Kanarische Lehrer leisten die meisten Stunden


Die Arbeitsbedingungen in den Schulen sind belastend und überfordernd

Die Lehrer auf den Kanarischen Inseln haben die längsten Arbeitszeiten im ganzen Land. Sowohl bei der Anzahl der Unterrichtsstunden als auch bei den sonstigen Dienstzeiten liegen sie an der Spitze. Auch die Zahl der Schüler pro Klasse ist im nationalen Vergleich die höchste.

Nach der jüngsten Resolution des Bildungsministeriums müssen die hiesigen Lehrer wöchentlich 28 Stunden innerhalb des Schulgebäudes ableisten, 25 davon sind Unterricht. Hinzu kommt die Unterrichtsvorbereitung und Korrekturarbeit zu Hause. Demgegenüber liegt der Durchschnitt auf dem spanischen Festland bei 24 Stunden.

Gleichzeitig wurde für fast alle Schularten die Schülerzahl pro Klasse um 10% bis 20% erhöht. Nach Aussage der Gewerkschaften führt dies in manchen Schulen zu chaotischen Zuständen, ein Umstand, der vom Bildungsressort der Kanarenregierung bestritten wird.

Das Staatliche Schulgremium CEE (Consejo Escolar del Estado), höchstes Organ der Lehrer-, Schüler-, Eltern- und Schulpersonalvertretungen, bestätigt diese Beschwerden und hat kürzlich einen Vorschlag zu den Arbeitsbedingen der Lehrer ausgearbeitet, der von der Lehrergewerkschaft STEC-IC vorgestellt wurde. Darin wird gefordert, die Unterrichtsstunden zu reduzieren. Der Vorschlag stützt sich in seiner Argumentation auf eine Studie der OECD, die aufzeigt, dass diese in Spanien und insbesondere auf den Kanaren, über dem Durchschnitt der OECD-Länder und der EU liegen. Die STEC verlangt deshalb, die Resolution des Bildungsministeriums zur Erhöhung der Stundenzahl wieder aufzuheben. Die Gewerkschaft Anpe, bei der die meisten kanarischen Lehrer organisiert sind, ist der gleichen Ansicht und plant Streiks.

Lehrer, Schüler und Eltern haben in den schon früher nicht gerade reichhaltig ausgestatteten Schulen mit immer neuen Erschwernissen zu kämpfen: Erhöhte Schülerzahlen, geringere Mittel, Klassen mit Schülern verschiedener Jahrgänge in Vor- und Grundschule, fehlende Ausstattung für die Berufsbildungskurse, mehr Unterrichtsstunden in der Oberschule, Schulgebäude in schlechtem Zustand, das Verschwinden verschiedener Angebote wie die Beaufsichtigung von Schülern, die schon vor Unterrichtsbeginn in der Schule ankommen und Nachhilfe, die eilige Umsetzung der heftig bekämpften Schulreform LOMCE, die zunehmende Bürokratisierung im Arbeitsalltag der Lehrer, um nur einige zu nennen.

Tausend Lehrer weniger

Zu den schwierigen Arbeitsbedingungen kommt hinzu, dass die kanarischen Schulen und Ausbildungszentren, nach Angaben der Gewerkschaft FETE-UGT, in den vergangenen vier Jahren 531 Lehrerstellen verloren haben, obwohl sie aktuell 12.200 Schüler mehr zu betreuen haben als noch im Schuljahrgang 2009/ 2010. Seit 2008 ist die Zahl der Lehrer sogar um knapp Tausend zurückgegangen, von 23.240 auf 22.272.

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