Kanarische Schildlaus zur Farbgewinnung wiederentdeckt


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Zwei Deutsche lassen antiken Wirtschaftszweig wieder aufleben

Zwei deutsche Kunsthandwerker lassen eine alte Methode der Farbgewinnung auf La Gomera wieder aufleben. Mit der Farbe der „Cochinilla“ (Cochenilleschildlaus), einer Schildlausart, die auf dem kanarischen Feigenkaktus lebt, färben Petra Abel und Mathias Rapp Textilien ein. Mit der antiken Färbetechnik erreichen sie, je nachdem welche Fixierung verwendet wird, Farbtöne in rot und rosa bis hin zu dunkelviolett. Sie verkaufen ihre Produkte auf den Märkten von San Sebastián und Valle Gran Rey.

Es gab auf den Kanaren Zeiten, da 90% der Ausfuhr durch die Zucht der Cochinilla bestritten wurde. Bis zum Aufkommen der künstlichen Farbstoffe waren sie ein wahrer Motor der insularen Wirtschaft. Die kanarische Schildlaus wird von den Kakteen geerntet, wenn sie etwa acht Millimeter lang ist. Mit Löffeln wird sie von der Pflanze gekratzt, gesiebt und getrocknet. Dann wird sie gemahlen, das Pulver mit Weinsäure vermischt und mit wenig Wasser bei geringer Temperatur gekocht. In einem Beutel wird sie dann in einen Topf mit dem zu färbenden Stoff getan und Zitrone, Essig oder Alaun als Fixierung dazugegeben. Mit den ausgewachsenen Schildläusen wird gefärbt, die kleinen werden wieder auf die Pflanze gebracht, um die nächste Generation heranzuzüchten.

Die Cochinilla ist eines der wenigen Färbemittel, die bei Licht- und Wassereinwirkung nicht ausbleichen und die keine allergischen Reaktionen hervorrufen. Sie ist immer noch für die Verwendung in Kosmetik und Lebensmitteln gefragt. Zurzeit jedoch ist die Ernte nicht gut, weil die starken Regenfälle zu viele Tiere von den Wirtspflanzen heruntergespült haben.

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