Opfer der Vulkankatastrophe gingen auf die Straße

Die 92-jährige Teodora, die ihr Haus an den Vulkan verlor, führte die Demonstration an. Foto: EFE

Die 92-jährige Teodora, die ihr Haus an den Vulkan verlor, führte die Demonstration an. Foto: EFE

Krieg in der Ukraine zwingt zur Verschiebung der Regionalpräsidentenkonferenz

La Palma – Der russische Einmarsch in die Ukraine hat auf La Palma zur Verschiebung der für den 25. Februar geplanten Konferenz der Regionalpräsidenten Spaniens gezwungen. Der plötzliche Krieg in Osteuropa machte nicht nur die Anreise von Ministerpräsident Pedro Sánchez unmöglich, auch das spanische Königspaar, das einen Tag vor der Konferenz zu einer feierlichen Ehrung der Bevölkerung der Insel auf La Palma erwartet wurde, musste die Reise verschieben.

Beide Termine, die Abhaltung der Regionalpräsidentenkonferenz sowie die Ehrung für La Palma sollten die Insel nach dem Ende des Vulkanausbruchs erneut in den Blickpunkt rücken und für das Schicksal der Betroffenen und den langwierigen Wiederaufbauprozess sensibilisieren.

Bislang wurde weder ein neuer Termin für die Ehrung der Opfer der Vulkankatastrophe noch für die 26. Regionalpräsidentenkonferenz bekannt gegeben. Regierungssprecherin Isabel Rodríguez versicherte jedoch, dass die Konferenz auf alle Fälle auf La Palma stattfinden werde.

Während im Kloster San Francisco in Santa Cruz de La Palma, wo das Königspaar erwartet worden war, die bereits installierte Bestuhlung, Beleuchtung und Lautsprecheranlage wieder abgebaut wurden, gingen in Los Llanos de Aridane Hunderte Bürgerinnen und Bürger – nach Angaben der Polizei waren es bis zu 1.500 – auf die Straße, um mehr Hilfen für den Wiederaufbau und vor allem ein würdiges Zuhause für diejenigen zu fordern, deren Heim unter Lava und Asche begraben wurde. Auch wenn die Aufmerksamkeit durch das abgesagte Treffen der Regionalpräsidenten und den verschobenen La Palma-Besuch von König Felipe und Königin Letizia wohl nicht so groß sein würde, setzten sie ihren Plan um, durch eine Demonstration auf ihre dramatische Lage aufmerksam zu machen.

Der Leiter des kanarischen Wohnungsbauamtes, Sebastián Franquis, besichtigte die ersten „casas tipo contenedor“. Foto: Gobierno de Canarias
Der Leiter des kanarischen Wohnungsbauamtes, Sebastián Franquis, besichtigte die ersten „casas tipo contenedor“. Foto: Gobierno de Canarias

Container-Wohnungen stoßen auf Ablehnung

Die Demonstration wurde von der 92-jährigen Teodora angeführt, die, in ihrem Rollstuhl sitzend, ein Schild hochhielt, auf dem stand: „Ich brauche ein Haus“. Teodora und ihre Tochter Goretti gehören zu den Bewohnern des von der Lava verschütteten Ortes Todoque. Ihr Zuhause liegt heute unter einer zehn Meter dicken Schicht aus Lava und Asche. Vor der Vulkankrise, berichtete Goretti, sei ihre Mutter noch selbstständig gewesen und hätte keinen Rollstuhl gebraucht. Jetzt müssen sie in eine Mietwohnung ziehen, die nicht für die Bedürfnisse von Teodora geeignet sei, beklagte sie.

Die Hauptforderungen der Demonstranten an diesem 25. Februar lauteten, dass die Finanzhilfen beschleunigt werden, dass die Spekulation auf dem Mietwohnungsmarkt verhindert wird und den durch den Vulkanausbruch obdachlos gewordenen Menschen würdige Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Die Wohncontainer, deren erste Einheiten in diesen Tagen auf der Insel eintrafen, seien nicht angemessen, wurde moniert. Weitere Forderungen der Demonstranten sind Mietbeihilfen, da viele von ihnen bislang die Mieten aus eigenen Mitteln bestreiten müssen, sowie Baugenehmigungen für bislang nicht als Bauland ausgewiesene Grundstücke auf der gesamten Insel und nicht nur in den betroffenen Gemeinden.

Viele Familien, die durch den Vulkanausbruch ihren Hauptwohnsitz verloren haben, versichern, dass die einzige finanzielle Unterstützung, die sie bislang erhalten haben, aus den Spenden bestand, die auf den Konten der Inselverwaltung und der Gemeinden eingingen und verteilt wurden.

Ein Zuhause im Container: drei Schlafzimmer, zwei Bäder, Wohn- und Küchenbereich auf 60 Quadratmetern

Wie das kanarische Wohnungsbauamt am 24. Februar mitteilte, sollen die ersten 85 Wohncontainer in den nächsten Wochen bezugsfertig sein. Die Containerhäuser seien bei einer Firma in Galicien bestellt worden, die sich zu einer raschen Lieferung bereit erklärte. Die ersten fünf Einheiten, die aus jeweils zwei zusammengefügten Containern bestehen, sind Ende Februar im Hafen von Santa Cruz eingetroffen. Jede dieser Wohneinheiten soll nach Auskunft des Wohnungsbauamtes, das Sebastián Franquis leitet, 60 Quadratmeter groß sein und über drei Schlafzimmer, zwei Bäder sowie einen Wohn- und Küchenbereich verfügen. Die Kosten für den Erwerb der 85 Wohncontainer belaufen sich für die Regionalregierung auf 5,3 Millionen Euro. Sie sollen auf einem Grundstück in Los Llanos de Aridane aufgestellt werden, das mit Kanalisation, Wasser- und Stromanschluss dafür vorbereitet wird.

Grundriss und Aufteilung eines Containerhauses  Foto: EFE
Grundriss und Aufteilung eines Containerhauses Foto: EFE

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