Kanarische Wirtschaft erholt sich nur langsam und schleppend


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Prognose der Handelskammer der Provinz Santa Cruz de Tenerife

Am 7. Juli stellten Ángeles Palmero, Vizepräsidentin der Handelskammer der Provinz Santa Cruz de Tenerife, Lola Pérez, Direktorin der Studienabteilung, und Natalia Aznárez, stellvertretende Direktorin der Caja Canarias, auf einer Pressekonferenz den Jahresbericht über die kanarische Wirtschaft für das Jahr 2010 vor.

Neben dem Blick in das vergangene Jahr gab die Handelskammer vor allem auch eine Prognose für das laufende Jahr ab.

Demnach soll die kanarische Wirtschaft 2011 zwar wachsen, doch zu gering, um die Arbeitslosenquote merklich zu senken. Die wirtschaftliche Erholung werde „schwach, langsam und nicht ohne Ungewissheiten und Risiken“ verlaufen.

Die Handelskammer forderte die kanarische Regierung dringend zu mehr Tatkraft und konkreten Maßnahmen auf.

Nur 1% Wachstum

Der Handelskammer zufolge begann im letzten Jahr die Erholung des Tourismus, doch habe sich dieser leichte Schwung nicht auf die anderen Wirtschaftssektoren ausgewirkt. Der Verlust von Arbeitsplätzen sei jedoch gebremst worden.

In Bezug auf 2011 äußerte Lola Pérez, es seien weitere Anpassungen vorzunehmen, insbesondere in der öffentlichen Verwaltung. Der Tourismus werde auch weiterhin die wirtschaftliche Erholung anführen, die „schwach und langsam“ erfolgen würde, da die anderen Sektoren „viele Schwierigkeiten“ hätten. Außerdem würden Risiken wie der inflationäre Druck, der jedoch nach Meinung der Handelskammer im zweiten Halbjahr abnehmen werde, den Aufschwung gefährden. Insbesondere die Anhebung des Leitzinses [am 7. Juli erhöhte die Europäische Zentralbank diesen auf 1,5%] könnte den Konsum, die Aufnahme von Krediten und die so dringend nötigen Investitionen weiter hemmen. Pérez gab an, die Handelskammer erwarte für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – zu gering für eine bedeutende Erholung des Arbeitsmarktes. Die Arbeitslosenquote, die derzeit bei 28,5% liegt, soll weiterhin hoch bleiben. Die Handelskammer rechnet damit, dass erst 2012 das wirtschaftliche Wachstum auf 2% ansteigen und die Arbeitslosigkeit spürbar abnehmen wird.

Mehr Einsatz gefordert

Von der kanarischen Regierung forderte die Handelskammer die Ausarbeitung einer konkreten und effizienten Wirtschaftspolitik, denn nach Meinung der Cámara de Comercio habe sich diese in letzter Zeit zu sehr auf die Haushaltskontrolle konzentriert.

Laut Lola Pérez sollten die dringend auszuarbeitenden wirtschaftlichen Maßnahmen kurzfristig auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und langfristig auf die Förderung einer wettbewerbsfähigeren Wirtschaft abzielen – hierfür sei eine sorgfältige Auswahl öffentlicher Projekte notwendig.

Ángeles Palmero verlangte von der Regierung, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um effizient die Strukturprobleme der kanarischen Wirtschaft zu lösen, u.a. durch die Aufstellung konkreter Ausführungsfristen.

In Bezug auf die Arbeitslosigkeit schlug Palmero einen großen „Pakt für Arbeit“ vor, der nicht Interessen befriedige, sondern auf der Realität der einzelnen Sektoren gründe. Dieser solle zum zentralen Ausgangspunkt der Regierungspolitik werden.

Die Vizepräsidentin fasste die nach Ansicht der Handelskammer von der kanarischen Regierung vorzunehmenden Aufgaben wie folgt zusammen: eine überdimensionierte Verwaltung auf den Stand bringen, laufende Kosten reduzieren und Investitionen tätigen, Verwaltungsverfahren vereinfachen, die Stadtplanung in Schwung bringen und das Statut der Kanarischen Inseln reformieren.

Kreditfluss in Schwung bringen

Ángeles Palmero hob hervor, wie wichtig es sei, dass die Kredite wieder fließen würden. Sie forderte die Fondsaufstockung der kanarischen Kreditvereine, die dieselben Verzugsbedingungen und Risiken wie die Banken akzeptieren sollten. Außerdem sprach sich die Vizepräsidentin der Handelskammer für eine öffentlich-private Finanzierung von Großprojekten aus.

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