Misshandlungen im Altenheim


© EFE

Fernsehteam deckt auf:

Die spanische Fernsehreporterin Mercedes Milá hat mit ihrer jüngsten Reportage, die im Fernsehsender Cuatro ausgestrahlt wurde, einen neuen Skandalfall aufgedeckt. Mit Aufnahmen einer versteckten Kamera hatte ihr Team Misshandlungen von Bewohnern einer privaten Seniorenresidenz in Tías auf Lanzarote dokumentiert.

Ein Praktikant hatte die schlimmen Zustände in dem Altenheim angezeigt. Das von Cuatro ausgestrahlte Video zeigte erschütternde Bilder und bestätigte den Verdacht, dass die 26 Heimbewohner brutal verbal misshandelt wurden. Sie wurden vom Personal beschimpft, sollen zum Teil mit Spritzen – dieselbe für alle – gefüttert worden sein. Auch beim Zähneputzen benutzte ein Pfleger dieselbe Zahnbürste für mehrere Personen. Die Sendung „Diario de“ von Mercedes Milá deckte noch weitere Misshandlugen auf, die von dem Praktikanten angezeigt worden waren.

Daraufhin wurde von der Stadt die umgehende Schließung der Seniorenresidenz „Sol de Otoño“ angeordnet. Es wurde festgestellt, dass das privat geführte Heim keine gültige Betreiberlizenz vorweisen konnte.

Die Leiterin des kanarischen Sozialamtes, Inés Rojas, beeilte sich, in einer Stellungnahme zu betonen, dass keine Anzeige gegen das Heim vorgelegen habe, dass dieses jedoch umgehend geschlossen werden müsse, weil wegen Nichterfüllung der Vorschriften eine Schließungsanordnung des obersten kanarischen Gerichtshofs vorliege.

Der Heimleiter nahm wenige Tage nach Aufdeckung des Skandals öffentlich Stellung und versuchte, die verschiedenen Vorwürfe durch Erklärungen zurückzuweisen. Die alten Leute würden nicht gefesselt, wie in der Reportage behauptet wurde, sondern zu ihrer eigenen Sicherheit angebunden, damit sie nicht umfallen, behauptete er. Die Aussage, dass einige Senioren mit Spritzen gefüttert würden, stimme, allerdings sei es falsch, dass dieselbe Spritze für alle benutzt werde. Die verbalen Ausbrüche einiger Mitglieder des Personals – im Video klar dokumentiert – bezeichnete er als „Scherze“.

Der Skandalfall wirft die Frage auf, weshalb ein Heim, das auf richterliche Anordnung bereits 2007 geschlossen werden sollte, ungeachtet dessen weiter in Betrieb war, und eine Veröffentlichung der dort herrschenden Zustände im TV notwendig war, um die Schließung zu erwirken.

Außerdem rückt der Fall die Problematik fehlender Heimplätze auf den Inseln in den Blickpunkt. Die Unterbringung der 26 Bewohner des Altenheims „Sol de Otoño“ in anderen Seniorenresidenzen stellt ein großes Problem dar, denn sämtliche öffentlichen Heime auf Lanzarote sind vollständig belegt und haben lange Wartelisten. Auf den anderen Inseln ist die Lage ähnlich. Familien, die ihre pflegebedürftigen Senioren unterbringen wollen, beziehungsweise müssen, bleibt kaum eine andere Wahl als private – im Notfall auch illegale – Heime, sofern sie es sich leisten können.

Am 16. Januar bestimmte die Gemeinde Tías ein Frist von 14 Tagen, um das Heim zu räumen. Andernfalls riskieren die Betreiber eine Geldstrafe bis zu 30.000 Euro. Das kanarische Sozialamt hat unterdessen den Fall der Staatsanwaltschaft übergeben.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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