In Spanien gibt es schätzungsweise eine Million Brunnen, die bei Nacht und Nebel ohne Genehmigung gebohrt wurden
Madrid – Der tragische Tod des zweijährigen Julen, der in der Umgebung von Málaga in Andalusien in den engen Schacht einer fruchtlosen Brunnensondierung gefallen war, und dessen Bergung ganz Spanien zwei Wochen lang in den Bann schlug, hat das Problem der illegalen Brunnen in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Schätzungsweise eine Million davon soll es im ganzen Land geben, und dabei sind die Bohrungen, bei denen kein Wasser gefunden wurde, noch nicht einbezogen.
Weil es nicht ganz billig ist, die entsprechenden Genehmigungen für die Bohrung eines Brunnens zu erwirken, und die Erlaubnis zudem gut zwei Jahre auf sich warten lässt, ziehen es viele Grundstückseigentümer vor, zunächst eine illegale Sondierung vorzunehmen und erst, wenn Wasser gefunden wurde, nachträglich die Legalisierung anzustreben.
Diese Bohrungen werden meist „bei Mondschein“ in nur einer oder höchstens zwei Nächten durchgeführt, weshalb sie im Volksmund auch „Pozos luneros“ –Mondbrunnen – genannt werden. Das Ziel solcher Bohrungen ist es, auf harten, rissigen Kalkstein zu stoßen, in dessen Hohlräumen sich Wasser gesammelt hat. Die Kosten dafür bewegen sich in der Größenordnung von 2.000 Euro. Wird Wasser gefunden, verdoppelt sich der Preis, weil weitere Installationen nötig sind, um den Brunnen fertigzustellen.
Doch etwa vier von zehn Bohrungen verlaufen erfolglos. In diesem Fall ist es üblich, das Bohrloch mit einer Platte zuzuschweißen, mit dem Aushub wieder aufzufüllen oder, im ungünstigsten Fall, einfach einen großen Stein darüberzulegen, sodass das Loch leicht zur Falle werden kann.
In Spanien gibt es Tausende solcher fehlgeschlagener Brunnenprojekte, Löcher, die eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen und um die sich niemand kümmert. Über die Anzahl gibt es keine offiziellen Zahlen, nur Schätzungen. Umweltorganisationen sprechen von einer Million größerer Brunnen, die ohne die entsprechenden Genehmigungen und ohne wasseramtliche Kontrollen betrieben werden. Doch es ist unbekannt, wie viele Löcher nach fehlgeschlagenen Versuchen, kleinere Brunnen zu bohren, ungenügend gesichert in der Landschaft verteilt sind.
Der Naturschutzdienst Seprona der Guardia Civil hat allein im vergangenen Jahr 3.306 Verstöße gegen das Wasserhaushaltsgesetz festgestellt, ein Großteil davon hat mit illegalen Brunnen zu tun. Allein in der Umgebung von Málaga könnte es Hunderte weitere Bohrlöcher geben.
Darüber hinaus gibt es in Spanien auch noch mehrere Hundert alte Minenschächte, die aufgegeben, aber nicht ordentlich verschlossen worden sind. Sie sind mit Gestrüpp bedeckt, mit Steinen verschlossen oder gar offen. Diese Löcher können bis zu 500 Meter tief sein, und man munkelt, dass sie gelegentlich dafür genutzt werden, Dinge oder gar Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen.
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