177 kanarische Naturgebiete wurden zu FFH-Gebieten des Netzes Natura 2000 erklärt
Mit zwei Jahren Verspätung hat die kanarische Regierung Anfang dieses Jahres 177 Naturgebiete auf den Inseln offiziell zu FFH-Gebieten innerhalb des europäischen Netzes „Natura 2000“ erklärt.
Alle Gebiete waren bereits vorher als „Gebiete von gemeinschaftlichem Interesse“ auf nationaler Ebene geschützt gewesen.
Unter den betroffenen Gebieten befinden sich auch die viel zitierten Seegraswiesen vor der Küste Granadillas. Diese spielen schon seit Jahren im Rahmen der Debatte um den dort geplanten Industrie- und Handelshafen eine Schlüsselrolle für die Interessen der Projektgegner. Durch ihre Ernennung zu einem FFH-Gebiet erhoffen sich die Umweltschützer nun, endlich ein unüberwindbares Argument gegen den Hafenbau in der Hand zu haben.
Allerdings könnte auch dieser Schuss nach hinten losgehen, denn selbst diese europäische Schutzkategorie lässt ein Schlupfloch offen. Soll in dem betreffenden Gebiet nämlich eine Infrastruktur gebaut werden, deren Notwendigkeit als „von allgemeinem Interesse“ nachgewiesen werden kann, dann sind selbst den erbittersten Projektgegnern – wieder einmal – die Hände gebunden.
Die offizielle Erklärung der FFH-Gebiete durch die kanarische Regierung erfolgte übrigens erst, als die EU damit drohte, Spanien vor ein internationales Gericht zu bringen. Eigentlich hätte die Erklärung nämlich schon im Dezember 2007 geschehen sollen. Um die nun drohende Sanktion zu umgehen, agierte die kanarische Regierung auf einmal im Eiltempo. So wurde eine Liste möglicher FFH-Gebiete der Kanaren am 31. Dezember vergangenen Jahres an die EU-Kommission gesandt. Pro Forma, denn im Grunde waren die betreffenden Gebiete schon beschlossene Sache der kanarischen Regierung. Und so wurde die endgültige Liste dann auch am 13. Januar im kanarischen Staatsanzeiger veröffentlicht.
Nur Augenwischerei?
Wer jetzt allerdings gedacht hat, damit rückt die Verwirklichung des umstrittenen Hafenbaus wieder in weite Ferne, der hat sich getäuscht. Dieser Meinung ist jedenfalls der sozialistische Abgeordnete Manuel Fajardo Palarea. Für ihn ist diese Maßnahme nur Augenwischerei. „Die kanarische Regierung versucht, ein gesetzliches Wirrwarr zu schaffen, sodass niemand mehr den Durchblick hat, was gemacht werden darf oder nicht, was geschützt ist oder nicht.“ In diesem Zusammenhang erinnert er auch an den neuen Artenschutzkatalog, der derzeit geprüft wird und mit dem die kanarische Regierung unter anderem den Schutz der Seegraswiesen verringern will.
Was ist „Natura 2000“?
„Natura 2000“ steht für ein europäisches Netz aus zusammenhängenden Schutzgebieten, welches zum Schutz der einheimischen Natur in Europa aufgebaut werden soll. Welche Gebiete für dieses Netz geeignet sind, bestimmen zwei gesetzliche Richtlinien: die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und die Vogelschutzrichtlinie. In diesen Richtlinien werden Arten und Lebensraumtypen genannt, welche besonders schützenswert sind und für die ein Schutzgebietsnetz aufgebaut werden soll.
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