Regionalregierung will vor Gericht ziehen
Nachdem die Mineralölgesellschaft Repsol im August die verlangten Gutachten über die Umweltauswirkungen und die Durchführung von Probebohrungen vor den Kanarischen Küsten veröffentlicht hatte, wurde Mitte September bekannt gegeben, dass Marokko schon mehrere entsprechende Genehmigungen erteilt hat.
Die Bohrplattform „Cajun Express“ solle noch im Oktober mit Probebohrungen 555 km nordöstlich der Kanaren beginnen, hieß es unter anderem (das Wochenblatt berichtete). Darauf reagierten die lokalen Politiker und Umweltaktivisten umgehend.
„Gutachten ist nichtig“
Die Regionalregierung unterzog das von Repsol erstellte Umweltgutachten einer umfangreichen Untersuchung und kam zu dem Schluss, das Dokument erfülle nicht die europäischen Anforderungen und sei nichtig, wie Vizepräsident José Miguel Pérez mitteilte. Demnach hätte der Ölkonzern versäumt, die Risiken der Probebohrungen zu untersuchen. Weder die infolge eines Unfalles verursachten Auswirkungen auf die Küsten, die Naturschutzgebiete, die Ökosysteme oder die Meerwasserentsalzung noch die Folgen für die kanarische Wirtschaft – insbesondere den Tourismus, die Fischerei und die Aquakultur – seien berücksichtigt worden, kritisierte Pérez. Darüber hinaus hätte der Ölkonzern eventuelle tektonische, vulkanologische oder seismische Vorkommnisse sowie die in den Gewässern Marokkos geplanten Probebohrungen nicht in die Untersuchung miteinbezogen.
Pérez erklärte, das Gutachten entspreche in keiner Weise den gesetzlichen Anforderungen der Europäischen Union, sei nichtig und müsse vor den zuständigen Gerichten angefochten werden. Diese Erkenntnisse habe die Regionalregierung in einer Studie zusammengefasst und an das Ministerium für Industrie, Energie und Tourismus weitergeleitet. Fernando Ríos, Regierungsbeauftragter für Eigenverwaltung und institutionellen Austausch, fügte hinzu, das Ministerium müsse jedoch erst einmal die über 10.000 eingereichten Einwendungen gegen die Gutachten untersuchen und danach zur weiteren Analyse an das Umweltministerium weiterleiten. Sollte keines der beiden Ministerien die Rücknahme der Genehmigungen einleiten, müsste man mit den gewonnenen Erkenntnissen über die Nichtigkeit der Gutachten vor die entsprechenden Gerichte ziehen.
Hinsichtlich der Probebohrungen in marokkanischen Gewässern erkundigte sich Pedro Quevedo, Abgeordneter der Coalición Canaria-Nueva Canarias, während einer Sitzung im Parlament direkt beim zuständigen Minister. Doch die Regierung hielt sich bedeckt. „Der Regierung steht es nicht zu, sich über die vom Königreich Marokko erlaubten Probebohrungen in kanarennahen Gewässern zu äußern,“ lautete die Antwort.
Protestaktion unter Wasser
Ob nun ein spanischer Erdölkonzern in spanischen oder ein schottisches, portugiesisches oder irisches Unternehmen in marokkanischen Hoheitsgewässern nahe den Kanarischen Inseln Probebohrungen durchführt und vielleicht sogar Erdöl fördert, das sei vielen und insbesondere den Umweltaktivisten von Ben Magec-Ecologistas en Acción vollkommen gleichgültig. Ihnen geht es alleine um den Schutz der Inseln, der umliegenden Gewässer und der Natur. Mitte Oktober veranstaltete die Organisation erneut eine aufsehenerregende Aktion: vor insgesamt neun Stränden auf allen Inseln (inklusive La Graciosa und Lobos) tauchten zeitgleich diverse Aktivisten ab, um sich auf dem Meeresgrund mit meterlangen Plakaten mit der Aufschrift „Nein zu Erdölkonzernen, Ja zu erneuerbaren Energien“ („No petroleras, sí renovables“) ablichten zu lassen. An den Stränden versammelten sich ebenfalls Hunderte von Menschen zum Protest.
Fotos: Mitte Oktober ließen sich zeitgleich Aktivisten von Ben Magec-Ecologistas en Acción bei Abades (Teneriffa), La Cueva (La Gomera), Faro de Fuencaliente (La Palma), La Restinga (El Hierro), Las Canteras (Gran Canaria), Gran Tarajal (Fuertevnetura), Puerto del Carmen (Lanzarote), Caleta de Sebo (La Graciosa) und Puertito de Lobos mit Protestplakaten zu Land und zu Wasser ablichten, mit den Aufschriften„Nein zu den Ölförderungen – die Kanaren haben es schwer“ (Wortspiel: crudo bedeutet Öl, tenerlo crudo bedeutet es schwer zu haben) und „Nein zu Erdölkonzernen, Ja zu erneuerbaren Energien“.
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