Mutmaßlicher Kriegsverbrecher auf Teneriffa gefasst


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Der kroatische General Ante Gotovina wird für den Tod von mindestens 150 serbischen Zivilisten verantwortlich gemacht

Der kroatische General Ante Gotovina, einer der drei vom UN-Tribunal in Den Haag meistgesuchten Kriegsverbrecher, ist in einem Hotel in Playa de las Américas (Adeje) festgenommen worden.

Der 50-jährige Gotovina wird von der Chefanklägerin des internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien, Carla del Ponte, beschuldigt für den Tod von mindestens 150 serbischen Zivilisten und der Vertreibung von 200.000 Menschen in der Zeit von Juli bis November 1995 in der kroatischen Region Krajina verantwortlich zu sein.

Polizeierfolg in Süd-Teneriffa

Ante Gotovina befand sich bereits fünf Tage im Süden Teneriffas, als er, ohne Widerstand zu leisten, im Vier-Sterne-Hotel Bitácora verhaftet wurde. Der General hatte mit einem gefälschten Reisepass unter dem Namen Kristian Horuat zwei Einzelzimmer gebucht, da er in Begleitung eines Leibwächters unterwegs war.

Das Hotel hatte seine Kartei routinemäßig an die Polizei weitergeleitet, die daraufhin auf die falsche Identität des kroatischen Gastes aufmerksam wurde. Nach einer Anfrage bei Interpol wurde schnell klar, dass es sich hierbei um den nach den Serben Radovan Karadzic und Ratko Mladic am meisten gesuchten Kriegsverbrecher des Jugoslawienkriegs handelte.

Außer dem Kriegsverbrechergericht waren auch die USA hinter dem ehemaligen Soldaten der französischen Fremdenlegion her. Bis zu fünf Millionen Dollar waren auf seinen Kopf ausgesetzt.

Zwei Tage vor seiner Verhaftung begann die ständige Beobachtung all seiner Schritte vor Ort, bevor es am Abend des 7. Dezember im Restaurant des Hotels zur Festnahme kam. Mehrere Beamte von Interpol, der Nationalpolizei und einer außergewöhnlich erfolgreichen Sondereinheit der spanischen Polizei für flüchtige Schwerkriminelle umzingelten den kroatischen General und seinen Tischnachbarn beim Abendessen mit äußerster Vorsicht und gezogenen Waffen.

Nach Angaben der Augenzeugen wurde die Aktion sehr schnell und ohne Aufsehen durchgeführt, während die Polizei erklärte, dass Gotovina keinen Widerstand geleistet und sofort seine wahre Identiät preisgegeben habe. „Fast resigniert, sagte er in unsere Videokamera nur, dass es ja irgendwann so weit sein musste“, sagte ein Pressesprecher der Polizei.

Internationale Reaktionen

Die Reaktionen auf die Verhaftung ließen nicht lange auf sich warten und so sprachen der hohe Vertreter für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU, Javier Solana, der französische Außenminister, Philippe Douste-Blazy, sein spanischer Kollege, Miguel Ángel Moratinos, der Generalsekretär der NATO, Jaap de Hoop Scheffer, und natürlich Carla del Ponte von einem großen Erfolg in den Bemühungen, die Verantwortlichen für die Greuel während des jugoslawischen Bürgerkriegs in den 90er Jahren vor das UN-Gericht für Kriegsverbrecher in Den Haag zu bringen.

Bevor Gotovina nach Teneriffa kam, war er mit zwei falschen Reisepässen in mindestens acht weitere Länder eingereist. Tahiti, Argentinien, Chile, China, Russland, die Tschechische Republik, Mauretanien und Mauritius waren die Reiseziele, die in seinen Pässen aufgelistet waren. Die Polizei hatte den gläubigen Katholiken darüber hinaus in Italien, Irland, Österreich, Südafrika, Bosnien und sogar in einem Kloster in Kroatien vermutet, wo er wahrscheinlich von der katholischen Kirche Kroatiens versteckt gehalten wurde.

Frühere Besuche auf den Kanaren

Im Oktober soll der General bereits zweimal auf den Kanaren gewesen sein, wie das Abhören von Handygesprächen ergeben haben soll. Aber das war nicht das erste Mal, dass er sich auf dem kanarischen Archipel befand.

Ante Gotovina war auf den Kanaren, nachdem er mit 18 Jahren das ehemalige Jugoslawien verließ und in den siebziger Jahren sieben Jahre lang bei der französischen Fremdenlegion im Tschad war. Auf den Kanaren erholte er sich von einer Verletzung und wurde sogar Mitglied in einem Fallschirmspringer-Club in San Agustin.

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