Krankenhausbetrieb im Sommer auf Sparflamme


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Die beiden öffentlichen Krankenhäuser auf Teneriffa schließen während der Ferienzeit ganze Etagen, OP’s und Abteilungen

Während der Sommermonate schließen das Universitätskrankenhaus der Kanaren (HUC) und das Universitätskrankenhaus Nuestra Señora de Candelaria (HUNSC) ganze Etagen, Operationssäle und Abteilungen, laut dem Gesundheitressort wegen der im Sommer üblicherweise geringeren Nachfrage.

Ärzte und Krankenpfleger kritisieren die Maßnahme scharf und befürchten schlimme Folgen für die Patienten.

Im Universitätskrankenhaus der Kanaren (HUC) werden, nur einen Monat oder auch während aller Sommermonate, ein Teil der zweiten Etage, vier der dreizehn Hauptoperationssäle, alle ambulanten Operationssäle, ein Teil der Radiotherapie, die Augenchirurgie, die Kinderwunschambulanz und die Abteilung für häusliche Behandlung nicht zur Verfügung stehen. Im Universitätskrankenhaus Nuestra Señora de Candelaria (HUNSC) sieht die Situation ähnlich aus; dort fallen insgesamt 80 Betten verschiedener Stationen – Onkologie, Chirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Traumatologie und Rheumatologie –  aus und die gesamte Etage 22 wird geschlossen.

Das kanarische Gesundheitsressort verteidigte die Schließungen und erklärte, bei den Maßnahmen handele es sich um „nichts Neues. Es gehe um Maßnahmen der internen Organisation, die keinen Einfluss auf die Behandlung der Patienten und den Service haben. Man führe eine Reorganisation der vorhandenen Mittel für den Sommer durch, die üblicherweise von allen spanischen Krankenhäusern vorgenommen wird. Die Bettenanzahl wird an den während der Sommermonate geringeren Betrieb in der Notaufnahme, die abnehmenden Einweisungen und den Urlaubsplan des Personals angepasst.“

Doch die Ärzte und Krankenpfleger sind da ganz anderer Meinung.

Cati Darias, Sprecherin der Gewerkschaft Intersindical Canarias (IC) im HUC, warf dem Gesundheitsressort Lügen vor. Nicht die Nachfrage würde im Sommer abflauen – wie auch, wenn allein 30.000 Canarios auf Wartelisten für eine Behandlung oder eine Operation stünden – und eine zeitweise Schließung einiger Abteilungen rechtfertigen, sondern vordergründig wolle man Geld einsparen, um die Bankschulden abzubauen.

Laut Darias handele es sich auch nicht um eine übliche Maßnahme, denn in der 40-jährigen Geschichte des HUC habe es zum ersten Mal im vergangenen Sommer eine derartige Reorganisation gegeben.

„Bis Oktober sollte man nicht krank werden“

Die Gewerkschaft der Krankenpfleger (Satse) ließ verlauten, gleich in den ersten Tagen hätten die Wartezeiten bereits erheblich zugenommen und einige Abteilungen seien überfordert. „Diese Situation führt dazu, dass sich Krankheitsbilder verschlechtern und sich wiederum die Heilungskosten erhöhen.“

Laut Satse soll allein die monatelange Schließung von vier Haupt-OPs des HUC zu einem Ausfall von 800 möglichen Operationen führen. In dieser Hinsicht würden sich die Sparmaßnahmen des Gesundheitsressorts direkt auf die gesundheitliche Betreuung der Canarios auswirken.

Francisco Bautista von der Gewerkschaft UGT versicherte, die Erklärungen des Gesundheitsressorts „würden die Wirklichkeit verschleiern“ und riet den Patienten „bis Oktober nicht krank oder kränker zu werden“.

Im Sommer nähme die Nachfrage keinesfalls ab und die Wartelisten seien sehr lang, sodass der Grund für die Schließungen ein anderer sein müsse. Es gebe einfach nicht genug Geld, doch das wollten die Verantwortlichen nicht zugeben, so Bautista.

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