Marokko lehnt Erweiterung spanischer Hoheitsgewässer ab


© EFE

Rabat sieht sich als Souverän über die Seegebiete der Westsahara

Nachdem Spanien im Dezember bei der UNO in New York eine Ausweitung seines Hoheitsgebiets nordwestlich der Kanaren beantragte, hat sich nun Marokko kritisch zu Wort gemeldet.

Mit dem Antrag strebt Spanien an, statt der 200-Meilenzone über ein Gebiet bis 350 Meilen vor den kanarischen Küsten hoheitlich verfügen zu können. Diese Möglichkeit bietet die UNO-Konvention über das Seerecht. Der Anspruch wird durch die Ergebnisse von Untersuchungen der ozeanografischen Forschungsschiffe Hespérides, Miguel Oliver und Sarmiento de Gamboa untermauert, die nachweisen sollen, dass sich die Kontinentalplatte so weit erstreckt (das Wochenblatt berichtete). 

Im März nun hat die marokkanische Regierung ein Schriftstück bei der UNO eingereicht, in welchem sie dieses Ansinnen Spaniens zurückweist. Marokko stört sich daran, dass der südliche Teil des beanspruchten Seegebiets die Gewässer von Westsahara berührt. 

Westsahara ist ein Territorium, südwestlich von Marokko und südöstlich der Kanaren gelegen, das kein eigenständiger Staat ist. Seit dem Abzug der Kolonialmacht Spanien in den Siebzigerjahren befindet es sich unter der Aufsicht des „Dekolonialisierungskomitees“ der UNO und ist von Marokko besetzt.

Marokko bemängelt an den Erweiterungsplänen, sie würden ein Gebiet der Kontinentalplatte betreffen, an welchem sowohl Spanien als auch Marokko Ansprüche haben und in welchem die Grenzen noch nicht festgelegt seien. Auf diese Art und Weise schreibt sich das westafrikanische Land die Hoheit über die Gewässer der Westsahara zu. Mit seinem Schreiben an die UNO wendet sich Marokko gegen eine unilaterale Festlegung der Grenzen der Kontinentalplattform und fordert das zuständige Komitee auf, bei der Präsentation des spanischen Anliegens im Juli den marokkanischen Standpunkt zu berücksichtigen.  

Im Antrag Spaniens wird ebenfalls auf eine mögliche Überschneidung mit den Interessen der Westsahara eingegangen und für die Zukunft auf bilaterale Verhandlungen zwischen den betroffenen Staaten verwiesen. Auf die gleiche Weise wollen Portugal und Spanien mit der Überschneidung von 18.000 Quadratkilometern ihrer jeweils beantragten Gebietserweiterungen im Nordosten der Kanaren umgehen. Es werden hierbei keine nennenswerten Schwierigkeiten sondern einfach eine einvernehmliche hälftige Aufteilung erwartet. 

Der spanische Antrag ist einer von 77, welche verschiedene Staaten bei der UNO eingereicht haben, um die bisher übliche 200-Meilenzone um die Küsten eines Staates auf 350 Meilen zu erweitern. Das Gebiet, welches Spanien nordwestlich der Kanaren neu beansprucht, entspricht in seiner Größe der Landfläche von Italien. 

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