Madrider Terror-Prozess hat begonnen


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Knapp drei Jahre nach den blutigen Anschlägen auf vier Nahverkehrszüge stehen nun 29 Angeklagte vor Gericht

Am 11. März 2004 explodierten in vier Madrider Nahverkehrszügen mehrere Bomben. Bei den bislang schlimmsten Anschlägen des islamischen Terrorismus in Europa kamen 191 Menschen ums Leben und 1.824 wurden verletzt.

Madrid – Knapp drei Jahre später begann am 12. Februar der Mammut-Prozess gegen 29 Angeklagte, unter denen sich nicht nur mutmaßliche ideologische Anstifter, sondern auch die eigentlichen Täter der Madrider Anschläge befinden sollen.

Die Dauer der Gerichtsverhandlungen ist auf zwischen vier bis fünf Monate angesetzt, wobei neben den Angeklagten auch rund 650 Zeugen und 98 Gutachter von den drei Richtern, vier Staatsanwälten, 23 Anwälten der Anklage und zwei Vertretern des öffentlichen Interesses angehört werden sollen.

Die Anklage fordert für jeden der sieben Hauptangeklagten 38.656 Jahre Gefängnis, wobei die maximale Inhaftierungszeit in Spanien 40 Jahre nicht überschreiten darf.

Die Regierung hat immense Sicherheitsvorkehrungen um das Gerichtsgebäude angeordnet, die in dieser Form nur bei Terrorgefahr angewandt werden. Doch auch in der gesamten Hauptstadt selbst ist in diesen Tagen die Verschärfung der Überwachung und Kontrollmaßnahmen deutlich spürbar.

„Unschuldig“

Bereits während der ersten Prozesstage zeichnete sich die Strategie ab, die die Angeklagten allem Anschein nach verfolgen wollen. Demnach weigerten sich alle, die bislang angehört wurden, auf Fragen der Richter oder der Anklage zu antworten. Nur bei ihren Verteidigern ließen sie sich zum Reden bringen. Jeder einzelne von ihnen leugnete dabei, etwas mit den Anschlägen zu tun zu haben. Viele gingen sogar soweit, die islamistische Terrororganisation Al Qaeda, die als ideologischer Hintergrund hinter den Anschlägen vermutet wird, zu verurteilen.

Von ETA keine Spur

Zum allgemeinen Erstaunen versuchten außerdem einige Anwälte der Anklage immer wieder die baskische Terroristenorganisation ETA im Rahmen der Gerichtsverhandlungen ins Spiel zu bringen. Allerdings ohne Erfolg, denn nicht nur leugneten alle befragten Angeklagten jeden Kontakt oder Zusammenhang mit den baskischen Terroristen. Sämtliche angeblichen Hinweise, die die Polizei und Ermittlungsrichter in der Angelegenheit verfolgten, liefen immer wieder ins Leere.

Während der Gerichtsverhandlung, der 18 Angeklagte in einem schusssicheren Glasverschlag beiwohnen müssen, ist auch immer eine Repräsentation der Terroropfer anwesend, die sich nach drei Jahren jetzt erneut ihrem Schmerz und ihrer Ohnmacht ausgesetzt sehen.

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