Mirador Humboldt – die unendliche Geschichte


© Moisés Pérez

Jetzt wurde ein neuer Eröffnungstermin für Ende September angekündigt

Vor einigen Tagen war in einer der auf der Insel erscheinenden Tageszeitungen wieder einmal die Ankündigung zu lesen, dass die Eröffnung des Mirador Humboldt – besser als Humboldtblick bekannt – unmittelbar bevorstehe. Ende September soll die Eröffnung erfolgen.

Vielen Lesern wird diese Meldung wahrscheinlich nur ein ungläubiges Lächeln entlockt haben, denn nur zu oft hat es ähnliche Ankündigungen gegeben, aber am Ende erwiesen sie sich stets als leere Versprechungen. Im Archiv des Wochenblatts befinden sich mehr als zehn Berichte zu diesem Thema, seit der Bau, in den das Cabildo mehr als eine Million Euro investiert hat, im Jahr 2005 an die Stadt La Orotava übergeben wurde. Nach mehrfacher vergeblicher Ausschreibung wurde 2006 schließlich ein Pächter für die Bewirtschaftung der Anlage gefunden. Doch das war nur das erste Kapitel einer unendlichen Geschichte, die 1999 mit der Schließung des beliebten Aussichtspunktes begann und auch am heutigen Tag noch nicht beendet ist.

Die Bauarbeiten für den Mirador Humboldt begannen  1999 im Auftrag des Cabildos von Teneriffa mit einem Kostenvoranschlag von rund einer Million Euro und einem avantgardistischen Architekten-Entwurf. Der Bau sollte sich nach dem Willen der Baumeister harmonisch in die Landschaft integrieren, erreicht wurde jedoch genau das Gegenteil, und es hagelte Kritik von allen Seiten. Nur fünfzig Meter von den Höhlen des Guanchenkönigs, des Menceys Bencomo entfernt im Naturschutzgebiet von La Resbala wird er allgemein als eine Aggression für die natürliche Umgebung empfunden. Die Zeitung El Día, die kürzlich die elfjährige Geschichte dieses Bauwerks für ihre Leser noch einmal aufrollte, verglich sie wohl nicht zu Unrecht mit einem Roman, der aus der Feder von Franz Kafka stammen könnte angesichts der Hindernisse die noch aus dem Weg geräumt werden müssen, bis die Eröffnung wirklich spruchreif ist. So fehlt beispielsweise noch eine Genehmigung der Kommission für Bodenordnung und Umwelt Cotmac angesichts von Änderungen des Bodenordnungsplan über die Nutzung der Zone als Freizeitanlage sowie für die entsprechenden Parkplätze. Weiterhin muss über die Sanierung und Anpassung des Berghangs unterhalb des Miradors entschieden werden.

Wie dem Finanzprüfungsbericht der Stadt La Orotava zu entnehmen ist, wurden am 13. November 2006 die Lokalitäten des Miradors für monatlich 900 Euro verpachtet und zwar mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Diese wurde nach einem Beschluss des Stadtrates auf dreißig Jahre verlängert. Gleichzeitig musste der Pächter die noch anstehenden Reparaturarbeiten mit Zustimmung der Stadt durchführen lassen, die seinerzeit mit 136.765 Euro veranschlagt wurden. Doch die Kosten die für die Beseitigung der durch Vandalen verursachten Schäden, versteckte Baumängel, nicht vorhandene Infrastruktur und Installationen stiegen ins Unermessliche und belaufen sich inzwischen auf sage und schreibe 824.000 Euro. Allerdings, so wird von den Stadtvätern moniert, wären nur 588.000 Euro erforderlich gewesen, um die geplante gewerbliche Tätigkeit aufzunehmen. Etwa 236.353 Euro habe man investiert um die Anlage entsprechend zu dekorieren und ein angenehmes Ambiente zu schaffen. Somit habe der Pächter lediglich (!) 588.000 Euro aufbringen müssen um die Anlage in Betrieb nehmen zu können. Das entspricht immerhin 330Prozent der eingangs vorgesehenen Repa­raturkosten in Höhe von 136.7645 Euro. Unter dem Strich hat der Humboldtblick fast zwei Millionen Euro gekostet, wenn er dann wirklich eröffnet wird.

Harsche Kritik der Opposition

Erst Mitte Juli hatte die sozialistische Fraktion im Rathaus von La Orotava einen harten Angriff gegen Bürgermeister Valencia und seinen Stadtrat gefahren. „In der Angelegenheit Mirador Humboldt hat die nationalistische Regierung der Stadt Gelegenheit zu beweisen, ob sie die Interessen der Allgemeinheit oder die von Privatpersonen vertritt“ hieß es in einer Verlautbarung der Sozialisten. Sie verlangten eine ehrliche und korrekte Vorgehensweise statt der bisher an den Tag gelegten Gleichgültigkeit, des Desinteresses und der Verantwortungslosigkeit.

In einer Plenarsitzung am 29. Juni dieses Jahres hatte die Regierungsmannschaft einen Vorschlag vorgelegt, wie die Pächterfirma für die durchgeführten Arbeiten am Mirador Humboldt zu entschädigen sei, deren Kosten mit 442.104 Euro angegeben wurden. Hier habe es sich um die Beseitigung von Schäden durch Vandalismus und von versteckten Mängeln des Projektes gehandelt. Dafür sollte der Pachtvertrag auf 35 Jahre angehoben werden und davon 25 Jahre frei von Zahlungen bleiben. Danach solle dann die Pacht für die restlichen zehn Jahre von 900 auf 1500 Euro angehoben werden zuzüglich der jährlichen Inflationsrate.

Dieser Vorschlag wurde von der Opposition zurückgewiesen. Sie verlangte einen 25-Jahres-Vertrag mit Pachtzahlung ab dem ersten Tag. Auch ist für die Opposition die Tatsache unverständlich, dass die Stadt Orotava vom Cabildo ein Bauwerk übernommen hat, ohne es auf mögliche Mängel zu überprüfen und später dann auf den Kosten für die Beseitigung dieser Mängel sitzenzubleiben. Gleichzeitig wurde die Legalität der Erweiterung des ursprünglichen Verwendungszwecks auf Restaurant und Verkaufsraum angezweifelt nachdem ursprünglich nur Cafetería, touristisches Informationsbüro sowie ein permanenter Ausstellungsraum vorgesehen waren.

Was Opposition und Kritiker auch immer vorzubringen haben, Bürgermeister Isaac Valencia von der Coalición Canaria regiert seit vielen Jahren mit absoluter Mehrheit, hat also das Sagen. Nun warten alle gespannt darauf, ob der Mirador Humboldt tatsächlich Ende September eröffnet wird.

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