Llanos del Caudillo – letzter Ortsname Spaniens mit Hinweis auf Francisco Franco

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Alle anderen Städte haben jeglichen Bezug zum „Caudillo“ aus dem Namen gestrichen

Llanos del Caudillo – An den Häusern hängen keine Spanien-Fahnen. In den Bars wird wenig, wenn überhaupt über Politik gesprochen. Bei den Regional- und Parlamentswahlen wurden hier mehrheitlich die Sozialisten gewählt, und 28 Jahre führte ein Sozialist das Zepter im Gemeinderat. Und dennoch ist ein Großteil der Einwohner dafür, dass Diktator Francisco Franco weiter im Ortsnamen enthalten ist. Llanos del Caudillo, ein 700 Seelen-Ort in der Provinz Ciudad Real, will sich als einzige und letzte Gemeinde Spaniens nicht von dem Zusatz „del Caudillo“ trennen. „Caudillo“ bedeutet frei übersetzt so etwas wie „Anführer“ bzw. „Führer“ und war der Titel, mit dem Diktator Francisco Franco bezeichnet wurde, in bewusster Anlehnung an den deutschen und italienischen Faschismus.
Spanienweit gibt es inzwischen nur noch kleinere Wohngebiete und Dörfer, in deren Namen noch Hinweise auf den Diktator enthalten sind. Llanos hat sich jedoch eine Lücke im Ley de Memoria Histórica, einem Gesetz, mit dem auf rechtlicher Ebene das Franco-Regime aufgearbeitet werden soll, zunutze gemacht, um den Zusatz „del Caudillo“ nicht aus seinem Namen zu streichen.
Um eine Antwort auf die Frage zu finden, warum die sonst so sozialistisch eingestellten Einwohner sich so eisern an ihren traditionellen Ortsnamen klammern, muss man wohl weit zurückgehen in der Geschichte. Einer der älteren Ortsbewohner, Bernardo González, 75, lebt dort, seit er 10 Jahre alt war. Seine Eltern zogen mit ihm 1955 dorthin. Sie waren eine der 50.000 spanischen Familien, die in eines der 300 Dörfer zogen, die unter Francisco Franco in 27 spanischen Provinzen geschaffen wurden. „Binnenmigration“ wurde das damals genannt. In diesen neu geschaffenen Dörfern erhielten die Familien ein Haus und ein kleines Stück Land zum Bewirtschaften, alles streng kontrolliert vom Regime. Fünf Generationen später vereint die Einwohner von Llanos, einem dieser künstlich aus dem Boden gestampften Dörfer, immer noch ein starker Sinn für Zugehörigkeit.
González hat den Aufruhr, den die Haltung seines Heimatortes in den spanischen Medien verursacht, mehr als satt. „Wir heißen nun einmal so, das hat nichts damit zu tun, dass wir dem Franquismus nahestehen“, erklärt er vehement. Die Debatten über das historische Andenken und alles, was dies beinhaltet, seien eine Sache, das dürfe aber nicht bedeuten, dass einer Ortschaft ihre Identität geraubt werde, so González.
In Wahrheit ist gegen ihre Einstellung gesetzlich nichts auszurichten, denn das Gesetz des historischen Andenkens sieht nicht ausdrücklich vor, dass Ortsnamen mit Bezug auf den Franquismus geändert werden müssen. 2016 hat jedoch der Anwalt Eduardo Ranz Klage gegen Llanos sowie andere kleinere Orte erhoben, damit sie ihre Ortsbezeichnung ändern, da er jeglichen Bezug auf Franco als eine Hommage an die Diktatur ansieht. Llanos del Caudillo weigert sich bislang jedoch erfolgreich. Nach Angaben des Anwalts gibt es in der Gesetzgebung einen Widerspruch, der das möglich macht. „Nach heutigem Stand ist die Änderung eines Ortsnamens nur aufgrund des gesunden Menschenverstandes möglich, oder wir müssen das Gesetz ändern“, erklärt er. Bislang sieht es jedoch noch nicht danach aus, dass die Regierung etwas in dieser Richtung unternehmen will.
Andrés Arroyo, der von der konservativen Volkspartei gestellte Bürgermeister von Llanos, freut sich, dass der Ortsname vorerst bleiben darf. „Solange uns das Gesetz nicht dazu zwingt, werde ich den Namen nicht ändern“. Seiner Meinung nach geht es beim Erhalt des Ortsnamens nicht um eine ideologische Debatte. Er unterstreicht das mit dem Hinweis, die Einwohner seines Ortes hätten schließlich zweimal in Folge mehrheitlich für Pedro Sánchez von der sozialistischen PSOE gestimmt. Ähnlich sieht es auch ein anderer Einwohner des Ortes: „Bei dieser Debatte geht es nur um künstliche Erregung, wir haben bereits an den Urnen bewiesen, wes Geistes Kind wir sind.“

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