Mutmaßlicher Mörder von Mari Luz gefasst


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Es handelt sich um einen mehrmals vorbestraften Nachbarn

Wenige Tage nachdem die Leiche der kleinen Mari Luz aus dem Hafen von Huelva gezogen wurde, konnte auch ihr mutmaßlicher Mörder gefasst werden. Es handelt sich um einen Nachbarn der Familie des 5-jährigen Mädchens, das Anfang Januar in seinem Heimatort verschwand und erst zwei Monate später tot aufgefunden wurde.

Huelva – Santiago del Valle galt von Beginn an als Hauptverdächtiger und war bereits mehrmals verhört, jedoch immer wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Nach allem, was in den Tagen nach seiner Festnahme bekannt wurde, ist dies gänzlich unverständlich. Der 43-Jährige war nämlich nicht nur mehrfach vorbestraft wegen sexueller Nötigung seiner 5-jährigen Tochter, der er sich nicht mehr nähern durfte, und eines anderen Mädchens. Nein, für ihn bestand sogar ein Haftbefehl, der wegen eines Justizirrtums jedoch bislang nicht ausgeführt worden war.

An dem Tag, als er sowie seine Schwester Rosa, die ihm dabei geholfen haben soll, die Leiche der kleinen Mari Luz verschwinden zu lassen, dem Richter vorgeführt wurden, versammelten sich zahlreiche Nachbarn, Freunde und Angehörige des ermordeten Mädchens vor dem Gerichtsgebäude. Lautstark und handgreiflich machten sie ihrer Empörung Luft darüber, dass der Mord an Mari Luz letztendlich nur aufgrund eines schier nicht nachvollziehbaren Justizirrtums geschehen konnte. Nur dank des Einschreitens der Polizei konnte die empörte Menge unter Kontrolle gehalten werden.

Verheerender Justizirrtum

Santiago del Valle hat inzwischen gestanden, er sei dabei gewesen, als das Mädchen starb. Allerdings habe er sie nicht umgebracht. Sie sei in seinem Haus eine Treppe hinuntergefallen, als er ihr ein Spielzeug zeigen wollte. Die Ergebnisse der Autopsie strafen seine Worte jedoch Lügen, denn dabei stellte sich raus, dass Mari Luz erstickt und ihr eine Rippe gebrochen wurde.

Sowohl er als auch seine Schwester wurden ins Gefängnis eingewiesen. Der Mord an der 5-Jährigen wird jedoch noch ein gewaltiges Nachspiel haben, und das nicht nur für den Richter, der dafür verantwortlich ist, dass der auf dem mehrfach vorbestraften Kinderschänder lastende Haftbefehl nicht rechtzeitig ausgeführt wurde. Nein, auch auf politischer und rechtlicher Ebene wird nun nach durchgreifenden Verbesserungen und Änderungen des Justizsys­tems gerufen, damit derartige Irrtümer nicht mehr geschehen können. Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero persönlich rief die Eltern von Mari Luz an, um ihnen zu versichern, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Generalstaatsanwaltschaft hat inzwischen die Gründung eines Ausschusses angekündigt, der den herrschenden Missständen auf den Grund gehen und Verbesserungsvorschläge liefern soll.

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