Master aus Versehen


Pedro Calvo, ehemaliger Stadtrat von Madrid, erklärte vor Gericht, nicht für den Master gearbeitet und auch nichts von der Zuerkennung des Titels gewusst zu haben. Foto: EFE

Einige Studenten aus dem Jahrgang von Cristina Cifuentes erhielten den Titel zuerkannt, ohne davon zu wissen

Madrid – Wenige Wochen, nachdem Cristina Cifuentes als mittlerweile abgelöste Präsidentin der Regionalregierung von Madrid zurücktreten musste, nimmt die gerichtliche Aufarbeitung der Vergabe unverdienter Universitätstitel ihren Lauf.

Cifuentes hatte Amt, Würden und ihren Master-Titel verloren, nachdem bekannt geworden war, dass sie am Unterricht des zweijährigen Masterstudienganges an der Universidad Rey Juan Carlos (URJC) nicht teilgenommen hat und bei dem Termin der angeblichen Präsentation ihrer eigenen Masterarbeit nicht einmal anwesend gewesen sein konnte. Ein peinliches Kaufhaus-Überwachungsvideo, das sie als überführte Ladendiebin zeigt und kurz danach ebenfalls öffentlich wurde, gab ihrer politischen Karriere den Rest (das Wochenblatt berichtete).

Nun kam im Verlauf eines Gerichtsverfahrens, das auf der Anzeige der Professorin für Verfassungsrecht, Ángela Figueruelo Burrieza, beruht, deren Unterschrift auf den Akkreditierungen dreier Fächer gefälscht wurde, zutage, dass in demselben Jahrgang des Masterstudienganges für „Recht der autonomen Regionen” von Cristina Cifuentes insgesamt zehn Studenten ein Master zuerkannt wurde, die sich zwar angemeldet hatten, die zugehörigen Vorlesungen und Veranstaltungen jedoch nicht besucht oder gar abgeschlossen hatten. Mehrere von ihnen sagten aus, sich zwar eingeschrieben, aus unterschiedlichen Gründen jedoch letztlich nicht teilgenommen zu haben – und dass sie von der Verleihung des Masters an sie nichts gewusst hätten. Cifuentes, die ihren Mastertitel sehr wohl führte, kann sich mit dieser Behauptung nicht herausreden.

Einer, der so zu einem Mastertitel kam wie die Jungfrau zum Kinde, ist der ehemalige Madrider Stadtrat Pedro Calvo. Nach seiner Vernehmung als Zeuge brachte er der Presse gegenüber seine Empörung und Überraschung zum Ausdruck, dass sein Name in einer Liste bestandener Fächer auftaucht und sogar einige seiner „Leistungen“ mit „sehr gut“ bewertet worden sind, obwohl er nie zum Unterricht erschienen sei und nie eine Arbeit abgegeben habe. Er habe den Titel folgerichtig auch nicht abgeholt, weil er davon ausgegangen sei, nicht bestanden zu haben. Er habe das alles erst aus den Medien erfahren. Scherzend fügte er hinzu, das einzige Gute sei, dass er viele sehr gute Noten erhalten habe, jedoch, wie er betonte, ohne je eine Leistung erbracht zu haben. Das sei einfach unerhört.

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