Kanaren – die Region mit dem größten Armutsrisiko


Das Europäische Netz für den Kampf gegen Armut und soziale Ausgrenzung EAPN hat anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Armut dem spanischen Kongress seinen 7. Bericht vorgelegt. Ihm liegen aktuelle Daten aus dem Jahr 2016 zugrunde. Danach befinden sich die Kanaren nicht nur mit 44,6% an der Spitze aller spanischen Regionen, was das Armutsrisiko betrifft, sondern sind auch Spitzenreiter innerhalb der Europäischen Union. Konkret befinden sich die Kanarischen Inseln auf den sechsten Platz der europäischen Regionen, wenn es um Armut und Ausgrenzung geht, nur noch übertroffen von drei Regionen Rumäniens und zwei aus Bulgarien. Der Prozentsatz ist fast doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt, der 23% beträgt.

Rund 13 Millionen Personen, etwa 27,9% der spanischen Bevölkerung, sind gemäß dem Bericht in Gefahr, unter die Armutsgrenze zu fallen. Zugrunde gelegt wurden Fakten wie ein Einkommen, das unter 684 Euro liegt, eine schlechtbezahlte Arbeit von weniger als zwei Stunden täglich, Mietschulden, sowie weder Fernsehen noch Te- lefon oder eine Möglichkeit für Urlaub zu haben.

Junge Erwachsene zwischen 16 und 29 Jahren stellen in der Statistik mit 37,6% den höchsten Prozentsatz. 2015 lag dieser noch bei 36,4%. Es folgen die Kinder mit 31,7%.

Bei Haushalten mit Kindern liegt die Armutsgefahr um 30 Punkte höher als bei solchen, die nur aus zwei Erwachsenen bestehen, und sogar die Hälfte  aller Alleinerziehenden mit einem oder mehr Kindern sind von Armut bedroht.

Doch auch bei jenen Familien, in denen es einen Ernährer gibt, der eine Arbeitsstelle hat, besteht die Gefahr der Verarmung. 14,1% der Arbeitnehmer sind hiervon betroffen.

„Es gibt neue Arme, die nicht auf der Straße betteln, sondern in den Supermärkten Schlange stehen“, erklärte Juan Carlos Llano Ortiz, einer der Autoren des Berichts. Die vielzitierte wirtschaftliche Erholung des Landes sei asymmetrisch, denn nicht alle sozialen Gruppen würden gleich wachsen, erklärte er. Vielmehr herrschten große territoriale Unterschiede. Drei spanische Regionen – die Kanaren, Ceuta und Andalusien liegen mit 44,6 – 41,9 und 41,7% in der Statistik weit vorne. Dagegen sind die Menschen in Navarra (13%), dem Baskenland (17,6%) sowie in Katalonien (17,9%) weitaus weniger von der Armut bedroht.

„Es ist sehr beunruhigend, dass diejenigen Personen, die in Armut leben, als Erste die Krise zu spüren bekommen, und als Letzte den wirtschaftlichen Aufschwung“, bedauert Llanos.

Dass diese statistischen Daten über die Armut auf den Kanaren zutreffen, beweist auch ein Artikel, der kürzlich in der Inselpresse erschienen ist. Danach suchen zurzeit 30% der Einwohner der Inselhauptstadt Santa Cruz Hilfe bei den Sozialdiensten. „Auch wenn es aktuell 53.000 Personen sind, die von der Stadtverwaltung unterstützt werden müssen, lebt doch Hälfte der Bevölkerung von Santa Cruz mit dem Risiko von Armut und Ausgrenzung“, wird der zuständige Stadtverordnete Óscar García von der Zeitung zitiert.

„Viele Menschen haben aus Scham keine Hilfe beantragt oder sie werden von ihrer Familie unterstützt“, heißt es an anderer Stelle.

Und es kommt wohl nicht von ungefähr, dass wir in unserer Redaktion einen Anruf der Caritas-Gruppe Los Realejos erhalten haben, die dringend Unterstützung benötigte und die sich mit den Worten: „Erneut möchten wir uns für Ihre großzügige Hilfe bedanken, die dieses Mal wie der Regen vom Himmel für uns kam, denn die derzeitige Situation ist nicht einfach. Die Zahl der Familien, die sich um Hilfe an uns wenden, hat zugenommen und unsere finanzielle Situation ist sehr schwierig“, für den Scheck von 2.000 Euro bedankte.

Dank der Unterstützung, die wir von unseren Lesern erhalten, können wir immer wieder helfen. So danken wir ganz herzlich PBC Buchholz, Manfred Vogel, dem Ehepaar Hickmann und Heinz-Jürgen Rayen, die uns eine Spende überwiesen haben.

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