Neuer Korruptionsfall aufgedeckt


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Hauptverdächtige ist die Bürgermeisterin von La Muela, eine der reichsten Ortschaften Aragoniens

La Muela ist eine 5.000 Einwohner große Ortschaft 23 Kilometer südwestlich von Saragossa. 1987 wurde eine seinerzeit 29-jährige Politikerin des Partido Aragonés (PA) zur Bürgermeisterin der damals noch wesentlich kleineren Ortschaft gewählt und ist es seitdem auch geblieben.

Zaragoza – Der Grund für den durchschlagenden Erfolg von María Victoria Pinilla ist schnell aufgeklärt: Sie brachte Wohlstand und Aufschwung in das bis dato verschlafene Nest. Wie? Sie verstand es, eine der natürlichen Gegebenheiten der auf einem Hochplateau gelegenen Ortschaft, den Wind, wirtschaftlich zu nutzen. Inzwischen drehen sich dort 500 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von über 237 MW. Seitdem ist nicht nur die Einwohnerzahl rasant gestiegen, auch der Gemeindeetat hat sich mehrmals verdoppelt.

Die Windenergie hat den Aufschwung gebracht und dieser kommt nicht nur einigen wenigen, sondern der ganzen Bevölkerung zugute. Es gibt moderne Kindergärten und Schulen, und die Gemeinde sorgt auch sonst mit allerlei Angeboten für seine Bürger und insbesondere den Nachwuchs. Schulbücher, Computer- und Musikkurse sowie die Nutzung von Bibliothek und Internet sind hier gratis. Selbst teilweise subventionierte Reisen in die Karibik wurden von der Gemeinde angeboten. Des Weiteren wurden ein Auditorium, drei Museen, ein klimatisiertes Schwimmbad, ein Fußballfeld mit künstlichem Rasen und eine Stierkampfarena gebaut. Etwa 500 Unternehmen haben sich außerdem auf einem Industriegelände nahe der Windkraftanlagen niedergelassen. In Kürze sollte ein Luxuswohngebiet mit 15.000 Wohneinheiten und angeschlossenem Golfplatz gebaut werden.

Kein Wunder, dass die Einwohner ihrer Bürgermeisterin die Treue hielten und halten. Selbst dann noch, als am 18. März „eine Bombe einschlug”. An dem Tag wurden nämlich Pinilla und weitere 18 Verdächtige – unter ihnen ihr Ehemann, einer ihrer Söhne sowie mehrere Mitglieder des Gemeinderats – verhaftet. Gegen alle liegt der dringende Verdacht „urbanistischer Korruption” vor. Es ist das alte Lied: es geht um die ganz offensichtlich illegale Umwidmung von Industrie- in Baugelände sowie Geldwäsche, Bestechung und Vetternwirtschaft.

Im Rahmen der ganzen Aktion, die auf den Namen „Operación Molinos” getauft wurde, kamen über hundert Polizisten zum Einsatz.

Ein Großteil der Einwohner ist von der Unschuld der Bürgermeisterin überzeugt bzw. bereit, etwaige Unregelmäßigkeiten hinzunehmen. Anders sieht es jedoch der Haftrichter, der sie nach einer ersten Anhörung ohne die Möglichkeit, auf Kaution freizukommen, ins Gefängnis einwies. Außer Pinilla wurden noch zwei weitere Verdächtige – ein Ratsherr sowie ein Unternehmer – inhaftiert.

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