Neun Tage Müllstreik in Puerto de la Cruz


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Über 600 Tonnen Müll sammelten sich während des Streiks in den Straßen der Urlauberstadt

Seit Februar 2007 ist das Unternehmen Sufi-Tarajal Konzessionsinhaber der Müllabfuhr und Straßenreinigung in Puerto de la Cruz. Vergeben worden war die Konzession von der damals noch CC-regierten Stadtverwaltung. Von Beginn an herrschte bei den Angestellten wegen der „miserablen Bezahlung“ große Unzufriedenheit.

Die dadurch hervorgerufenen Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen gipfelten Anfang Februar in einem zweitägigen Müllstreik, der nicht zuletzt dank der Vermittlerrolle der Gemeindeverwaltung (inzwischen eine Koalition der Sozialisten und Konservativen) überraschend schnell beendet werden konnte.

Doch die Ruhe währte nicht lange, denn die zwischen der Gewerkschaft UGT und dem Unternehmen Sufi-Tarajal ausgehandelten Zugeständnisse wurden nicht umgehend umgesetzt.  Am 10. April hatten die Angestellten der Müllabfuhr und Straßenreinigung dann endgültig die Geduld verloren und setzten ihre erneute Streik-Drohung in die Tat um. Und diesmal halfen selbst die Vermittlungsversuche der Stadtverwaltung nicht, das Übel in letzter Minute doch noch abzuwenden. Die Folge waren neun Tage Chaos, wachsende Müllberge und unerträglicher Gestank. Weit über 600 Tonnen Abfälle hatten sich innerhalb von knapp über einer Woche auf den Straßen der Urlauberstadt im Norden Teneriffas angehäuft.

Als selbst der vereinbarte Mindestservice von 33% nicht eingehalten wurde, berief die Stadtverwaltung am fünften Streiktag eine Krisensitzung ein und drohte dem für die Müllabfuhr zuständigen Unternehmen mit der Auflösung des Konzessionsvertrags. Gleichzeitig wurde beim Gesundheits­amt eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die die Gesundheitsgefährdung für die Bürger einschätzen sollte.

Richtig ungemütlich wurde es, als die Stadtverwaltung einen Tag später aufgrund des Gesundheitsrisikos und der Tatsache, dass der Mindestservice nicht eingehalten wurde, beschloss, die schlimmsten Müllberge abholen zu lassen. Nur mit Polizeischutz konnten die damit beauftragten Ersatz-Müllmänner in den Straßen von Puerto de la Cruz ihrer Arbeit nachgehen. Die Bilder von streikenden Sufi-Tarajal-Angestellten, die versuchten dies durch Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten zu verhindern, wurden selbst in den nationalen Nachrichten ausgestrahlt.

Als kaum noch jemand an eine schnelle Lösung glaubte, nahmen die betroffenen Parteien nach den heftigen Auseinandersetzungen überraschend doch wieder die Verhandlungen auf und erzielten am 19. April sogar eine Einigung. Dabei wurden die bereits im Februar vereinbarten Zugeständnisse – unter anderem eine Lohn­erhöhung von 23% – beibehalten, dem Unternehmen jedoch diesmal eine Frist bis zum 1. September eingeräumt, um die ausstehenden Zahlungen zu begleichen und eine definitive Lösung mit der Stadtverwaltung für die Finanzierung der zusätzlichen Kosten zu finden.

Während Puerto de la Cruz nun langsam wieder zur Normalität zurückfindet, droht bereits der nächs­te Müllstreik. Diesmal in Güímar, wo bereits vor fünf Monaten wegen Unterbezahlung gestreikt wurde.

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