Sturmtief „Emma“ ließ im Hafen von Gran Tarajal mehrere Kähne sinken, aus denen Diesel austrat
Kanarische Inseln – Ende Februar wurden die Kanarischen Inseln gleich von zwei Sturmtiefs heimgesucht. Aufgrund des starken Windes, der heftigen Regenfälle und der hohen Brandung kam es zu zahlreichen schweren Schäden. Am schlimmsten traf es jedoch den Hafen von Gran Tarajal auf Fuerteventura, wo acht an der Mole vertäute Kähne und Schlepper losgerissen wurden und sanken. Dank des schnellen, gut koordinierten und effektiven Einsatzes konnte eine Umweltverschmutzung durch auslaufenden Diesel-Treibstoff verhindert werden.
Für das letzte Februar-Wochenende hatte die Wetterbehörde Aemet vor starkem Regen, es fielen stellenweise bis zu 60 l pro qm, Wind, mit Geschwindigkeiten von stellenweise über 100 km/h, und hohen Wellengang gewarnt. Besonders betroffen waren Teneriffa und La Palma, wo es zu Steinschlägen, umgestürzten Bäumen, Verkehrsunfällen und Stromausfällen kam. Die beiden Flughäfen Teneriffas mussten für zwei Stunden gesperrt werden. Auf Gran Canaria füllten die starken Regenfälle endlich die leeren Wasserbecken auf und sorgten für Erleichterung bei der Landwirtschaft.
Nur zwei Tage später traf das Sturmtief „Emma“ am Nachmittag des 27. Februar auf die Kanarischen Inseln. Wieder hatte die Aemet eine offizielle Warnung vor starkem Wind, intensiven Regenfällen und hohem Wellengang herausgegeben, was die Regionalregierung zum Anlass nahm, am 28. Februar auf fast allen Inseln den Schulunterricht abzusagen. In Vallehermoso auf La Gomera, stürmte es am stärksten; dort wurde eine maximale Windgeschwindigkeit von 152 km/h gemessen. Insbesondere auf den Südseiten der Inseln fielen bis zu 70 l/qm Regen (Arico, Teneriffa) – eine Erleichterung für die bislang von der Trockenheit bedrohten Landwirtschaft.
Am späten Abend riss sich in Santa Cruz de Tenerife die Bohrinsel „West Taurus“ los, rammte das Containerschiff „Spica“ und verursachte einen drei Meter langen Riss im Rumpf. Dank der doppelten Hülle der „Spica“, die in der zweiten Lage nur zu 40 cm aufgerissen wurde, konnte das eindringende Wasser mithilfe von sechs Pumpen schnell unter Kontrolle gebracht werden. Treibstoff trat dabei nicht aus.
Gesunkene Kähne im Hafen von Gran Tarajal
Ein weitaus schlimmerer Vorfall, der zu einer Umweltverschmutzung hätte führen können, ereignete sich hingegen Ende Februar im Hafen von Gran Tarajal auf Fuerteventura:
Erst einen Monat zuvor hatten die Einwohner von Gran Tarajal mit einer Demo und Unterschriftensammlung gegen die seit längerer Zeit im Hafen liegenden, rostenden Kähne protestiert und deren Entfernung gefordert.
Kurz bevor der Sturm kam, hatte die Marinekommandatur es abgelehnt, die Kähne aus dem Hafen schleppen und vor der Küste verankern zu lassen, weil die Besatzung der unter panamesischer Flagge stehenden Kähne nur aus zwei koreanischen Matrosen bestand.
Am 28. Februar traf „Emma“ den Hafen von Gran Tarajal mit voller Wucht. Der Sturm und die meterhohen Brecher rissen die vier Kähne und vier von fünf Schleppern los. Mehrere Bagger und ein großer Kran stürzten ins Hafenbecken. Unter der Einwirkung der Naturgewalten stießen die außer Kontrolle geratenen Kähne und Schlepper gegen die Mole und gegeneinander. Innerhalb von zwei Tagen gingen drei Kähne vollständig unter und sanken auf den Grund des Hafenbeckens. Der vierte Kahn sank nur teilweise, wurde jedoch am Dieseltank beschädigt und es trat Treibstoff aus. Die Behörden befürchteten, es könne zu einer Ölpest kommen, denn in den Schiffen befanden sich insgesamt 147.000 l Diesel. Allein die größten der gesunkenen Kähne hatten 50.000 bzw. 47.000 l Treibstoff an Bord.
Umgehend trat der Krisenstab zusammen und leitete Maßnahmen zur Bekämpfung des ausgelaufenen Diesels ein. So begannen Schiffe der Seenotrettung, Fischerboote und Sportboote mit freiwilligen Helfern, kleinere Ölflecken zu verteilen. Vier Ölsperren wurden an der Hafeneinfahrt installiert, um eine Ausbreitung zu verhindern, und das ausgetretene Diesel aus dem Becken abgeschöpft. Die Versorgungsleitung zur Aufbereitungsanlage für Trinkwasser wurde vorsorglich geschlossen und Kontrollen der Luft- und der Wasserqualität am Strand von Gran Tarajal und im Gebiet von Aceitún durchgeführt. Man begann mit dem Auspumpen der Dieseltanks der Kähne und Schlepper.
Am 4. März war bereits ein Bagger an Land geholt, der einzige noch vertäute Schlepper ausgepumpt, zwei Boote vertäut, ein anderes aus dem Becken gehoben und ein weiteres an die Oberfläche geholt worden, wie Blanca Pérez, Vizeleiterin des Umweltressorts mitteilte. Demnach war nur noch eine geringe Menge an Treibstoff im Wasser des Hafenbeckens vorhanden. Sergio Lloret, Bürgermeister von Tuineje, bestätigte, die Gefahren für die Umwelt seien gebannt.
Bereits am 5. März konnte Nieves Lady Barreto, Leiterin des Ressorts für Sicherheit, bekannt geben, die Taucher hätten keine neuen Lecks an den untergegangenen Kähnen festgestellt und stattdessen wieder Fische am Boden des Hafenbeckens ausmachen können, nachdem ein leckgeschlagener Kahn mit einer Glocke isoliert worden war. Weiterhin sei man mit dem Auspumpen des restlichen Diesels beschäftigt, doch die Aufräumarbeiten gingen gut voran. Luftaufnahmen bestätigten, dass es zu keinen weiteren Ölflecken gekommen sei.
Als Nächstes sollte eine Karte des Hafenbeckens mit genauer Lage der gesunkenen Kähne, Maschinen und Gerätschaften erstellt werden, um ab dem 7. März die komplette Bergung vorzunehmen.
Regionale und lokale Politiker dankten dem Krisenstab, den Einsatzkräften, den Fischern und den Bürgern für den schnellen und effektiven Einsatz, der Schlimmeres verhindert habe.
Als Regionalpräsident Fernando Clavijo am 3. März nach Gran Tarajal reiste, erwarteten ihn 400 Einwohner, die forderten, dass jemand die Verantwortung übernehmen müsse, nachdem sie schon vor Wochen auf die verrostenden Kähne im Hafen aufmerksam gemacht hatten. Das dieser Tage Vorgefallene sei nur eine Frage der Zeit gewesen, erklärte ein Einwohner. Clavijo versprach, die Verantwortlichkeit zu erforschen und die Übernahme der Schäden zu sichern. Er bestätigte, dass die Luft- und Wasserkontrollen unter den Grenzwerten lägen und beruhigte die Einwohner.
Am 6. März arbeiteten rund 200 Personen im Hafen an den Aufräumgsarbeiten. Experten überwachen mit hochmodernen Mitteln die Abschöpfung des letzten Diesels.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]