Lösungssuche für die Notaufnahme des Universitätskrankenhauses


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Die Ärztegewerkschaft drohte bereits mit Streik

Auch in der zweiten Januarhälfte gab es für das Personal und die Patienten keine spürbare Erleichterung in der ständig überfüllten Notaufnahme des Universitätskrankenhauses der Kanaren (HUC). Die Lage ist dermaßen untragbar, dass die Ärztegewerkschaft bereits mit Streik drohte.

Ab Mitte Januar suchten täglich zwischen 200 und 240 Patienten die Notaufnahme des HUC auf, weit mehr als die üblichen 180 Notfallpatienten pro Tag. Nicht nur der Ansturm der Patienten sondern auch der Mangel an Stationsbetten sorgt mittlerweile zum anhaltenden Kollaps der Abteilung. Die Patienten müssen hinnehmen, stundenlang in den Gängen der Notaufnahme „geparkt“ zu werden, bis endlich ein Bett frei wird. Täglich sollen es bis zu 70 sein, die die Nacht dort verbringen müssen. Das Personal steht unter gewaltigem Druck.

Die Krankenhausleitung hat die Einstellung weiterer Fachkräfte bekannt gegeben, doch monieren die Gewerkschaften, diese seien keine große Hilfe, weil sie entweder nicht über die nötige Erfahrung verfügten oder sich einfach nicht mit den Gegebenheiten der Abteilung auskennen würden. Darüber hinaus wurde eröffnet, dass in Kürze neuer Raum für 23 Stationsbetten geschaffen werden soll, doch reicht das bei Weitem nicht aus.

Die Ärztegewerkschaft „Cesm“ erklärte dazu, dass eine räumliche Erweiterung der Notaufnahme unmöglich sei und forderte das Gesundheitsressort auf, mit den Privatkliniken die Aufnahme der Notfallpatienten auszuhandeln. Dort sollten weniger dringende Operationen verschoben und die entsprechenden Betten für die Patienten der öffentlichen Krankenhäuser zur Verfügung gestellt werden. Die Gewerkschaft der Krankenpfleger „Satse“ klagte schriftlich „die Dritte-Welt-Betreuung der Patienten“ an, die auf „Intimität, Körperpflege, Ruhe, Dunkelheit, Decken, Kissen etc.“ verzichten müssten. „Satse“ sprach sich ebenfalls für die Überweisung einiger Notfallpatienten an private Kliniken aus und verlangte von dem Gesundheitsressort die längst überfällige Ausarbeitung eines Notfallplanes sowie die langfristige Entlastung der Notaufnahme des HUC.

Im Gesundheitsressort befindet man sich auf der Suche nach Abhilfe, unter Druck gesetzt von der Medizinergewerkschaft, die bereits mit Streik gedroht hatte. Angesichts der Grippeepidemie soll das Personal im HUC nun aufgestockt, es sollen neue Fachkräfte zur Erstbetreuung in den Ärztezentren und für die häusliche Pflege eingestellt, Ende Februar 50 Betten im Nordkrankenhaus bereitgestellt und in Kürze die entsprechenden Verhandlungen mit den Privatkliniken aufgenommen werden.

„Verlust der Patientenwürde“

Die Verantwortlichen des kanarischen Gesundheitssystems und die Krankenhausleitung werden es nicht gerade begrüßt haben, dass  Ende Januar ein umfassender Bericht der landesweit tätigen Ombudsfrau Soledad Becerril mit dem Titel „Die Notaufnahmen der Krankenhäuser im Nationalen Gesundheitssystem: Rechte und Garantien der Patienten“ veröffentlicht wurde. Der Bericht hebt hervor, dass die ständige Überfüllung einer Notaufnahme zum „Verlust der Patientenwürde“ führe. Für „ausreichend Personal während jeder Schicht und an jedem Tag“ sei zu sorgen, und Ärzte im Praktikum dürften nicht mit einer zu hohen Verantwortung belastet werden. Weiterhin kommt der Bericht zu dem Schluss, dass es sich bei den „Notaufnahmen um eine der Stationen handelt, wo das Sicherheitsrisiko für die Patienten am größten sei. „Wegen der Überfüllung ist die Wahrscheinlichkeit eines menschlichen Fehlers, die Ansteckungsgefahr und die Sterblichkeitsrate dort am höchsten“.

Gegenüber einer Tageszeitung erklärte der regionale Ombudsmann Jerónimo Saavedra, das Problem der kanarischen Notaufnahmen sei zurückzuführen auf „einen Mangel an Personal und Ausstattung sowie an Planung und Vorsorge“ für Extremsituationen wie die derzeit um sich greifende Grippeepidemie.

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