Kandidat verzweifelt gesucht


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Ex-Minister Bono will nicht Bürgermeister Madrids werden und bringt damit die Sozialisten aus dem Konzept

Erheblich aus dem Ruder gelaufen ist der sozialistischen Regierung Mitte Oktober die Frage um ihren Spitzenkandidaten für das Bürgermeisteramt der spanischen Hauptstadt.

Madrid – Madrid ist seit Jahren unter konservativer Führung. Nachdem tagelang das Gerücht umging, nicht zuletzt geschürt durch Kommentare hoher PSOE-Funktionäre, dass der ehemalige Verteidigungsminister und einer der Spitzenmänner der Sozialisten, José Bono, für diese wichtige Kandidatur gewonnen werden konnte, erteilte der Betroffene selbst seinen Parteikollegen unerwartet eine brüske Abfuhr. Bono, der vor knapp sechs Monaten aus „familiären Gründen“ freiwillig von seinem Amt als Verteidigungsminister zurücktrat, hatte seitdem wiederholt erklärt, er werde sich auf unbefristete Zeit aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Er hatte aber auch verlauten lassen, dass einzig und allein die Bitte des Regierungschefs ihn dazu bringen könnte, wieder in die ersten Reihen der Partei zurückzukehren.

Demnach war es auch kein Wunder, dass die Nachricht um seine mögliche Kandidatur schnell Gewicht erlangte, zumal Bono selbst durchblicken ließ, dass ihm das Ansinnen Zapateros schmeichele. „Wer weist schon einen solchen Leckerbissen zurück“, erklärte er unter anderem wörtlich und teilte bei einer anderen Gelegenheit mit, es sei Aufgabe seiner Partei einen Kandidaten zu bestimmen.

Dennoch waren die begeisterten Kommentare, mit denen verschiedene PSOE-Spitzenfunktionäre die Kandidatur schon als gesichert sahen, wohl übereilt. Dementsprechend betreten waren auch die Reaktionen, als Bono kurz darauf die Möglichkeit seiner Kandidatur gänzlich und endgültig ausschloss.

Zwar wurde augenblicklich durch beruhigende Kommentare versucht, die peinliche Position der Sozialisten nach einem derart offensichtlichen Affront Bonos wieder zu entschärfen, doch konnte eine gewisse Missstimmung in den eigenen Reihen nicht vor der Öffentlichkeit verborgen werden. Zumal die Sozialisten jetzt ernsthafte Schwierigkeiten haben, einen Kandidaten zu finden, der gegen den langjährigen konservativen Bürgermeister Alberto Ruiz-Gallardón eine Chance hat zu gewinnen. Wie ein in sich zusammengesunkenes Soufflé stehe die Partei jetzt da, hieß es in den Reihen der Sozialisten diesbezüglich unter anderem.

Schließlich sprach der Ministerpräsident selbst in der Angelegenheit ein Machtwort, indem er sich öffentlich für die Fehlinterpretationen, Zweideutigkeiten und Unsicherheit entschuldigte und betonte, seine Partei werde zu gegebener Zeit einen Kandidaten bestimmen.

Er konnte jedoch damit nicht verhindern, dass nun schon wieder ein neues Gerücht im Raum steht. Diesmal ist von Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega als mögliche Kandidatin für Madrid die Rede, eine Lösung, von der Zapatero bislang nichts wissen will.

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