Muslimkommission will die in Spanien tätigen Imame erfassen


Demonstration in La Rioja: Auch Muslime gingen in großer Zahl gegen islamistischen Terror auf die Straße. Foto: EFE

Die Islamische Kommission wird nach den Attentaten von Barcelona und Cambrils die in Spanien tätigen muslimischen Geistlichen zählen, registrieren und ihre Ausbildung und Herkunft gründlicher hinterfragen

Madrid – Nach den Anschlägen von Barcelona und Cambrils bemüht sich die Spanische Islamische Kommission (CIE), welche die Vermittlungsinstanz zwischen den rund 1.200 muslimischen Gemeinden in Spanien und dem Staat darstellt, darum, die exakte Anzahl der Imame im Land zu erfassen und ihre Qualifizierung zu überprüfen.

Abdelbaki Es Satty, der die Attentäter von Barcelona und Cambrils radikalisiert haben soll, war wegen Drogenhandels vorbestraft. Wie konnte er unter diesen Umständen Imam in der katalanischen Kleinstadt Ripoll werden, fragen sich dieser Tage viele Spanier und auch viele der 1,9 Millionen in Spanien ansässigen Muslime.

Zum einen gibt es für diejenigen Imame, die als Vorbeter in Moscheen und Gebetszentren wirken, anders als bei den christlichen Kirchen, keine einheitlich vorgeschriebene Ausbildung. Zum anderen kann es sich die Mehrzahl der muslimischen Gemeinden finanziell nicht leisten, einen Imam einzustellen, sodass die Organisation der Gebete oft von einem ehrenamtlich tätigen Gemeindemitglied übernommen werden muss. Hohe Ansprüche an die klerikale Ausbildung können in solchen Fällen nicht gestellt werden.

Die Spanische Islamische Kommission stellt eine Reihe von Anforderungen an die Anwärter, welche sich als Imam betätigen wollen. Sie sollen eine traditionelle oder universitäre Ausbildung haben und demonstrieren, dass sie in der Lage sind, den muslimischen Glauben zu lehren. Zudem werden Erkundigungen über den Betreffenden eingezogen. Ob der Anwärter Vorstrafen hat, kann die Kommission jedoch nicht überprüfen. Der spanische Staat dagegen mischt sich bei keiner der im Register des Justizministeriums eingetragenen Konfessionen in die Ausbildung und Ernennung der Priester ein. Dies würde gegen Artikel 16 der Verfassung verstoßen.

In der Praxis führt der Mangel an Geistlichen und an finanzieller Ausstattung der Gemeinden jedoch dazu, dass diese Anforderungen nicht immer eingehalten werden. Der Zuwachs an Imamen hat nicht mit dem Wachstum der muslimischen Bevölkerung schrittgehalten, die sich, vor allem durch die Familienzusammenführung seit 2004, um 75% vergrößert hat. Viele Gemeinden sind auf ehrenamtlich tätige Gläubige als Vorbeter angewiesen. Dies führt dazu, dass zahlreiche Imame entweder den Koran und die Glaubensgrundsätze des Islam nicht beherrschen oder als aus dem Ausland kommende Geistliche den sozialen Kontext der Gemeinde, in der sie predigen, nicht einschätzen können. Diese Situation ist jedoch nicht nur in Spanien, sondern in allen europäischen Ländern gegeben.

Abdelbaki Es Satty, der Imam von Ripoll, erbot sich Ende 2015, die Gebete zu leiten. Die Gemeinde Annour akzeptierte ihn und stellte ihn ein. Man habe nicht gewusst, dass er im Gefängnis gewesen sei, erklärt Ali Yassine, der Präsident der Gemeinde. Künftig werde man bei der Besetzung des Amtes des Imams äußerste Vorsicht walten lassen und genau erkunden, woher die betreffende Person stam­me und auch bei der Polizei nachfragen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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