Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht eine Studie kanarischer Wissenschaftler
Im September 2002 erregte ein massives Walsterben an der Küste Fuerteventuras weltweites Aufsehen. 14 Schnabelwale strandeten und verendeten an den Stränden von Matas Blancas und Costa Calma innerhalb von drei Tagen.
Die augenscheinliche Ursache für dieses Umweltdesaster war vielen Inselbewohnern und Urlaubern, die das Drama hautnah erlebten, klar. Sie protestierten in Massen an den Stränden, bis das Marinemanöver der NATO-Streitkräfte, das in diesen Tagen in Küstennähe stattfand, unterbrochen wurde.
Das Manöver war Teil der Marineübungen verschiedener NATO-Länder und der ständigen NATO-Flotte im Atlantik, die bis zum 26. September unter dem Namen „Neotapón 2002“ zwischen der Straße von Gibraltar und dem kanarischen Archipel durchgeführt wurden. Ein Flugzeugträger, über 20 Schiffe, darunter Minensuchboote, Zerstörer etc. und eine 500 Mann starke Zivilschutzeinheit nahmen daran teil.
Die Auswirkungen auf die marine Tierwelt waren fatal. Experten machten sogleich die NATO-Übung für das Walsterben verantwortlich, was von der Marine zunächst energisch zurückgewiesen wurde. Professor und Walexperte Michel André von der Uni Las Palmas erklärte das Stranden der Wale mit seiner Theorie über das Orientierungsorgan der Tiere. „Das Aktiv-Sonar mit niedriger Frequenz greift das Orientierungsorgan der Meeressäuger an und löst innere Blutungen aus. Die Tiere verlieren den Orientierungssinn, sind nicht mehr in der Lage, Nahrung zu finden und sterben schließlich“, erläuterte er.
Im Jahr 2004 kam es erneut zu mehreren Strandungen. Vier Schnabelwale tauchten tot an Küstenpunkten von Fuerteventura und Lanzarote auf. Zeitgleich wurde 100 Seemeilen nordöstlich der Inseln das Marinemanöver „Majestic Eagle 04“ durchgeführt. Zufall? Mitnichten.
Nun, über zehn Jahre später, scheint der endgültige Beweis dafür vorzuliegen, dass die Sonare der Kriegsschiffe den Walen den Tod brachten.
Wissenschaftler der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) haben infolge jahrelanger Forschung einen Kausalzusammenhang zwischen den Sonaranlagen der Kriegsschiffe und dem massiven Walsterben infolge von Strandung hergestellt und die Richtigkeit der Entscheidung des Europäischen Parlaments im Jahr 2004 bewiesen, von der Verwendung der aktiven Sonare abzuraten, was zum Erlass eines unbefristeten Moratoriums für Marinemanöver in kanarischen Gewässern durch die spanische und kanarische Regierung führte. Dieses Moratorium ist bis heute in Kraft.
Die Veterinärmediziner und Forscher Antonio Fernández, Manuel Arbelo und Vidal Martín haben in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ nun das Ergebnis ihrer jahrelangen Studien veröffentlicht.
Dieses Ergebnis könnte kaum deutlicher sein: Seit im Jahr 2004 das Moratorium für Marineübungen erlassen wurde, hat es kein Walsterben mehr gegeben.
Die Nachricht über die Publikation wurde auch vom Cabildo von Fuerteventura begrüßt und zum Anlass genommen, sich erneut auf der Seite der Tier- und Umweltschützer zu positionieren. Cabildo-Präsident Mario Cabrera brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass dieses unbefristete Moratorium in ein definitives Verbot für Marinemanöver an den kanarischen Küsten verschärft wird.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]