Keine Liegen im Sand


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Eulenspiegelei an der Playa: Los Cristianos spielt mit seinem guten Ruf als Urlaubsziel

Pünktlich zu Beginn der Sommerferien wurden am Strand von Los Cristianos die Liegen und Sonnenschirme abgebaut. Hinter dieser widersinnigen Aktion steckt die Tatsache, dass der Vertrag der Verleihfirma zum 1. Juli ausgelaufen ist und die Gemeinde Arona es nicht geschafft hat, einen neuen Konzessionär für diesen wichtigen touristischen Service an einem der beliebtesten Strände Teneriffas zu finden. Angesichts dieser Sachlage fiel dem Bürgermeister von Arona und seinen Stadträten nichts Besseres ein, als die Liegen und Sonnenschirme kurzerhand wegschaffen zu lassen.

Durch Ausschreibung eine neue Verleihfirma zu finden, dauert im günstigsten Fall bis September. Es gibt also Hoffnung, dass es pünktlich zum Ende der Sommerferien wieder Liegen zu mieten gibt an der Playa de Los Cristianos.

Hier zeigt sich die gleiche Handlungsunfähigkeit und gefühlte Gleichgültigkeit, die diese Gemeindeverwaltung schon im Fall des benachbarten Strandes Las Vistas walten lässt. Dort sind die Rettungsschwimmer, die den Strand beaufsichtigen, seit über elf Monaten ohne Lohn, weil die beauftragte Firma pleite ist und die Gemeinde sich nicht zuständig fühlt. Der Strand wird nur noch mit reduziertem Aufwand beaufsichtigt, von Rettungsschwimmern, die keinen Lohn erhalten (das Wochenblatt berichtete).

Vogel-Strauß-Politik

Statt die Organisation dieser Stranddienste, die für das Image der Urlaubsinsel und damit für den Tourismus als wirtschaftliche Lebensader Teneriffas so wichtig sind, wieder an sich zu ziehen, bleibt die Gemeindeverwaltung weiterhin untätig. Wie das Kaninchen auf die Schlange schaut sie nur hypnotisiert auf Gesetzesparagraphen, die einer schnellen Lösung der Probleme im Wege stehen könnten, und versteckt sich dahinter. Hier haben sich offenbar die Schildbürger und Till Eulenspiegel zusammengefunden, um in der Tourismushochburg maximale Verwirrung zu stiften. Befremdet blicken die Betreiber der angrenzenden Läden, Restaurants und Hotels auf das Geschehen und erwarten durch den Verfall der Serviceeinrichtungen der Strände negative Auswirkungen auf ihre ohnehin von der Krise gebeutelten Geschäfte.

Schnell reagiert hat deshalb der Hotelverband Ashotel, der bei der Küstenbehörde und der Gemeinde Arona beantragt hat, übergangsweise 100 Liegen und Sonnenschirme zur Verfügung stellen zu dürfen, bis eine Lösung gefunden ist. Noch ist unklar, ob Ashotel die Erlaubnis erhalten wird, gratis einzuspringen.

Reiseveranstalter stellen Fragen

Carlos Alonso, Tourismusbeauftragter der Inselregierung und stellvertretender Cabildo-Präsident, brachte bei einem öffentlichen Auftritt die große Sorge des Cabildos um den guten Ruf des Urlaubsziels Teneriffa zum Ausdruck. Die Reiseveranstalter im In- und Ausland seien schon auf die Situation an den Stränden aufmerksam geworden und richteten Anfragen über das Ausmaß des Problems an das Tourismusbüro. Die Inselregierung habe der Gemeinde Arona ihre Unterstützung angeboten, die Zuständigkeit für die Verwaltung der Strände liege jedoch bei den Lokalpolitikern.

Unfähigkeit im Amt

Die Kommentatoren der kanarischen Presse schütten bitteren Hohn über die Verantwortlichen aus. Sie fragen, was für eine Sorte Amtsträger das sei, die nicht voraussehen könnten, dass ein Vertrag ausläuft, und die sich selbst für außerstande erklären, eine provisorische Verlängerung mit dem bisherigen Dienstleister auszuhandeln. Wieso man im Verlauf von vier vergeblichen Ausschreibungen nicht auf die Idee komme, die Konditionen so abzuändern, dass ein Unternehmen davon existieren kann, diesen Service anzubieten. Es genüge nicht, schreiben sie, ein Image als Ferienziel zu verkaufen, um Besucher anzuziehen, man müsse sich dann auch um die Urlauber kümmern und für Sicherheit, Freundlichkeit, Sauberkeit, gute Preise und guten Service sorgen.

Die Stadträte, die diese erbärmliche Vorstellung abliefern, gehören übrigens, wie das Wochenblatt schon mehrmals berichtete, zu den bestbezahlten Spaniens. Das Gehalt des Bürgermeisters liegt über dem des spanischen Regierungschefs, das der Stadträte erreicht fast das Einkommen eines Staatssekretärs. Ganz so unmäßig, wie das klingt, ist Aronas Führungsschicht jedoch nicht, sie kennt auch Mäßigung: die weiblichen Stadträte verdienen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

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