Madrids Nachtleben wird unter die Lupe genommen


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Nachdem Türsteher einen jungen Gast zu Tode prügelten, reagiert die Stadt mit Schließungen von Nachtlokalen

In Madrid hat sich vor wenigen Wochen wieder einmal bestätigt, dass erst einmal etwas Schlimmes passieren muss, bis die Behörden aufmerksam werden. In diesem Fall war der Tod eines 18-Jährigen nötig, damit die Stadtverwaltung in die Gänge kommt.

Madrid – Álvaro Ussía Caballero war am 15. November von drei Türstehern der Madrider Diskothek El Balcón de Rosales zu Tode geprügelt worden. Der Grund war eine vergleichsweise völlig banale Begebenheit. Ussía soll auf der Tanzfläche einen Freund geschubst haben, der stolperte und dabei eine junge Frau anrempelte. Diese soll die Freundin von einem der insgesamt vier Türsteher der Diskothek gewesen sein. Nach Augenzeugenberichten stürzten sich die Türsteher bereits auf der Tanzfläche auf den 18-Jährigen, schleppten ihn nach draußen, warfen ihn auf den Boden und traktierten ihn erbarmungslos mit Faustschlägen und Fußtritten. Einer der Türsteher, der 32-jährige Antonio Sánchez springt schließlich mit seinem gesamten Körpergewicht auf den Brustkorb des wehrlosen Jungen, dessen Herz bei dem Aufprall regelrecht barst.

Die Nachricht von dem brutalen Tod des 18-Jährigen sorgte spanienweit für Erschütterung und Trauer. Genau eine Woche nach der Tat versammelten sich etwa 2.000 Menschen zusammen mit Familienangehörigen und Freunden des Opfers vor der Diskothek. Das Treffen sollte nicht nur ein Ausdruck der Trauer um Ussía sein, sondern auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Tat lenken. Unter anderem wurde in diesem Zusammenhang bekannt, dass El Balcón in den vergangenen Jahren bereits mehrmals von der Polizei inspiziert wurde, die wiederholt die Schließung der Diskothek beantragt hatte.

Madrids Stadtverwaltung reagierte angesichts der steigenden Empörung ungewöhnlich schnell auf das Geschehen. Bürgermeister Alberto Ruiz-Gallardón lud nicht nur Klassenkameraden und einen Lehrer zum Gespräch ins Rathaus. Bereits wenige Tage nach der brutalen Tat ließ er zahlreiche Nachtlokale und Diskotheken überprüfen. Mindestens vier Lokale wurden daraufhin geschlossen, weil sie keine Eröffnungsgenehmigung besaßen, obwohl sie bereits seit Jahren in Betrieb waren. Außerdem wurde ein Dekret erlassen, durch das eine Art Türsteher-Kurs eingeführt werden soll, den Anwärter künftig absolvieren müssen, wenn sie diese Art von Arbeit verrichten wollen. Dieser Kurs mit ab-schließender Prüfung mit Schwerpunkt „psychologischer Zustand“ soll von der Polizei durchgeführt werden. Dadurch will man verhindern, dass Schlägertypen, beispielsweise aus dem Bodybuilding-Milieu, als Sicherheitsmänner vor die Türen der Lokale gelangen.

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