Pandemie hat Coworking-Sektor ausgebremst

Coworking hat auch in Spanien im letzten Jahrzehnt einen rasanten Aufschwung erlebt. Foto: Pixabay

Coworking hat auch in Spanien im letzten Jahrzehnt einen rasanten Aufschwung erlebt. Foto: Pixabay

Die rasant wachsende Branche ist von den Auswirkungen des Virus stark betroffen

Madrid – Das Zeitalter der Digitalisierung bringt auch Veränderungen unserer Arbeitswelt mit sich. Und eben das hat dem Sektor des sogenannten Coworking auch in Spanien im letzten Jahrzehnt zu einem rasanten Aufschwung verholfen. Seit hierzulande 2012 die ersten Coworking-Büros eröffneten und Selbstständigen ebenso wie Unternehmen mit den anzumietenden Räumlichkeiten flexible Arbeitsplätze zur Verfügung stellten, hat sich die Gesamtfläche dieser neuen Form von Gemeinschaftsbüros, um das Neunfache erhöht und belegt derzeit spanienweit 980.000 Quadratmeter.
Anfang dieses Jahres noch freuten sich die Betreiber der Coworking Spaces über Auslastungszahlen von 99,5%. „Doch am 15. März wurden wir zu einer Vollbremsung gezwungen“, erklärt Manuel Fernández, Teilhaber und Online Marketing-Leiter von Coworking La Fábrica, ein Unternehmen, das in Madrid vier dieser Gemeinschaftsbüros betreibt, im Hinblick auf den Beginn der strengen Quarantänemaßnahmen wegen der Corona-Krise. Zwar ginge es jetzt langsam wieder aufwärts, allerdings liege die Auslastung weiterhin nur bei etwa 60%.
Tatsächlich hat die Corona-Pandemie den Sektor stark getroffen. Viele der bislang beliebten und gut gebuchten Coworking Spaces, die landesweit im vergangenen Jahr 88 Millionen Euro erwirtschafteten, mussten aufgrund ausbleibender Kunden monatelang schließen.
„Die Pandemie hat uns schwer getroffen, denn das Wort, das am meisten mit Coworking in Verbindung gebracht wird, ist Flexibilität, und diese Flexibilität besteht eben auch im Zusammenhang mit den Mietverträgen unserer Spaces“, erklärt Xavi Bassons, Geschäftsführer und Mitbegründer von Monday Working Space, das fünf dieser insgesamt 353 modernen Gemeinschaftsbüros in Barcelona betreibt. „Bei einer Gesundheitskrise, wie wir sie erleben, wird eben diese Flexibilität zu einem zweischneidigen Schwert, denn ebenso wie ein Unternehmen von einem Tag auf den anderen Büroräumlichkeiten für 20 Angestellte anmieten kann, kann es bereits im nächsten Monat entscheiden, wieder zu kündigen.“
Bassons blickt jedoch trotz allem optimistisch in die Zukunft, denn bei allen Schwierigkeiten gebe es doch einen Lichtblick. Die Pandemie habe nämlich vielen Unternehmern dazu gedient, ihre Arbeitsweise und -abläufe neu zu überdenken. „Der Trend zum Coworking wird langfristig gesehen durch die Krise noch beschleunigt werden“, so Bassons. Besonders in Sektoren, bei denen Flexibilität und Technologie den Ausschlag geben, habe bereits jetzt ein Umdenken begonnen. So gebe es schon Unternehmer, die nicht zuletzt auf- grund der Quarantäne entdeckt haben, dass es viele Vorteile hat, für die Arbeitnehmer Coworking Spaces in der Nähe ihres Wohnsitzes anzumieten, anstatt ein großes Gesamtbüro zu führen, in dem für alles selbst gesorgt werden müsse.

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