Kinder aus armen Verhältnissen bleiben viermal so häufig sitzen


Im regionalen Vergleich der PISA-Studie schneiden die Schulen auf den Kanaren besonders schlecht ab. Foto: cabildo de tenerife

Spanien ist das vierte Land der OECD mit dem höchsten Anteil an Schülern, die ein Schuljahr wiederholen

Madrid – Die PISA-Studie hat gezeigt, dass 28,7% der spanischen Schüler das Schuljahr wiederholen müssen. Dieser Anteil liegt weit über dem Durchschnitt der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 11,4%.
Die Hilfsorganisation Save the Children hat die Ergebnisse der PISA-Studie 2018 weitergehend analysiert und ist dabei zu dem Schluss gekommen, dass die Kinder aus ärmeren Familien viermal so häufig das Schuljahr wiederholen, als die Kinder aus wirtschaftlich besser situierten Familien. Im Vergleich der OECD-Mitgliedsstaaten befindet sich Spanien damit sogar auf dem zweiten Platz, nur übertroffen von der Slowakei, in der sich der wirtschaftliche Hintergrund noch stärker widerspiegelt.
Álvaro Ferrer, einer der Autoren der Studie, zeigt die Gründe dafür auf, warum in Spanien bei gleicher schulischer Leistung Kinder ärmerer Familien bedeutend häufiger sitzen bleiben. Demnach würden die Lehrer Punkte für gutes Verhalten verteilen, die eher Kinder aus wohlsituierten Familien erhalten würden, weil sie sich besser an die Anforderungen der Institution Schule anzupassen wüssten. Auch würden sich deren Eltern mehr bei der schulischen Ausbildung einsetzen und mehr Druck auf die Lehrer ausüben. Darüber hinaus würde die Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten miteinbezogen, die sich finanzschwächere Eltern jedoch meist nicht leisten könnten.
Lucas Gortázar, ebenfalls Mitverfasser der Studie von Save the Children, weist auf die im Süden Europas verbreitete Einstellung hin, ein Wiederholen des Schuljahres würde die schulischen Leistungen verbessern und sei somit positiv zu bewerten. Die OECD hat jedoch ermittelt, dass dies nicht der Fall ist, denn Länder mit weniger Wiederholern wie Deutschland (19,6%) und Großbritannien (2,5%) schneiden gut bei PISA ab.
Trotz der Empfehlungen ist Spanien in den letzten Jahren auf den oberen Positionen verblieben, während Frankreich den Anteil der Sitzengebliebenen in neun Jahren von 32% auf 16,6% senken konnte.
Socorro Pérez, Direktorin einer Schule der Sekundärstufe, erklärte, das Sitzenbleiben würde nicht helfen, sondern vielmehr die Motivation der Schüler verringern und sie von ihren Freunden trennen. Die Leistungen würden nicht verbessert und die Kinder nach einem Jahr aufgrund der gesetzlichen Regelung versetzt. Es müsse unbedingt untersucht werden, warum weitaus mehr Kinder mit wirtschaftlich schwächerem Hintergrund ein Schuljahr wiederholen würden, forderte die Schulleiterin. Es sei dringend an der Zeit, die Ursachen zu erforschen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
In den USA (9,1%) folgt eine zunehmende Zahl von Lehrern das social promotion-Ziel und versetzt Kinder mit schlechten Leistungen trotzdem, damit sie mit ihren Freunden in einer Klasse verbleiben können. Was sie sehr wohl motiviert.
Im regionalen Vergleich schneiden übrigens Ceuta (49,1%), Melilla (45,6%) und die Kanaren (35,6%) besonders schlecht ab.

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