Neotrópico: Ein Zuhause für exotische Tiere


Der Präsident der Regionalregierung, Fernando Clavijo (3.v.l.), erfuhr bei seinem Besuch im Wildtierzentrum auch woher einige der dort untergebrachten exotischen Tiere stammen. Eine Schlangenphobie hat der Regionalpräsident offenbar nicht, denn gemeinsam mit dem Leiter des regionalen Landwirtschaftsressorts, Narvay Quintero (2.v.l.), packte er mit an und hob eine vier Meter lange Albino-Python hoch. Foto: Gobierno de Canarias

Der kanarische Präsident besuchte die Auffangstation für exotische Tiere, die gleichzeitig ein Forschungszentrum ist

Teneriffa – Die Zahl der beschlagnahmten oder aus anderen Gründen aufgenommenen Exoten, die in den Gehegen und Terrarien der Fundación Neotrópico in Santa Cruz de Tenerife leben, ist überraschend groß und unterstreicht die Bedeutung dieses Zentrums, um die Fortpflanzung und Ausbreitung exotischer und auch gefährlicher Tierarten auf der Insel zu verhindern.

Der kanarische Präsident Fernando Clavijo lernte kürzlich bei einem Besuch der Auffangstation und Forschungseinrichtung für exotische Tiere die Arbeit der Stiftung Neotrópico näher kennen. Dabei hob er auch das Bildungsangebot der Stiftung, das verschiedene Kurse umfasst, sowie die Sensibilisierungskampagnen in Schulen hervor. Jeder Bürger, der sich für die Haltung eines exotischen Tieres interessiere, solle sich im Vorfeld bei Neotrópico informieren, denn durch Unkenntnis können nicht nur Menschenleben gefährdet werden, sondern auch die heimische Fauna durch das Aussetzen dieser invasiven Arten bedroht wird, mahnte Clavijo.

Der Leiter der Einrichtung, Jaime de Urioste, führte die Besucher durch das Zentrum, das übrigens kanarenweit das einzige seiner Art ist und über einen Quarantänebereich verfügt. Die tägliche Arbeit seiner Einrichtung, so de Urioste, bestehe in der Rettung, Versorgung und Pflege von Wildtieren und Exoten, die im illegalen Handel beschlagnahmt oder ausgesetzt wurden. Exemplare von kanarischen Spezies werden nach Möglichkeit wieder in die Freiheit entlassen, exotische Arten in Zoos untergebracht. Tiere, die nicht an Zoos vermittelt werden können, behalten ihr Zuhause in Neotrópico auf Lebenszeit. Derzeit sind dort über 400 Wasserschildkröten, etwa 200 Vögel – darunter viele Halsbandsittiche, die in Stadtparks eingefangen werden – und rund 50 Schlangen untergebracht. Auch auf Teneriffa wurden bereits einige Exemplare der Kalifornischen Kettennatter eingefangen, die sich auf Gran Canaria in den letzten Jahrzehnten unkontrolliert vermehrt hat.

Jaime de Urioste erklärte den Besuchern die Gefahren, die von eingeschleppten Tierarten, sogenannten Neozoen, ausgehen. Foto: Gobierno de Canarias

Außergewöhnlich und erschreckend ist der von Jaime de Urioste geschilderte Fall einer Gruppe von Skorpionen, die bei einem Mann beschlagnahmt wurden, der wegen Marihuana-Anbaus aufgeflogen war. Einige der von ihm gezüchteten Skorpione sind so gefährlich, dass ihr Gift zehn Menschen töten kann. „Er verschenkte diese Skorpione an Freunde, die sie in Schuhschachteln aufbewahrten. Es grenzt an ein Wunder, dass es nicht zu einem Unglück gekommen ist“, berichtete de Urioste.

Antiserum-Depot

Da der zunehmende illegale Handel exotische Tierarten auf den Inseln eingeführt hat, macht sich die Stiftung Neotrópico schon seit Längerem für die Schaffung eines Antiserum-Depots stark, das in Notfällen lebensrettend sein kann.

„Der Stich eines der Skorpione, die wir hier haben, kann innerhalb von einer Stunde zum Tod führen“, so de Urioste. Deshalb sei es außerordentlich wichtig, über einen Antivenin-Bestand zu verfügen. Bereits vor zwei Jahren wurden bei der regionalen Gesundheitsbehörde erste Schritte für die Schaffung eines Depots für Antiseren eingeleitet, die in den nächsten Monaten Wirklichkeit werden soll. „Es hat gedauert, die Umsetzung war langwierig, aber schließlich wurde die Notwendigkeit eines solchen Depots eingesehen“, erklärte Jaime de Urioste. So könne in Zukunft bei einem Notfall das lebensrettende Gegenmittel per Helikopter in maximal dreißig Minuten beschafft werden, während es bislang bis zu 24 Stunden dauert.

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