Betroffene ziehen gegen Gesundheitsministerin ins Feld
Seit Ende letzten Jahres gibt ein neuer medizinischer Wirkstoff Patienten, die an chronischer Hepatitis C leiden, neue Hoffnung. Der Wirkstoff, der in Kombination mit anderen Arzneimitteln eine Behandlung bei Erwachsenen mit einer 90%igen Erfolgsquote verspricht, kann bei allen Genotypen angewendet werden.
Madrid/Kanarische Inseln – Doch das vermeintliche Wundermittel hat einen gewaltigen Haken: den Preis. Behandlungskosten in Höhe von 60.000 Euro pro Patient – 700 Euro pro Tablette – ist ein Preis, den das spanische Gesundheitsministerium nicht bereit ist zu zahlen, weshalb Gesundheitsministerin Ana Mato angeordnet hat, ein günstigeres Mittel zu verordnen. Hepatitis C-Patienten bekommen vom öffentlichen Gesundheitssystem in Spanien nun das erheblich kostengünstigere Simeprevir verordnet. Indiziert ist dieser ebenfalls neue Arzneistoff in Kombination mit anderen antiviralen Wirkstoffen für die Therapie von Patienten, die chronisch mit dem Genotyp 1 oder 4 infiziert sind. Eine Therapie mit Simeprevir kostet die spanische Krankenkasse 25.000 Euro.
Betroffene vom Sparkurs des spanischen Gesundheitsministerium bzw. der Entscheidung von Ministerin Ana Matos, auf Sofosbuvir wegen der enormen Kosten vorerst zu verzichten, haben sich nun in einer Bürgerplattform zusammengeschlossen. Sie wollen wenn nötig sogar vor Gericht ziehen, und das Gesundheitsministerium wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen.
Auf den Kanarischen Inseln sind etwa 500 Hepatitis C-Patienten, die eine dringende Therapie benötigen, von dieser Maßnahme betroffen. Sie monieren, dass das Gesundheitsministerium nur in sehr wenigen Fällen Sofosbuvir verordnet.
Vom Gesundheitsministerium aus wurde auf die Proteste hin versichert, dass die Verhandlungen mit dem Sofosbuvir-Hersteller Gilead, der das Arzneimittel unter dem Markennamen Sovaldi vertreibt, fortgeführt werden. Bis ein Abkommen mit Gilead Sciences erzielt werde, könnten die autonomen Regionen das Mittel für besonders schwere Fälle importieren, hieß es.
Auch in Deutschland steht Sofosbuvir wegen der hohen Kosten in der Kritik. Die Krankenkassen stehen nach Hochrechnungen der AOK Niedersachsen vor Milliardenkosten. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung zitierte den Vorstandsvorsitzenden der AOK Niedersachsen, Dr. Jürgen Peter, mit den Worten: „Es darf nicht sein, dass ein einziges Medikament, welches in der Herstellung geschätzt 100 Euro für einen Behandlungszyklus kostet, zu einem Preis von 60.000 Euro abgerechnet wird.“[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]