Osterprozessionen und religiöses Brauchtum


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Karwoche und Ostern

Die Karwoche ist das bedeutendste und aufwendigste religiöse Fest in Spanien, und das Leiden, Sterben und die Auferstehung Christi werden teils als religiöses Schauspiel inszeniert, das mit der Fastenzeit beginnt und am Ostersonntag seinen Höhepunkt erreicht.

In sämtlichen Winkeln Spaniens kann man die leidenschaftlichen Kundgebungen des tiefen religiösen Gefühls der Menschen erleben. Überall haben sie ihre eigenen lokalen Besonderheiten. In Andalusien sind die Festlichkeiten ausdrucksreich, lebhaft, fröhlich, spontan und farbenfroh; in Castilla-León ernsthafter und feierlicher. 

Auch auf den Kanaren reihen sich in der Karwoche die Prozessionen aneinander. Deren Ursprung liegt im ausgehenden Mittelalter und kam durch die spanischen Eroberer auf die Inseln. Auf Teneriffa hat das religiöse Fest in La Laguna, La Orotava und Adeje besondere Tradition. Aber auch in touristischen Gemeinden wie Puerto de la Cruz wird das religiöse Brauchtum gepflegt. 

Die Büßer

Begleitet werden die Prozessionen von den „Nazarenos“ oder „Penitentes“, den Büßern. Dies sind Mitglieder der Bruderschaften, die leicht zu erkennen sind: Sie tragen lange Gewänder, und ihre Gesichter sind unter spitzen Kapuzen verborgen, die zwar auf den ersten Blick an den Ku-Klux-Klan erinnern, damit aber nicht das Geringste zu tun haben. Weltweit bekannt ist die Cofradía der Nazarenos in Sevilla, die in ihren weißen Kutten barfuß bis zu zwölf Stunden lang durch die Straßen der Stadt ziehen. Der Spitzhut, „Capirote“, soll verhindern, dass der Büßer erkannt wird, damit die Mitglieder der Bruderschaften mit ihrem Bußgang in der Öffentlichkeit nicht „angeben“. Die Kapuzen sind ein Sinnbild für die Nähe zu Gott (sie zeigen in den Himmel) und das intime Gespräch mit ihm. Durch verschiedene Farben der Kutten und prächtige Stickereien unterscheiden sich die Cofradías voneinander. Wie auf dem Festland und in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern vermischen sich in den Prozessionen religiöse Inbrunst, Folklore und Volksfeststimmung. Sie sind inzwischen Anziehungspunkte für Touristen aus aller Welt geworden. 

 

„Pasos“

Die Tradition der Semana Santa in Spanien geht auf das 15. und 16. Jahrhundert zurück, als die katholische Kirche begann, der Bevölkerung die Passion Christi näherzubringen. Künstler erhielten Aufträge zur Anfertigung von Heiligenfiguren aus Holz, die dann, zum Teil mit prunkvollen Gewändern bekleidet, in den Prozessionen durch die Städte getragen wurden. „Pasos“ werden die Heiligenfiguren auf den reich verzierten Altarbühnen genannt. Einige dieser Skulpturenwerke sind mehrere Hundert Kilo schwer und werden von rund 30 Trägern, den „Costaleros“, getragen. Mehrere Stunden lang balancieren die „Costaleros“ im einstudierten langsamen Gleichschritt den „Trono“ auf ihren Schultern. Die schweren Holzgestelle wurden mancherorts in den letzten Jahren durch Aluminium ersetzt, um die Träger zu entlasten.

Die „Pasos“ zeigen Stationen der Leidensgeschichte Christi. Sie sind Nachbildungen der Leidensgestalten. In der Karwoche werden meist Christusfiguren in den Prozessionen getragen, mancherorts auch Figuren der Heiligen Jungfrau.

„Cofradías“

Im Mittelpunkt der Prozessionen stehen neben den Heiligenfiguren die „Cofradías“ und „Hermandades“, die religiösen Bruderschaften, deren Mitglieder Cofrades heißen. Sie begleiten die Heiligenfiguren während der Prozession, die meist von Kirche zu Kirche oder einmal durch die Stadt führt. 

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