Kapitelle und Säulen achtlos „weggeworfen“


© A. V. Valle de Tegueste

Skandal um Überreste der Kathedrale von La Laguna

Bereits vor drei Monaten beschwerte sich die Nachbarschaftsvereinigung Valle de Tegueste über die Entsorgung von Resten der Kathedrale La Lagunas auf dem landwirtschaftlichen Gelände El Codezal (Tal von Portezuelo).

Die Anzeigen bei der Guardia Civil, der Agentur zum Schutz von Stadt und Umwelt und dem Rathaus von Villa de Tegueste blieben unbeantwortet. Es wurden sogar weiterhin Kapitelle und Säulen der Kathedrale, die im Zuge des Abrisses von Kirchengewölbe und Kuppel überflüssig wurden, einfach auf dem Gelände achtlos abgeladen, teils mit Erde verdeckt und dem Vergessen überlassen. Anfang September richteten sich die Anwohner schließlich an die Presse, um ihrem Ärger über die zweckentfremdete Nutzung des landwirtschaftlichen Bodens, der respektlosen Behandlung bedeutender architektonischer und historischer Reste sowie der Untätigkeit der Behörden Luft zu machen.

Auf die Situation aufmerksam geworden, machte sich dann auch die Vereinigung zur Verteidigung von La Laguna für die historischen Überreste stark. Präsident Julio Torres erklärte, die Elemente gehörten zur Kathedrale und es gebühre ihnen Respekt „als stumme Zeugen des während mehr als einem Jahrhundert in dem Tempel Geschehenen“. Auch Cruci Díaz, Gemeinderätin im Rathaus von La Laguna, unterstrich den Status der Säulen und Kapitelle, schließlich seien sie Elemente eines zum Kulturgut erklärten Tempels. Julián de Armas, Dekan der Diözese, versuchte zunächst, dem Geschehen seine Brisanz zu nehmen mit der Aussage, die Kapitelle seien nicht weggeworfen sondern auf dem Gelände zur späteren Wiederverwendung nur zwischengelagert worden. 

Schließlich lenkte die Diözese jedoch ein und ließ am 10. September, 10 Tage nachdem sich die Nachbarschaftsvereinigung an die Presse gewandt hatte, die Säulen und Kapitelle von Tegueste in das Seminar in La Laguna bringen. Die Arbeiter brauchten sieben Stunden, um mit einem Großkran die Objekte auf sechs Hochlasttransporter zu verladen. Erst einmal werden die Elemente im Garten des Seminars bleiben, bis das Bistum und das Rathaus von La Laguna ihre endgültigen Bestimmungsorte festgelegt haben. In Frage kommen sowohl die Unterbringung in städtische Gärten als auch die Verwendung als Sockel für Kirchentische.

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