Mindestens 509 Menschen starben im August auf der Überfahrt von Afrika

Das Rote Kreuz berichtet, dass immer mehr Frauen – auch Schwangere – mit kleinen Kindern ankommen, denen die Strapazen der Überfahrt besonders zusetzen. Foto: EFE

Das Rote Kreuz berichtet, dass immer mehr Frauen – auch Schwangere – mit kleinen Kindern ankommen, denen die Strapazen der Überfahrt besonders zusetzen. Foto: EFE

Die jüngste Tragödie auf der Migrationsroute über die Kanaren kostete 29 Menschen, darunter sieben Kinder, das Leben

Kanarische Inseln – Die Migrationsroute von der afrikanischen Westküste über die Kanaren nach Europa fordert immer mehr Menschenleben. Im August soll es mindestens 509 Todesopfer gegeben haben, schreibt die Zeitung El Día unter Berufung auf die NGO „Caminando Fronteras“.
Täglich gibt es neue Nachrichten von Fischerbooten oder Schlauchbooten, die an der kanarischen Küste eintreffen bzw. viele Kilometer vom Archipel entfernt von Frachtern oder – wenn sie großes Glück haben – von Schiffen der Seenotrettung gesichtet werden. Helfer des Roten Kreuzes übernehmen im jeweiligen Hafen die Erstversorgung.

In den letzten Wochen haben sich in den Häfen immer wieder dramatische Szenen ­abgespielt. Im August ereigneten sich ­mindestens 15 Tragödien im Atlantik, manche davon mit Dutzenden Todesopfern oder Vermissten. Ein Beispiel ist das Boot, das nahe der Küste von Nouhadibou gefunden wurde, in dem 27 Tote lagen, die die Überfahrt nicht geschafft hatten und unterwegs verdurstet sind. In einem Schlauchboot, das ebenfalls von dieser mauretanischen Hafenstadt aus aufgebrochen war und nach 13 Tagen auf dem Meer Marokko erreichte, waren 54 Menschen unterwegs, von denen 47 nicht überlebten. Ein anderes, nur noch mit wenig Luft gefülltes Schlauchboot wurde 250 Kilometer von Gran Canaria entfernt von einem Frachter gesichtet; eine einzige Überlebende konnte daraus gerettet werden, die übrigen Insassen (bei Beginn der Reise sollen 52 Menschen an Bord ­gewesen sein) waren gestorben.

Ein Schiff der Seenotrettung am 2. September auf dem Weg nach Lanzarote. Die über 60 Insassen der beiden Fischerboote, die von den Rettern abgeschleppt werden, konnten sicher an Bord genommen werden. Foto: EFE
Ein Schiff der Seenotrettung am 2. September auf dem Weg nach Lanzarote. Die über 60 Insassen der beiden Fischerboote, die von den Rettern abgeschleppt werden, konnten sicher an Bord genommen werden. Foto: EFE

„Caminando Fronteras“ berichtet von immer mehr verzweifelten Anrufern aus Frankreich, Elfenbeinküste, Guinea und Marokko, die sich nach Angehörigen erkundigen und wissen wollen, ob sie überlebt haben. Viele Boote werden vermisst und tauchen nicht wieder auf. Ebenfalls Ende August sichteten Hochseefischer etwa 15 Meilen südlich von Arrecife die Leiche einer Frau. Die Seenotrettung fand in dem Gebiet später zwei weitere Leichen, die einem Boot zugeordnet wurden, das in den frühen Morgenstunden des Vortags gefunden worden war. Die 28 Überlebenden hatten erzählt, dass sie mit weiteren elf Personen unterwegs waren, die starben.

Die wohl schlimmste unter den Tragödien, die sich Ende August abspielten, forderte 29 Todesopfer, unter denen sieben kleine Mädchen waren. Am 26. August sichtete ein Fischereischiff fast 500 Kilometer von El Hierro, der westlichsten ­Insel des Archipels, entfernt ein Flüchtlingsboot, das offenbar vom Kurs abgekommen war. Die Bilanz ist erschütternd: An Bord befanden sich 55 Menschen, 29 von ihnen starben während der Überfahrt. Das Schiff der Seenotrettung brauchte mehrere Tage, um das Boot zu erreichen und in den Hafen von Arguineguín zu schleppen. Eine hochschwangere Frau, das letzte Todesopfer, starb am Anleger von Arguineguín.

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