Kein Interesse an Mietwohnungen


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Eine Umfrage verdeutlicht, dass selbst billige Mietobjekte bei jungen Menschen in Spanien nicht gefragt sind

Der energische „Vorstoß“ der spanischen Regierung, um nicht zuletzt für junge Menschen den Markt der Mietwohnungen zu fördern, ist auf ein unerwartetes Hindernis gestoßen. Denn ausgerechnet die Menschen, an die sich diese Initiative in Form eines Regierungsplans richtet, scheinen kein besonderes Interesse daran zu haben.

Madrid – Nach einer jüngsten Umfrage des Wohnungsministeriums zieht es fast die Hälfte der Spanier zwischen 20 und 30 Jahre weiterhin vor, ein Eigenheim zu kaufen, selbst wenn die Mietpreise deutlich sinken würden.

Vonseiten des Ministeriums wurde inzwischen zugegeben, dass es nicht ausreichen wird, den Mietmarkt attraktiver zu gestalten, wenn man den EU-Durchschnitt von Menschen, die in Mietwohnungen leben – 38% im Vergleich zu 11% in Spanien – erreichen will. Vor allem junge Menschen müssen auch davon überzeugt werden, einen Sinneswandel im Hinblick auf die immer noch weit verbreitete Kauf-Kultur in Sachen Eigenheim zu vollziehen.

Derzeit sind die Spanier zwischen 20 und 30 Jahre nämlich weder interessiert an Mietwohnungen, noch wären sie es, sollten sich die derzeit schlechten Bedingungen verbessern. Als Gründe dafür werden unter anderem die schlechte Qualität der Mietobjekte, die geringen Garantien für eine Fortdauer der Mietverträge und die hohen Kautionen oder die Bedingung, einen Bürgen vorweisen zu müssen, um überhaupt einen Mietvertrag abschließen zu können, genannt.

Außerdem entsprechen die Wunsch-Mietpreise der jungen Spanier zwischen 350 und 475 Euro monatlich in keiner Weise der Realität. Der durchschnittliche Mietpreis aller im vergangenen Jahr in Spanien abgeschlossenen Verträge lag nämlich bei 720 Euro im Monat für eine 100 qm große Wohnung. In Madrid lag dieser Preis sogar bei über 1.100 Euro.

Kommt die Sprache auf mögliche Fördermittel von staatlicher Seite, zeigen sich die Befragten zwar erfreut. Erklären jedoch im gleichen Atemzug, es wäre ihnen lieber, diese Hilfsmittel würden zur Förderung des Immobilienkaufs verwendet werden.

Das Wohnungsministerium, dem seit einigen Wochen die junge PSOE-Politikerin Carme Chacón vorsitzt, hat nun eine Kampagne angekündigt, um die jungen Menschen über die verschiedenen existierenden Hilfsmittel, die der Staat zur Förderung des Mietmarktes ins Leben gerufen hat, besser zu informieren.

Chacón gab in diesem Zusammenhang auch bekannt, dass die Regierung die Möglichkeit ins Auge fasst, Mietern steuerliche Vergünstigungen einzuräumen. Diese Möglichkeit war jahrelang Gesetz in Spanien, wurde dann aber unter der konservativen Regierung von José María Aznar abgeschafft.

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