Neuer Zuchterfolg


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Zweiter in Gefangenschaft geschlüpfter „Guirre“ wird langsam aufgepäppelt

Seit Jahren kämpft die Inselregierung von Fuerteventura um den Erhalt des auf Teneriffa und Gran Canaria bereits ausgestorbenen, auf Fuerteventura stark dezimierten „Guirre“, der kanarischen Untergattung des Schmutzgeiers (Neophron percnopterus majorensis).

Vor zwei Jahren wurden die Anstrengungen belohnt und mit „Tamarán“ der erste in Gefangenschaft geschlüpfte Vogel in die Freiheit entlassen. Mittlerweile sind auf Fuerteventura wieder 55 fortpflanzungsfähige Pärchen angesiedelt, auf Lanzarote weitere fünf. Darüber hinaus wird derzeit in der Wildtierpflegestation von Gran Canaria das zweite in Gefangenschaft geschlüpfte Küken von Hand aufgezogen. 

Im Jahr 1999 stellte die Inselregierung ein Programm zur Erforschung und Wiedereinführung des als ausgestorben geltenden „Guirre“ auf, nachdem nur noch 20 Pärchen auf Fuerteventura gezählt wurden. Heute leben wieder rund 270 Exemplare auf Fuerteventura und Lanzarote. Natalia Évora, Leiterin des Umweltressorts, erklärte, in den vergangenen Jahren seien keine Tiere mehr an Vergiftung gestorben, die Kennzeichnung der Strommasten habe Wirkung gezeigt und viele Unfälle verhindert. Derzeit werden möglichst viele Küken mit GPS-Sendern versehen, um sie orten, aber auch um den Lebensraum der Schmutzgeier besser abgrenzen zu können. 

Auch das heikle Zuchtprogramm zeigt Erfolge. Schon bei „Tamarán“, dem ersten in Gefangenschaft geschlüpften „Guirre“, auf der Wildtierpflegestation von Gran Canaria aufgepäppelten und 2013 auf Fuerteventura ausgewilderten Schmutzgeiers, ging dieser Erfolg auf dasselbe Pärchen zurück, wie bei dem nun geschlüpften Küken, das trotz „Frühschlüpfung“ und dank der guten medizinischen Versorgung sowie der Unterstützung beispielsweise seitens der Stiftung des Loro Parque gut gedeiht. Der Vater war wegen einer unheilbaren Flügelverletzung im Jahr 2003 von La Oliva (Fuerteventura) in die Wildtierpflegestation von Gran Canaria eingeliefert worden. Die Mutter, die unter einer Arthrose leidet, folgte 2007. Beide sind nicht mehr flugfähig und konnten deswegen nicht wieder ausgewildert werden. Doch ihr Nachwuchs festigt den Glauben der Verantwortlichen an eine zukünftige, langfristige Erhaltung der Art.

Grund für die Gefährdung des Schmutzgeiers war, wie üblich, der Mensch und sein Verhalten. Insbesondere das Auslegen von Gift und die Strommasten sorgten für die Dezimierung. Aber auch die natürlichen Feinde des Schmutzgeiers wie Katzen oder Raben und Krankheitserreger, die der wegen des geringen genetischen Austausches sehr sensiblen Art oftmals den Tod verursachen, trugen zur besorgniserregenden Lage bei. Nicht zu vergessen, dass sich der Schmutzgeier oftmals durch Gifte oder Schwermetalle wie dem mit Blei belasteten Aas ernährt. 

Beim „Guirre“ handelt es sich um die einzige Geier-Art auf den Kanarischen Inseln. Der Aasfresser ist dem Menschen von großem Nutzen, säubert er doch das Land von verendeten Tieren und verhindert auf diese Weise die Ausbreitung von Krankheiten und die Verunreinigung des Wassers. 

Auf Fuerteventura ist der Schmutzgeier darüber hinaus von historischer Bedeutung, schließlich soll er für die Ureinwohner als heilig gegolten haben. Gemäß der Legende handelte es sich für sie um eine Art Phoenix, der am Lebensende Richtung Himmel fliegt und sich in Luft auflöst. 

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