Landwirtschaft ohne Gift


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Cabildo und ULL fördern den Öko-Landbau

Der ökologische Landbau auf den Kanarischen Inseln weitet sich langsam aber stetig aus. Seit 2008 sind in diesem Sektor 2.000 Hektar Anbaufläche hinzugekommen. Insgesamt 1.240 kanarische Landwirte produzieren auf rund 7.000 Hektar nach ökologischen Prinzipien ohne synthetische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger.

Auch wenn der Fortschritt offensichtlich ist, bleibt die Tatsache bestehen, dass die Entwicklung der alternativen Landwirtschaft auf den Inseln, zumindest was die Größe der Anbauflächen und die Produktionsmengen angeht, hinter der Entwicklung auf dem spanischen Festland zurückbleibt. In Bezug auf die Qualität der ökologisch gezogenen Agrarprodukte brauchen sich die kanarischen Bauern, nach Aussagen von Miguel López, Inselsekretär der Landwirtschaftsgewerkschaft COAG-Canarias, jedoch nicht zu verstecken. Doch auch was die Quantität und die Sortenvielfalt angeht hat der Öko-Landbau des Archipels seiner Meinung nach das Potenzial, zu den Besten zu gehören, weil die Inseln viele verschiedene Mikro-Klimata und Bodenarten bieten. 

Ein Hemmschuh für den Ausbau der insularen ökologischen Landwirtschaft ist die Vermarktung. Das Marktsegment der Öko-Produkte, die Vertriebswege und die Nachfrage befinden sich auf den Inseln noch im Aufbau. Auch der Einkauf von unbehandeltem, ökologisch hergestelltem Saatgut gestaltet sich noch schwierig. 

Andererseits zeugen in den Straßen der kanarischen Städte und Ortschaften zahlreiche Öko-Läden, die biologisch angebautes Obst und Gemüse und andere Öko-Produkte anbieten, von einem Bewusstseinswandel in der Bevölkerung. 

Ein weiterer Faktor für die Ausweitung des Konsums von Bio-Lebensmitteln in der kanarischen Bevölkerung ist eine Aktion des Kanarischen Instituts für die Qualität landwirtschaftlicher Produkte (ICCA), nämlich die Einführung von Bio-Lebensmitteln in den Kantinen und Küchen der Schulen, Krankenhäuser und Seniorenheime. Das Institut hat sich eine Durchdringung dieser Einrichtungen von 20% bis 30% zum Ziel gesetzt. Dies führt nicht nur zu einer gesünderen Ernährung der Nutzer dieser Einrichtungen sondern trägt auch zur Schaffung eines Bewusstseins für die Bedeutung gesunder Ernährung in der Bevölkerung bei. 

Ein weiteres Hemmnis für die Verbreitung von Bio-Obst und -Gemüse ist der höhere Preis, der u.a. durch den höheren Arbeitseinsatz bedingt ist. Gewerkschaftssekretär Miguel López weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Früchte und Gemüse der Saison nicht immer teurer sind als die konventionell produzierten. 

Permakultur und Universität

Auf Teneriffa gibt es zusätzlich einige Vertreter einer besonderen Variante der Öko-Landwirtschaft, der Permakultur. Diese zielt auf die Schaffung dauerhaft funktionierender und naturnaher Kreisläufe ab. Hierbei wird ein zentrales Augenmerk auf das Kultivieren eines lebendigen Bodens gelegt. Die Erde wird so vorbereitet, dass der Boden sehr locker ist und einen hohen Anteil an organischen Bestandteilen hat, damit sich darin eine breite Vielfalt von Lebewesen ansiedeln kann. Dies führt dazu, dass der Boden den Pflanzen und damit dem Menschen wieder lebensnotwendige Spurenelemente, wie Selen, zur Verfügung stellen kann, an denen in konventionell angebauten Früchten heute ein dramatischer Mangel besteht.

Die Beete oder der Acker werden dann mit einer Schicht trockenen Pflanzenmaterials (z.B. Stroh) bedeckt gehalten, um den Verlust von Feuchtigkeit, Schäden durch lange Sonneneinstrahlung und allzu üppiges Wachstum von unerwünschten Pflanzen zu verhindern. Der so allmählich gewachsene Boden wird nicht jedes Jahr umgepflügt, um das unterirdische Biotop nicht zu zerstören. 

Die Felder werden gemischt bepflanzt mit Bäumen, Gemüse, Obst, Salat und Kräutern, sodass sich Krankheiten nicht durch die gesamte Pflanzung ausbreiten können. Viele Pflanzen, wie beispielsweise Kartoffeln, werden über mehrere Jahre geerntet und nicht jede Saison neu gepflanzt. Unkraut und Schädlinge werden durch die Art der Bepflanzung eingedämmt. Was an Fremdpflanzen durchkommt, wird von Hand ausgezupft und liegengelassen, um Teil der Schutzschicht aus trockenem Pflanzenmaterial zu werden. Alles zielt darauf ab, dass sich vieles von selbst regelt und entsprechend weniger Arbeit für den Permakultur-Landwirt anfällt. 

Auf den Kanaren wird diese Art zu wirtschaften unter anderem auf der Finca EL Mato in Tacoronte gepflegt. Permakultur-Experte Javier Reyes Barroso, der Gründer der Finca, arbeitet mit der Universität von La Laguna (ULL) zusammen, um das Wissen über die Methoden der Permakultur zu verbreiten. In den letzten Jahren wurden in jedem Sommer in Zusammenarbeit mit der ULL mehrere Kurse für Studenten und interessierte Laien angeboten. 

Die Finca ist außerdem zum Pilotprojekt des im vergangenen Jahr durch das Umweltressort der Inselregierung ins Leben gerufenen Projekts LASOS geworden, welches zum Ziel hat, die ökologische Landwirtschaft auf der Insel zu fördern und in diesem Bereich die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen und der Bevölkerung zu verbessern. 

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