichtbildervorträge, Ausstellungen und Gesprächsrunden, soweit es die beschränkten Möglichkeiten zuließen.

1981 erwarb er in Vallehermoso die alte, halbverfallene Bananenverladestelle von ihrem kanarischen Besitzer. Sie liegt vor einer malerischen Felskulisse auf einer Klippe mitten im Atlantik. Seit 1890 wurden dort sämtliche Güter der Insel, vor allem aber Bananen, verpackt und über den Pescante, eine Holzkonstruktion, die über drei Basaltsäulen führte, auf die Dampfschiffe verladen. Und ganz oben auf der Klippe thronte das Kontor.  1910 soll hier das erste Kraftfahrzeug der Insel ausgeladen worden sein.

1950 wurde der Handel über El Castillo eingestellt, und der Ort geriet in Vergessenheit. Mit der Zeit wurde die alte Küstenstraße von Felsen und Geröll verschüttet und unpassierbar.

Thomas Müller war von der Idee besessen, an diesem Ort ein Kunst- und Kulturzentrum zu errichten. Doch das Castillo del Mar war nur über das Meer erreichbar, und jeglicher Sanierungsversuch scheiterte. So musste er lange zwanzig Jahre warten, bis schließlich die Küstenstraße saniert wurde. Im Februar 2001 war das Castillo endlich wieder über den Landweg erreichbar.

Umfangreiche Restaurierung zur Schaffung eines besonderen Veranstaltungsortes

Am 1. Mai 2001, also zwanzig Jahre nach dem Kauf, begann die erste Bauphase. Steinmetze rekonstruierten zuerst den Haupteingang mit seiner Treppe und bauten Stein für Stein wieder auf. Dann wurden sämtliche Natursteinmauern als Schutzwälle gegen das Meer wiederhergestellt.

Mit der Fertigstellung des Rohbaus waren dann die Voraussetzungen für den Innenausbau geschaffen. Es entstanden eine Bühne und zwei unterschiedlich große Veranstaltungsräume.

Gleich mit dem Baubeginn hatte Müller die Lizenz für sein Projekt beim Küstenamt beantragt, eine Grundvoraussetzung für wichtige Dienstleistungen wie beispielsweise die Stromversorgung. Doch darauf wartete er vergeblich.

2003 wurde das Kulturzentrum „Castillo del Mar“ – mit eigener Stromversorgung – eröffnet. Konzerte, Partys, Ausstellungen, Kunsthandwerksmärkte fanden statt und die Mondschein-Partys und der Brunch auf der Burgterrasse waren bei den Besuchern und Stammgästen besonders beliebt. Der kleine Ort erlebte mit dem Publikumsverkehr durch das Castillo del Mar einen regelrechten Aufschwung.

Durch Behördenwillkür seit fünf Jahren geschlossen

Mehr als 500 unterschiedlichste Veranstaltungen fanden statt, bis das Castillo 2008 schließen musste, als der dritte Strom-Generator seinen Geist aufgegeben hatte.

Da steht nun das Castillo del Mar und ist seit fünf Jahren geschlossen. Es trotzt dem Wetter, den Vandalen und den Bürokraten, die irgendwo in Madrid am grünen Tisch sitzen und keine Ahnung haben, wie wichtig dieser Zeitzeuge für Vallehermoso und die Insel La Gomera geworden ist.

Viele Gomera-Urlauber, die das Castillo del Mar besucht haben – darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Ehemann – waren von der herrlichen Anlage begeistert. In den letzten Jahren standen tagtäglich viele Urlauber verständnislos vor der verschlossenen Tür.

Jetzt sind Thomas Müller und sein Team wieder voller Hoffnung und Schaffensfreude, dass es mit dem Castillo del Mar bald wieder weitergehen kann. Sie wissen, dass sehr viel zu tun sein wird, denn die rund fünf Jahre, in denen die Anlage geschlossen war, sind mit Sicherheit nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Aber sobald alle Genehmigungen vorliegen, wollen sie die Ärmel hochkrempeln und sich an die Arbeit machen.

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