Millionenprojekt Tindaya soll Kanaren nichts kosten


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Chillidas Vision vom hohlen Berg soll nun doch realisiert werden

Das ebenso ausgefallene wie umstrittene Kunstprojekt am Berg von Tindaya auf Fuerteventura soll nach jahrelangem Hin und Her nun schließlich doch realisiert werden.

Am 18. Januar unterzeichneten der kanarische Regierungspräsident Paulino Rivero und der Cabildo-Präsident der Insel, Mario Cabrera, mit Vertretern der Familie Chillida in Guipúzcoa die Rahmenvereinbarung, die die Umsetzung der Pläne des verstorbenen Künstlers Eduardo Chillida möglich macht. Die Vereinbarung wurde mit dem Sohn des baskischen Bildhauers, Ignacio Chillida, und seiner Witwe Pilar Belzunce getroffen, die sich beide sehr erfreut über den neuen Schritt in Richtung Verwirklichung des Projektes zeigten.

Fuerteventuras Cabildo-Präsident freute sich: „Für unsere Insel ist heute ein sehr bedeutender Tag“, und Regierungschef Rivero betonte, dass die Umsetzung der Pläne Chillidas die kanarische Haushaltskasse „keinen Euro kosten wird“. Die Kosten der Bauarbeiten soll das Unternehmen übernehmen, dem im Gegenzug die Konzession für mehrere Jahre übertragen werden soll. Genaueres wurde noch nicht bekannt gegeben.

Heiliger Ort

Der 400 Meter hohe Tindaya wurde von den Ureinwohnern Fuerteventuras einst als magischer Ort verehrt und wird von der Bevölkerung bis heute als „montaña sagrada“ (heiliger Berg) angesehen. Der Vulkankegel gehört zum Naturpark Dunas de Corralejo im Norden.

Den Traum, einen Leerraum im Inneren des Berges auszhöhlen, bezeichnete der Schöpfer der Idee einst selbst als „utopisch“. Ein „Museum im Berg“ war ein lang gehegter Traum des 2002 verstorbenen Künstlers. Auf Fuerteventura stieß er auf den seiner Meinung nach idealen Ort für die Verwirklichung seiner Vision: Tindaya.

Das „Tindaya-Projekt“ war nach seiner eigenen Aussage der große Lebenstraum Eduardo Chillidas. Gleichzeitig handelt es sich auch um das umstrittenste künstlerische Projekt der Kanarischen Inseln. Sein Traum sieht nämlich die Schaffung eines 50 Kubikmeter großen Leerraums im Inneren des Berges vor, in den durch zwei senkrechte Schächte Licht einfallen soll. Der Besucher dieses „Denkmals an die Toleranz“ soll an diesem Ort die Verbundenheit zu anderen Menschen spüren, so hatte es sich Chillida vorgestellt.

Kritiker bezeichneten das Projekt oft als schizophrene Idee und Umweltorganisationen kämpften jahrelang dagegen. Die auf den Inseln regierende nationalistische Partei Coalición Canaria hingegen bemühte sich – unbeeindruckt von dem heftigen Widerstand – um die Machbarkeit des visionären Projektes. Man verspricht sich davon eine neue Touristenattraktion für die Insel. Das Millionenprojekt soll ein kultureller Anziehungspunkt werden. Die kanarische Regierung will in den kommenden Monaten das Bauvorhaben öffentlich ausschreiben. Das Volumen: 75 Millionen Euro. Cabildo-Präsident Mario Cabrera ist davon überzeugt, dass Chillidas Tindaya-Monument „ein Meilenstein für die touristische und kulturelle Geschichte Fuerteventuras und des ganzen kanarischen Archipels“ werden wird.

Eduardo Chillida (* 1924 in San Sebastián; †  2002 in San Sebastián) war ein baskischer Bildhauer und Zeichner. Er wird zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts gezählt. Bekannt wurde er vor allem durch große Skulpturen mit raumgreifenden Strukturen (unser Archivbild zeigt den Künstler 1996 vor seinem Werk „Peine del Viento“ in San Sebastián).

Chillida studierte in Madrid Architektur, besuchte später die private Kunstakademie Círculo de Bellas Artes. 1948 zog er nach Paris, wo er sich ein Atelier einrichtete. Hier formte Chillida erste figürliche Plastiken aus Gips und Ton. 1951 kehrte Chillida nach San Sebastián zurück.

Ab 1956 schuf er abstrakte Eisenplastiken monumentalen Ausmaßes und Gewichts. Sein zentrales Thema war der Raum und seine Metamorphosen. Er wurde mit zahlreichen internationalen Kunstpreisen ausgezeichnet.

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