Eine öffentliche Schule schließt eine 16-Jährige wegen Verstoßes gegen die Schulordnung vom Unterricht aus
„Ich fühle mich diskriminiert“, sagt die 16-jährige Najwa Malha immer wieder. Seit einer Woche ist sie vom Unterricht der Camilo José Cela-Schule in Pozuelo bei Madrid ausgeschlossen und zwar auf Beschluss der Schulleitung.
Pozuelo de Alarcón – Der Grund: seit mehr als zwei Monaten besteht Najwa darauf, mit dem „hijab“, dem islamischen Kopftuch, im Unterricht zu sitzen. Die 16-Jährige stammt aus Marokko, besitzt aber die spanische Nationalität.
Die Direktion der Schule wirft ihr vor, gegen die Schulvorschriften zu verstoßen. Der Artikel 32 dieser Ordnungsregel besagt, dass es nicht erlaubt ist, in provokativer Bekleidung oder mit einer Kopfbedeckung dem Unterricht beizuwohnen. Vier Lehrer hatten sie wiederholt erfolglos aufgefordert die internen Regeln der Schule zu beachten und das Kopftuch abzulegen.
So hat der Schulvorstand dann beschlossen, dass die widerspenstige Schülerin die sechs Schulstunden im Besucherraum verbringen kann sofern er nicht für Besucher gebraucht wird. „Wenn Gäste kommen, gehe ich für eine Weile hinaus“, berichtet sie. „Immer wieder suchen mich Mitschüler oder Lehrer auf und sie bringen mir die Aufgaben, die im Unterricht durchgenommen wurden. So versuche ich, das Schuljahr nicht zu verlieren, später möchte ich Mathematiklehrerin werden“, berichtet sie den Presseleuten, die sich jetzt für ihren Fall interessieren.
Najwa wurde im Schoß einer marokkanischen Familie geboren, die 1984 nach Spanien kam. Sie entschloss sich, gegen den Willen ihres Vaters, in der Schule das Kopftuch zu tragen. Mohamed Malha ist ein friedliebender Mann, Präsident des islamischen Kulturzentrums von Pozuelo und der muslimischen Gemeinde und leitet die örtliche Moschee.
„Ich hatte meine Tochter gebeten, ihren Entschluss, den hijab zu tragen noch aufzuschieben, denn ich habe gewusst, dass es Probleme geben würde“, erklärte der Mann, der als Pfleger in einer Madrider Klinik arbeitet. „Ich wollte den Schritt tun, denn ich wollte damit zeigen, dass ich meine Religion liebe“, antwortet seine Tochter.
Bis zum Verwaltungsgericht
Als Najwa nicht von ihrem Entschluss abzubringen war, unterstützte er sie schließlich, allerdings mit Vorbehalt. Er legte Beschwerde beim Erziehungsressort der regionalen Regierung von Madrid ein und ist auch bereit, vor das Verwaltungsgericht zu gehen.
Mehrere Klassenkameradinnen haben sich solidarisch erklärt und sind ebenfalls mit dem Kopftuch bzw. mit Kapuzen zum Unterricht erschienen und wurden der Klasse verwiesen.
Vater Mohamed Malha argumentiert in seiner Beschwerde, das Kopftuch verhindere nicht die Identifizierung seiner Tochter. Das Tragen des hijab sei ein Ausdruck der Religionsfreiheit, die im Spanischen Grundgesetz garantiert werde.
Wie nicht anders zu erwarten war, haben sich inzwischen verschiedenen islamische Institutionen in Spanien eingeschaltet und gegen die Schule und ihre internen Regeln protestiert. So diskutiert die spanische Öffentlichkeit erneut über eine „Kopftuchaffäre“.
Schon 2002 gab es den Fall Fatima in Madrid, 2007 mit Shaima Saidani in Girona sowie weitere Fälle in Ceuta und Melilla, die zu einer öffentlichen Polemik im spanischen Schulsystem führten.
Noch immer nicht geklärt ist die Klage der muslimischen Rechtsanwältin Zoubida Barik, die mit einem Kopftuch zur Gerichtsverhandlung erschien und des Saales verwiesen wurde. In erster Instanz wurde ihre Klage abgewiesen mit dem Hinweis, dass vor Gericht nur das richterliche Barett erlaubt ist. Jetzt muss der Oberste Gerichtshof über den Fall entscheiden.
Letzte Meldung im Fall Najwa: Das Erziehungsministerium hatte ihr den Wechsel zu einer Schule empfohlen, wo es angeblich kein Kopftuchverbot gab. Doch als sie mit ihren Eltern zur Anmeldung erschien, hatte man dort die Schulordnung geändert und das Tragen einer Kopfbedeckung im Unterricht verboten. Jetzt ist das Ministerium auf der Suche nach einer Schule im der näheren Umgebung, die nichts gegen Mädchen mit hijab hat.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]