Monat August – an wen und was er erinnert


Gedanken für mich ­– Augenblicke für Gott

Kein Monat im Jahr trägt eine christliche Spur in sich. Haben Sie das schon mal bemerkt? Was die Namensangaben des Jahres betrifft, da sind wir allesamt „Heiden“ geblieben – oder sollte ich besser sagen: Römer?

 Schauen wir auf diesen Monat, den achten des Jahres. Da geben wir dem Kaiser Augustus die Ehre und führen ihn wie selbstverständlich im Mund; jeden Tag aufs Neue, 31x, ganz unbewusst. Letztes Jahr wurde sein 2000. Todestag begangen. Octavianus Augustus starb am 19. Tag dieses Monats im Jahre 14 nach Christus. Danach wurde der Monat „Sextilis“ nach ihm benannt. Wer war dieser Kaiser? War er ein Friedensbringer? War er jemand, unter dem die Menschen aufatmen konnten? Was wir diesbezüglich von ihm wissen ist, dass er im Jahre 29 vor Christus den Janustempel schloss, was nur in Friedenszeiten geschah. Und – er hat ihn zu seinen Lebzeiten nicht mehr öffnen müssen. War er also wirklich ein weiser Herrscher, ein Friedensfürst? Da ihm manche sogar eine „Himmelfahrt“ zugeschrieben haben, war der Schritt zu seiner Verehrung als Gottheit nicht mehr weit. Man kann also getrost sagen: Er und auch sein Nachfolger Tiberius, das waren die mächtigsten Männer zur Zeit Jesu.

Octavianus war eine schillernde Figur, und seinen Aufstieg begleitet eine breite Blutspur. Er erfüllt eine Friedenssehnsucht im Volk; er war wohl ein geschmeidiger Stratege und sicher auch einer der besseren römischen Herrscher – doch es sei angemerkt: Auch er ging, wie viele seiner Vorgänger, über Leichen. Er gab sich einerseits als Retter der Republik aus und brachte sie doch andererseits zur Strecke und errichtete ein neues Machtsystem. Aber in Octavianus Augustus’ Regierungszeit, da „erfüllte sich die Zeit“, wie es in der Heiligen Schrift heißt. Als winzige Figur taucht am Rand des Imperiums ein ganz anderer auf: dieser Mann aus Nazareth. Den, den wir als Sohn Gottes sehen und verehren, er ist ein Zeitgenosse des Augustus. Gewiss, diesem Kaiser ist Jesus nie begegnet, da er kein Weltreisender war und – soweit man das sagen kann – wohl auch kein Latein beherrscht hat. Und er hat auch weder die Politik des Augustus noch die des Tiberius je kommentiert. So muss es nicht verwundern, dass Jesus, als er starb, keine Spuren in den Monatsnamen hinterlassen hat.

Bei all diesen Überlegungen frage ich mich allerdings schon: Wer konnte die wahren Machtverhältnisse zur Regierungszeit des römischen Kaisers, dieses Princeps, dieses Erlauchten, ahnen? Es gehört zur Ironie Gottes, dass Augustus in den Nebensatz des Evangeliums geriet – Sie erinnern sich an die Botschaft der Heiligen Nacht, wo es beim Evangelisten Lukas heißt: „In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl…“. Aber Gott brauchte ihn, den großen Herrscher, hier als Randnotiz der Weltgeschichte. Augustus als Staffage, als bloßen Beleg dafür, dass eben dieser Jesus von Nazareth, dieser Jesus Christus, keine Märchengestalt aus Tausendundeiner Nacht ist. Ja, Augustus wird von Gott „benötigt“ als einer, der den Erdkreis registrierte und so dazu beitrug, dass sich Josef und Maria auf den Weg nach Bethlehem machen mussten. So erfüllt Augustus in der Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen seine Pflicht und Schuldigkeit damit, sich um einen relativ stabilen Frieden zu kümmern und eine gute Infrastruktur für die späteren „religiösen Reisen“ der Apostel zu schaffen. Von daher ist es sicherlich auch nicht verwunderlich, dass viele Zeitgenossen die Regierungszeit dieses Mannes als „Evangelion“, als Heilsbotschaft, empfunden haben. Aber um es so sehen zu können, muss man sich eben auch die Zeit vor seiner Herrschaft vor Augen führen.

Was für mich interessant ist bei Octavianus und bei Jesus, dass jeweils ihr Beiname zum Titel wird: Einmal Augustus, beim anderen Christus! Beide waren Hoffnungsträger und haben Erneuerung und Frieden dieser Menschheit verheißen. Nicht umsonst will man Jesus in Kafarnaum auch zum König, zum „Brotkönig“ machen. Und er hätte da ja durchaus an die Machtstrategien eines römischen Kaisers anknüpfen können, für dessen Ansehen und Beliebtheit in Rom es immens wichtig war, dass die Bürgerinnen und Bürger der „Ewigen Stadt“ immer gut mit erschwinglichem Getreide und Brot versorgt waren. Doch lakonisch sagt Jesus eines Tages nur: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.“ 

Nun konnte Augustus hoch oben auf dem römischen Kaiserhügel mitnichten ahnen, dass da im fernen Palästina tatsächlich „das wahre Brot vom Himmel fiel“ – in der Gestalt dieses Jesus von Nazareth – ja, dass da in seinem Reich ein „Untertan“ heranwuchs, der eine „Wendezeit“ einleitete; einer, nach dessen Geburt wir die Jahre zählen und der wirklich alle Welt „schätzen“ wird. Und zwar nicht in Form von Geld, Macht, Einfluss und Reichtum, sondern in Form von Zuneigung, Wertschätzung, Gerechtigkeit und Liebe. Mit Jesus Christus ist die Zeit des Octavianus Augustus abgelaufen, auch wenn wir ihn jedes Jahr in diesem achten Monat im Munde führen. Die erfüllte Zeit Gottes aber in Jesus Christus, die hat Bestand – nicht nur bis heute. 

Wenn Sie mal wieder eine Büste oder eine Statue des Augustus sehen – sei es in einem Museum oder einem dokumentarischen Fernsehbeitrag – dann werden Sie sehen, dass er immer sehr gebietend und eindrucksvoll dargestellt wird. Eine Gestalt, die sich wirklich sehen lassen kann. Dagegen haben wir von Christus kein Standbild und auch kein Porträt. Von ihm haben wir einzig und allein, wie Papst Franziskus nicht müde wird zu betonen, in dieser Weltzeit nur das Zeichen des kleinen und zerbrechlichen Brotes. Mehr nicht – das muss uns reichen.

Herzlichst, Ihr

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und Residentenseelsorger

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